Red Leights Trinita (German Edition)
fremdartigen Eindruck. Indes versuchte Red den Schock zu überwinden, den der Anblick ihres Spiegelbildes ausgelöst hatte. Mit einem feuchten, weichen Reinigungstuch tupfte sie Blut aus dem Gesicht, wusch sich ein bisschen, um den Gestank loszuwerden, und spülte den Mund mit Zahnreiniger aus. Anwärterwaffe und Notfallpack lagen griffbereit neben ihr. Mit dem vorbereiteten Zellstab verabreichte sie dem geschwollenen Gesicht ein Regenerationspräparat. Das Medikament oder die Anstrengung verursachten eine heftige Brechattacke. Schwach klammerte sie sich an der Toilette fest, kämpfte sich schließlich zum Bett und sank erschöpft zusammen. Ihr Bauch tat weh, die Kehle brannte und kalter Schweiß perlte von ihrem Körper, trotzdem entspannte Red mit der Zeit. Die Tür war verriegelt und der Strahler in der Hand gab ihr Sicherheit.
'Nur ganz kurz. Einen Moment ausruhen. Dann anziehen und rausfinden, was los ist.'
Ihre Atmung wurde ruhig und tief. Die Augenlider klappten zu, ohne dass sie es verhindern konnte.
'Gleich steh ich auf - gleich...'
Red driftete ab. Ob sie bewusstlos wurde oder einschlief, wusste sie nicht und es war auch egal. Sie konnte es nicht kontrollieren. Ihr Körper nahm sich, was er brauchte.
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"Öffne die Tür, Leutnant!" Die Worte und das Klopfen klangen deutlich durch den Raum. Das folgende Gespräch war dagegen kaum zu verstehen. "Sie reagiert nicht immer auf ihren Rang."
"Stimmt. Ist sie tatsächlich wach?" Die Anwort war zu leise, aber kurz darauf rief jemand noch lauter: "Öffne die Tür, Red! Du musst keine Angst haben! Alles ist in Ordnung!" Der Leutnant hatte sich aufgesetzt, lauschte verwirrt. Die Waffe zielte schussbereit auf den Eingang. Langsam begann ihr Verstand zu arbeiten.
'Naro? - Ja. das ist Naro.'
Beim Versuch aufzustehen, wurde ihr schlecht und schwindelig. Also blieb sie sitzen und befahl heiser: "Öffnen!" Ein wenig erstaunte Red, dass danach gar nichts schlimmes passierte. Es gab keine Schüsse, keine Explosionen, kein Kampfgeschrei - nichts dergleichen geschah. Vor der Tür standen neun Wesen, die nun nacheinander das Quartier betraten. Niemand sagte ein Wort, während die vielen Augen an der Menschlichen hingen. Gerade als Red die Waffe sinken ließ, brach eine Flut fremder Gefühle über sie herein - eine Mischung aus Freude, Schock, Erleichterung, Bestürzung, Wut und Angst. Sie bekam Kopfschmerzen und die Übelkeit nahm zu. Mit einer Hand schirmte sie ihre Stirn ab, blinzelte überfordert in die Runde. Fries setzte sich neben sie. "Du musst behandelt werden. Kannst du laufen?" Red verstand seine Worte nicht. Das Chaos verstärkte sich - Besorgnis, Angst, Schuld, Verwunderung, Erkenntnis. Naros kräftige Stimme drang in ihr Bewusstsein. Sie versuchte, sich darauf zu konzentrieren. "Hast du den Doktor verstanden, Red? Du siehst angeschlagen aus." Ihr Verstand brauchte einige Zeit.
'Angeschlagen? - Angeschlagen. Ja, aber mal so richtig ordentlich abgeschlagen...'
Trotz der anhaltenden Irritation musste Red unwillkürlich grinsen und antwortete zitterig: "Ja, angeschlagen bin ich." Stechende Kopfschmerzen stoppten Red. Sie massierte ihre Schläfen und fuhr abwesend fort: "Großmutter hat immer erzählt, dass angeschlagene Pflaumen das beste Mus ergeben. Danach müsste ich gerade ziemlich lecker sein." Mehr Verwunderung, ungewollte Heiterkeit und wachsende Besorgnis schlugen ihr entgegen. Der Strahler rutschte aus ihrerHand. Red legte den Kopf auf die Knie und die Arme darüber. Verzweifelt wimmerte sie: "Was rede ich denn? Geht weg! Alle weg! Bitte! Geht weg! Mein Kopf..." Da streichelte jemand über ihr Haar und augenblicklich verschwand die Gefühlsflut. Kopfschmerzen und Verwirrung lösten sich ebenso schnell auf. "Besser?", fragte eine weibliche Stimme. Erleichtert blickte Red auf, sah direkt in strahlend blaue Augen. Bez zeigte ein schwaches Lächeln. "Deine Kräfte verstärken sich schnell. Du musst bald mit dem Training anfangen." Der Leutnant verstand nicht, bis sie Galias Gedanken vernahm.
'Das war viel Empathie und ein bisschen Telepathie - unsere Empfindungen und sogar ein paar Gedanken. Bez hat völlig recht. Du bist bereits sehr sensibel und die Eindrücke werden sich immer häufiger ihren Weg in deinen Kopf bahnen. Du musst lernen, deine Kräfte zu kontrollieren.'
Irritiert starrte Red die Tekkarui an. "Ein bisschen viel auf einmal?", fragte Bez sanft. Die Menschliche betrachtete die Streslar verwundert und nickte dann zögerlich. "Weil du unter
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