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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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Kraftanstrengung verlangte
    »Lothringen«, murmelte Louis.
    »Wo in Lothringen?«
    Louis schauderte. »Champlitte …«, flüsterte er, »… weiß wie Milch. Schwarz wie ein Stück Nacht in Gold gefasst.«
    Dann begann er, zu schnarchen.
    Er würde mindestens zehn Jahre lang nichts anderes tun. Hellseherische Fähigkeiten hatten ihren Preis.
    Nerron richtete sich auf. Champlitte. Weiß wie Milch. Schwarz wie ein Stück Nacht in Gold gefasst. Was zum Teufel? Er bestäubte Louis’ Kleider und Hände mit Elfenstaub und steckte ihm zusätzlich ein paar Päckchen in die Jackentasche. Dann schob er den angebissenen Apfel in den Täuschbeutel zu der Hand und packte beides in die Satteltasche, in der der Beutel mit dem Kopf steckte. Er öffnete die Tür – und starrte dem Wassermann auf die uniformierte Brust.
    Eaumbre warf einen Blick über seine Schulter.
    »Was hast du mit ihm gemacht?« Seine Stimme raspelte Nerron wie eine feuchte Feile über die Haut.
    »Er hat es mit dem Elfenstaub übertrieben.« Nerron schloss die Hand unauffällig um den Pistolengriff.
    »Das würde ich besser lassen«, flüsterte der Wassermann. »Wo willst du hin? Glaubst du, der Krumme wird Freude an der Armbrust haben, wenn er seinen Sohn als Schneewittchen zurückbekommt?« Das schuppige Gesicht verzog sich zu einem grimmigen Lächeln. »Aber der Krumme sollte die Armbrust nie bekommen, stimmt’s? Du willst sie meistbietend verkaufen.«
    Nun, wenigstens ahnte er nicht die ganze Wahrheit.
    »Und wenn es so wäre?« Nerrons Finger schlossen sich fester um den Pistolengriff.
    »Ich will einen Anteil. Ich bin das Leibwächtergewerbe leid. Die Schatzjagd ist so viel einträglicher.«
    Und Wassermänner hatten reichlich Erfahrung darin. Auf ihre ganz eigene Art. Die Mädchen, die sie in ihre Tümpel verschleppten, konnten ein Lied davon singen. Die Schuppengesichter überhäuften sie mit Gold und Silber, um ihnen ihre schleimigen Küsse schmackhaft zu machen.
    Drei Fliegen … Es scheint, als wird dir eine erhalten bleiben, Nerron. Die fetteste und schuppigste der drei …
    Ein Räuspern.
    Käferfein.
    »Kann mir einer der Anwesenden verraten, wo ich den Kronprinzen finde?« Lelou stand am Ende des Korridors, das Notizbuch unter dem Arm. Was würde er am Ende dieses Tages schreiben? Und der Prinz schlief zehn Jahre und sein Schnarchen hallte durch das Schloss seines Vaters …
    Nerron wies auf die Bibliothekstür. »Eaumbre hat ihn gerade entdeckt. Ich glaube, du solltest nach ihm sehen. Wir haben uns schon gefragt, was er ohne ein Mädchen in der Bibliothek treibt.«
    Sie standen auf der Straße, bevor Lelous Geschrei den Wächter unten am Portal alarmierte.
    Der Krumme würde den Käfer sicher auf sehr unappetitliche Weise hinrichten lassen. Aber Nerron war sicher, dass er Arsene Lelou nicht vermissen würde.

39
FREUND UND FEIND
    D ie Teufelsmähren wurden ihrem Namen gerecht. In der zweiten Nacht schlich sich eines mit gebleckten Zähnen an Jacob heran, und Donnersmarck verbrühten sie die Finger, als er sie mit Kaninchenfleisch fütterte. Aber sie waren schnell.
    Grenzbäume und vereiste Pässe. Seen, Wälder, Dörfer, Städte. Jacob spürte die Angst um Fuchs wie ein Gift, das sich durch seinen Körper fraß. Die Vorstellung, sie tot aufzufinden, war so unerträglich, dass er versuchte, den Gedanken fortzuschließen, wie er es als Kind mit der Sehnsucht nach seinem Vater getan hatte. Aber es gelang ihm nicht. Mit jedem Tag, der verstrich, mit jeder Meile, die sie zurücklegten, wurden die Bilder furchtbarer, und in seinen Träumen waren sie so wirklich, dass er aufwachte und auf seinen Händen nach ihrem Blut suchte.
    Er fragte Donnersmarck nach der Kaiserin und ihrer Tochter, um sich abzulenken, nach dem Kind, das nicht sein durfte, nach der Dunklen Fee … Doch Donnersmarcks Stimme verwandelte sich immer wieder in die von Fuchs: Du wirst das Herz finden. Ich weiß es. Alles, was er noch finden wollte, war sie.
    Als sie endlich die Grenze von Lothringen überquerten, waren mehr als sechs Tage vergangen, seit Troisclerq zu ihr in die Droschke gestiegen war. Sie überquerten Flüsse, in denen sich weiße Schlösser spiegelten, ritten durch Dörfer mit unbefestigten Straßen und hörten Blüten im Mondlicht wie Nachtigallen singen … Lothringens Herz schlug immer noch im alten Takt, während die Ingenieure wie in Albion an einem mechanischen bauten.
    Irgendwann zügelte Donnersmarck das Pferd. Auf einer Weide mischten sich weiße

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