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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sie das für unwahrscheinlich. Sie hatte sich recht erfolgreich als unbedarfte amerikanische Blondine eingeführt. Selbst Eds Pressekontakte hielten sie für noch dämlicher als ihn, was ihr sehr gut in den Kram passte. Diese schnatternden Amseln wiederholten alles, was sie und Ed zueinander sagten, bis sich alles so gleichmäßig verteilt hatte wie die Glasur auf einem ihrer Kuchen. Und das gelangte dann zum KGB, so schnell wie eben nur Gerüchte sein konnten – die in diesen Kreisen nahezu Lichtgeschwindigkeit annahmen, weil Journalisten gewissermaßen von Natur aus intellektuellen Inzest trieben. Und die Russen hörten ihnen zu und packten alles in ihre voluminösen Dossiers, bis daraus etwas wurde, das »jeder wusste«. Ein guter Agent benutzte immer andere dazu, seine Tarnung aufzubauen. So eine Tarnung hatte stets etwas Unvorhersehbares – genau wie das richtige Leben –, und das ließ sie sogar einem erfahrenen Spion glaubwürdig erscheinen.
    Der Park war so trostlos wie alles andere in Moskau. Einige wenige Bäume, zertrampelter Rasen. Fast so, als hätte der KGB alle Parks kahl rasiert, um sie für eine Kontaktaufnahme ungeeignet zu machen. Dass es deshalb auch weniger Plätze gab, an denen sich
junge Moskowiter treffen und miteinander turteln konnten, würde das Gewissen der Leute in der Zentrale, das an einem guten Tag vielleicht Pontius-Pilatus-Niveau erreichte, vermutlich nicht sonderlich belasten.
    Und dort, vielleicht hundert Meter entfernt, war Rabbit hervorragend postiert, in der Nähe von den wenigen Spielmöglichkeiten, die eine Dreijährige – oder einen Vierjährigen – reizen mochten. Beim Näherkommen stellte Mary Pat wieder einmal fest, wie sehr die Russen ihre Kleinen verhätschelten. In diesem Fall war es vielleicht sogar noch etwas mehr als üblich geschehen – Rabbit war beim KGB, weshalb er Zugang zu besseren Konsumgütern als der Durchschnittsrusse hatte und wie jeder gute Vater in jedem anderen Land seine kleine Tochter damit verwöhnte. Das war, was seinen Charakter anging, ein gutes Zeichen, fand Mary Pat. Vielleicht würde sie diesen Kerl sogar sympathisch finden können, ein unerwartetes Geschenk für einen Agenten. Viele Geheimdienstleute waren genauso verkorkst wie ein Kleinkrimineller aus der South Bronx. Rabbit nahm nicht weiter von ihr Notiz, schaute sich nur einmal gelangweilt um, wie es Männer, die ihre Kinder beim Spielen beaufsichtigten, eben manchmal taten. Die Amerikanerin kam mit ihrem Sohn in die richtige Richtung, was aber völlig unbeabsichtigt aussah.
    »Eddie, sieh mal, da ist ein kleines Mädchen, mit dem du vielleicht ein bisschen spielen kannst«, schlug Mary Pat vor. »Versuch doch mal, ob es dich versteht, wenn du Russisch sprichst.«
    »Okay!« Und schon rannte Eddie auf die Kleine zu und sagte: »Hallo.«
    »Hallo.«
    »Ich heiße Eddie.«
    »Ich heiße Swetlana Olegowna. Wo wohnst du?«
    »Da.« Eddie deutete in Richtung Ausländergetto.
    »Ist das Ihr Sohn?«, fragte Rabbit.
    »Ja, Eddie junior. Für Sie wahrscheinlich Edward Edwardowitsch.«
    »Dann ist er also auch bei der CIA«, sagte Oleg Iwan’tsch ohne jede Spur von Humor.
    »Nicht ganz.« Fast theatralisch reichte sie ihm die Hand. Für den Fall, dass irgendwo Kameras waren, musste sie ihn schützen. »Ich bin Mary Patricia Foley.«

    »Aha. Gefällt Ihrem Mann seine neue shapka ?«
    »Sehr sogar. Was Pelze angeht, haben Sie einen sehr guten Geschmack.«
    »Das ist bei vielen Russen der Fall.« Dann schaltete er einen Gang höher. Es war Zeit, zur Sache zu kommen. »Sind Sie schon zu einer Entscheidung gelangt, ob Sie mir helfen können?«
    »Ja, Oleg Iwan’tsch, das können wir. Ihre Tochter ist wirklich reizend. Sie heißt Swetlana?«
    Der Major nickte. »Ja, sie ist mein kleines zaichik .«
    Dieser Sache mangelte es nicht an einer gewissen Ironie. Rabbit, was ja eigentlich Kaninchen bedeutete, nannte seine Tochter sein Häschen … Mary Pat lächelte strahlend. »So, Oleg, und wie schaffen wir Sie jetzt nach Amerika?«
    »Das fragen Sie mich?«, entgegnete er etwas erstaunt.
    »Tja, dazu brauchen wir verschiedene Informationen über Sie. Ihre Hobbys und Interessen zum Beispiel. Und die Ihrer Frau.«
    »Ich spiele Schach. Vor allem lese ich Bücher über frühere Schachpartien. Meine Frau hat da etwas höhere Ansprüche. Sie hört sehr gern Musik – klassische Musik, nicht diesen Schund, den Sie in Amerika als Musik bezeichnen.«
    »Irgendeinen bestimmten Komponisten?«
    Er

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