Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
Vom Netzwerk:
Falle gelockt, der sie nur knapp entkommen waren, und danach hatten sie seine Spur verloren. Er war Jahre später friedlich in seinem Bett gestorben, reich und angesehen, nachdem er sechs weitere Mädchen getötet hatte.
    Blaubärte waren auf der Jagd immer glatt rasiert, damit sie der bläuliche Bartwuchs nicht verriet, nach dem sie benannt waren. Angeblich gab es kaum ein Dutzend von ihnen, doch Chanute schwor, dass es Hunderte waren. Man sagte, dass sie alle einen gemeinsamen Vorfahren hatten, einen Mann mit schwarzem Blut und blauschwarzem Bart, der einen Weg gefunden hatte, sich von der Angst anderer zu ernähren und dadurch ewig zu leben. Blaubärte töteten erst, wenn diese Angst erschöpft war. Darauf beruhte Jacobs ganze Hoffnung: Fuchs würde Troisclerq nicht so leicht geben, wonach ihm hungerte.
    Einer der Bahnhofsvorsteher erinnerte sich an eine junge rothaarige Frau, die so müde gewesen war, dass ihr Mann sie hatte stützen müssen, als sie in den Zug stiegen. Die Wirkung einer Blüte …
    Der Zug hielt auch in Champlitte. Der nächste fuhr erst am Morgen, aber Jacob beschloss, nicht zu warten. Als er den Droschkenkutscher anwies, ihn in eine der Vorstädte zu fahren, wo die Luft nach Ruß und Armut stank, fragte Donnersmarck nicht, warum. Sie brauchten schnelle Pferde, sogar schneller als die, die im Stall der Kaiserin standen, und Donnersmarck wusste ebenso wie Jacob, dass man solche Pferde nur in den dunkelsten Winkeln von Vena fand. Die Bauern nannten sie Teufelsmähren, weil sie rohes Fleisch fraßen und ihr Atem so heiß war, dass man sich daran verbrühte. Man fing sie in Sümpfen und Mooren, blassweiße Gäule, denen die Mähne wie Wurzelwerk um die Hälse hing. Sie waren doppelt so schnell wie gewöhnliche Pferde, aber allzu vertrauensvolle Besitzer fraßen sie im Schlaf.
    Die zwei, die Jacob kaufte, konnte selbst der Riesling, der mit ihnen handelte, kaum halten. Donnersmarck hatte seit ihrer Schlägerei nicht viel gesagt, aber sie wussten beide, dass man das Haus eines Blaubarts besser nicht allein betrat. Es wurde dunkel, als sie Vena den Rücken kehrten und sich zusammen nach Westen wandten.

38
LUFT
    L uft! Sie hatten sich in Luft aufgelöst. Reckless und der Mann, den Kami’en auf ihn angesetzt hatte. Nicht mal Hentzau wusste, wo sie waren. Und die Spinne zog die Beine an den blauen Leib und wollte nicht mehr tanzen. Bist du immer noch froh, dass ihn die Wölfe nicht geholt haben, Nerron?
    Seine Laune war finster wie seine Haut, als er in den Palast von Louis’ Vetter zurückkam. Das Gebäude glich den überladenen Torten, die man in Venas Konditoreien fand, und es gab mehr Zimmer darin als Lelou Haare auf dem Kopf hatte. Aber Louis war immer leicht zu finden. Man musste nur dem Kichern seiner aktuellen Favoritin folgen.
    Na bitte. Die Wäschekammer. Louis ließ keinen Raum aus. Nerron presste das Ohr gegen die Tür.
    Schluss mit den zivilisierten Methoden. Er brauchte die Hand. Er brauchte das Herz, bevor Reckless es fand, und er musste seine Begleiter loswerden. Es gab nur einen Weg, all das auf einen Schlag zu erledigen. Drei Fliegen mit einer Klappe.
    »Was machst du da?« Eaumbres Flüstern klang noch feuchter als sonst. Nerron wandte sich um.
    Dem Wassermann klebte das Haar so nass am kantigen Kopf, als wäre er gerade aus einem Tümpel gestiegen. Was er vermutlich war. Nerron glaubte, einen leichten Goldfischgeruch wahrzunehmen. Wassermänner vertrockneten, wenn sie nicht ab und zu in einen Tümpel tauchten, je schlammiger, desto besser. Sie vertrockneten auch, wenn man sie zwang, eine Feuermotte zu schlucken. Bestimmt ein interessanter Anblick. Lass das, Nerron. Stell dich gut mit ihm. So ist er wesentlich nützlicher .
    Nerron wies auf die Tür der Wäschekammer. »Dein königlicher Herr wird ungeduldig. Der Krumme will die Armbrust, aber wie soll ich mich auf die Suche konzentrieren, wenn sein Sohn nichts anderes im Kopf hat, als alle Mädchen von Vena zu verführen?«
    Eaumbres Gesicht blieb so ausdruckslos wie immer. Nur seine Augen verrieten, wie es in seinem schuppigen Inneren aussah: sechs Augen, bis an den Rand gefüllt mit Langeweile und gekränktem Stolz. Louis ließ jeden in Vena wissen, dass der Wassermann nichts als ein lästiger Babysitter war, den sein Vater ihm aufgezwungen hatte. Es bestand kein Zweifel, dass Eaumbre seinen Prinzenschützling verabscheute, aber das hieß nicht, dass er irgendwen mochte. Außerdem war er stark. Sehr stark. Sicher konnte er

Weitere Kostenlose Bücher