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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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das ist richtig«, sagte er. Es war besser, bei Lelou den Eindruck zu erwecken, dass er ihn über jedes Detail der Jagd auf dem Laufenden hielt. Auf die Art stellte der Käfer nicht so viele Fragen. Aber nun wurde es Zeit, etwas von der Wahrheit abzuweichen.
    Er setzte ein besorgtes Gesicht auf. »Leider ist mir zu Ohren gekommen, dass ein Spion aus Albion den Kopf an sich gebracht hat. Bis wir ihn mit Kutsche oder Zug einholen, hat er das Herz womöglich auch schon. Also schlage ich vor, dass wir einen Zauber benutzen, um ihn aufzuhalten.«
    Louis runzelte die täuschend hohe Stirn.
    »Albion. Immer wieder Albion«, knurrte er. »Mein Vater ist zu freundlich zu ihnen.«
    Lelou rieb sich die spitze Nase. »Ich bin schon einmal mit einem Zauber gereist. Es ist sehr ungesund. Mein eigener Schatten hat danach mit mir gesprochen!«
    Nerron zog einen Lederbeutel aus der Satteltasche. »Keine Sorge. Wir Goyl benutzen einen Zauber, der keinerlei Nebenwirkungen hat.« Er hatte nicht die geringste Ahnung, ob das auch auf Menschen zutraf, aber natürlich erwähnte er das nicht.
    Der Beutel enthielt Erde, die Nerron vor den Aufzügen der Mine aufgesammelt hatte, in der Guismunds Gruft gefunden worden war. Er war sicher, dass der Stiefel, der seinen Abdruck darin hinterlassen hatte, von Reckless stammte. Lelou beobachtete voll Misstrauen, wie Nerron die Erde auf einem flachen Stein verteilte. Was für eine Gelegenheit, sie alle drei loszuwerden. Für einen Moment konnte er der Versuchung kaum widerstehen. Aber Louis hatte die Hand und Lelous Wissen konnte bei der Suche nach dem Herzen nützlich sein. Was ist mit dem Wassermann, Nerron? Er streifte Eaumbre mit einem schnellen Blick. Sein Instinkt sagte, dass auch er noch von Nutzen sein würde – und wenn er es ihm am Ende nur abnahm, die anderen zwei zu töten.
    »Also … es ist ganz leicht. Solange ihr tut, was ich sage.« Nerron winkte sie ungeduldig an seine Seite. »Die Zügel in die linke und die rechte Hand auf die Schulter des Vordermanns.«
    Lelou musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um Louis’ Schultern zu erreichen, und das Prinzlein zog sich die kalbsledernen Handschuhe an, bevor er den Wassermann berührte, aber Eaumbre grub die Finger so bestimmt in Nerrons Schultern, als wollte er ihn daran erinnern, wie viel Schaden sie anrichten konnten.
    Nerron drückte den Stiefel in die Erde, auf der vor ein paar Tagen Jacob Reckless gestanden hatte – und roch Salz in der Luft.
    Wasser.
    Er schauderte.
    Hoffentlich würden sie nicht bis zum Hals darin landen.

25
DAS ZWEITE MAL
    S ie hatten den Kopf. Jacob ertappte sich dabei, dass er lächerlich zuversichtlicher Stimmung war, als sie sich in einer Pension einmieteten, um nach all dem kalten Wasser wenigstens eine Nacht in einem warmen Bett zu schlafen. Sie stiegen in St. Riquet ab, einer Kleinstadt, deren enge Gassen aus einer Zeit stammten, die selbst hinter dem Spiegel längst vergessen war. Am Marktplatz gab es Fachwerkhäuser, deren Dächer noch von Riesen gedeckt worden waren, und eine Kirchturmglocke, die jedes Mal zu schlagen begann, bevor der Tod sich einen der Einwohner holte.
    Fuchs machte sich noch am Abend auf die Suche nach einem Mietstall, um Pferde zu besorgen, und Jacob telegrafierte Dunbar und Chanute, in der Hoffnung, irgendetwas zu erfahren, das ihnen bei der Suche nach der Hand und dem Herzen helfen konnte. Er war nicht sicher, was Dunbar von der Nachricht halten würde, dass seine Theorie sich als richtig erwiesen und sie den Kopf gefunden hatten, aber vielleicht freute er sich wenigstens darüber, dass sie noch am Leben waren. Jacob schickte auch Valiant ein Telegramm, um den Zwerg bei Stimmung zu halten. Allerdings verriet er ihm weder etwas von dem Kopf noch, wo sie sich gerade befanden. Jacob traute Valiants Verschwiegenheit nicht, und dass er nicht vorhatte, die Armbrust meistbietend zu verkaufen, würde der Zwerg noch früh genug erfahren.
    Es war der erste warme Frühlingstag. Das barfüßige Blumenmädchen, das an einer Straßenecke Primeln verkaufte, fror sicher trotzdem. Es war mager wie ein junger Vogel und hatte rotes Haar. Fuchs war kaum älter gewesen, als Jacob sie zum ersten Mal in Menschengestalt gesehen hatte. Er kaufte dem Mädchen einen Strauß ab, weil er wusste, wie sehr Fuchs Primeln liebte. Er nahm die Blumen gerade aus der kleinen Hand entgegen, als der Schmerz ihm wieder in die Brust fuhr.
    Es war noch schlimmer als beim ersten Mal. Jacob stolperte gegen die

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