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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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Kleider brauchen.«
    Jacob griff in die Tasche. Das Tuch war klitschnass, aber Earlkings Karte fiel so trocken und unversehrt heraus, als hätte sie sich gerade erst in seine Hand gestohlen. Fuchs warf der Karte einen unbehaglichen Blick zu, doch sie war leer, bis auf Earlkings Namen. Der Karton war so blütenweiß, als hätte das Meer alle Tinte fortgewaschen. Jacob scheuchte eine Spinne fort, die ihm aus der Tasche kroch, und schob die Karte hinein. Er wollte sie immer noch fortwerfen, aber seit Wills Name darauf gestanden hatte, kam sie ihm unvernünftigerweise wie eine Verbindung zu seinem Bruder vor.
    Gewöhnlich funktionierte das Goldtuch auch, wenn es nass war, aber Jacob musste erneut endlos lange reiben, bis es ihm schließlich einen papierdünnen Taler gewährte. Ja, er brauchte ein neues Tuch, aber sie waren alles andere als leicht zu finden.
    Jacob schüttete sich das Wasser aus den Stiefeln.
    »Das wievielte Mal war es?«
    Er kam kaum auf die Beine.
    »Das wievielte Mal was?«
    Fuchs konnte sich auch kaum aufrecht halten. Sie zitterten beide vor Kälte in den nassen Kleidern.
    »Dass du mir die Haut gerettet hast.«
    Fuchs lächelte und wischte ihm den Sand vom Rücken.
    »Ich glaube, wir sind fast quitt.«

24
DER ABDRUCK EINES STIEFELS
    K üste … seine Hand … fast zerdrückt. Die Spinne tanzte so stockend, als hätte sie ebenso viel Wasser geschluckt wie ihre Schwester.
    Albion hatte eine Flotte und Nerron fast seinen achtbeinigen Spion verloren, aber zum Glück waren Zwillingsspinnen zäher als Holz- und Eisenschiffe. Reckless hatte sich ebenfalls nicht übel geschlagen, wollte man dem Bericht der Spinne glauben. Feuer vom Himmel … Wasser … Rauch … Tod. Nerron hatte sich nur mühsam zusammenreimen können, was genau geschehen war, aber letztlich waren bloß zwei Tatsachen von Interesse: Der Angriff der Goyl machte die Armbrust für all ihre Gegner noch begehrenswerter und Reckless hatte es zurück aufs Festland geschafft – mit dem Kopf.
    Ah, dieses Wettrennen machte Spaß. Auch wenn das Prinzlein fürs Erste die Hand hatte. Wenn man vom Teufel sprach … das Klopfen an Nerrons Tür klang nach jemandem, der es nicht gewohnt war, geschlossene Türen vorzufinden. Nerron scheuchte die Spinne zurück in das Medaillon und öffnete.
    »Sieh dir das an!« Louis hielt ihm anklagend den verfärbten Hemdsärmel vors Gesicht. »In diesem Gasthaus können sie nicht mal Kleider waschen! Und was glaubst du, was mein Vater sagt, wenn ich ihm telegrafiere, dass Lelou mir heute Morgen die Läuse aus den Haaren suchen musste?«
    Nerron malte sich aus, wie er einen Kronleuchter aus Louis’ Knochen baute. Die Fantasie war eine so wunderbare Gabe.
    »Was suchen wir als Nächstes?« Aha. Er hatte Blut geleckt. Die Lust an der Jagd … Louis hatte zu viele fürstliche Räuber unter seinen Vorfahren, um immun dagegen zu sein.
    »Holt die anderen zwei und trefft mich hinter den Ställen.«
    Nerron wollte die Tür zuschlagen, aber Louis setzte den teuren Stiefel dazwischen. »Du bist nicht gerade mitteilsam, Goyl. Ich glaube, du sagst uns nicht alles, was du über diese Suche weißt.«
    Warum sollte ich, Prinzlein? Damit du oder dein Vater irgendwann auf die Idee kommt, allein nach der Armbrust zu suchen?
    »Fragt Lelou. Er weiß bestimmt mehr als ich«, gab er zurück. »Und was die Läuse betrifft, warum schlagt Ihr dem Wirt nicht vor, dass er Euch die Weinrechnung erlässt?«
    Louis wischte sich ein fettes Exemplar von der Stirn und zerdrückte es angeekelt zwischen den Fingern.
    »Also gut«, sagte er und nahm den Stiefel aus der Tür. »Hinter den Ställen. Aber denk dran. Ich warte nicht gern!«
    Es war natürlich Nerron, der warten musste. Wahrscheinlich hatten sich noch ein paar Läuse gefunden. Es war ein Wunder, dass das Eau de Toilette, das Louis benutzte, sie nicht allesamt auf der Stelle umbrachte. Eaumbre stapfte wortlos hinter seinem prinzlichen Schützling her, aber Lelou redete so atemlos wie üblich auf Louis ein. Er verstummte erst, als er Nerron neben den gesattelten Pferden stehen sah.
    »Lelou sagt, du hast ihm erzählt, dass wir auch noch ein Herz und einen Kopf finden müssen, um die Armbrust zu bekommen?« Louis trug den Täuschbeutel mit der Hand am goldbeschlagenen Gürtel. Er strich darüber, als wollte er daran erinnern, dass nicht Nerron, sondern er bislang der erfolgreichere Schatzjäger gewesen war.
    Blaublütiger Idiot.
    Nerron schenkte ihm sein harmlosestes Lächeln.
    »Ja,

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