Red Rabbit: Roman
hochstieg, der wohl auch seiner Miene abzulesen war.
»Unser Geschäft ist nicht immer sauber, Sir John«, sagte der SIS-Chief of Station zu seinem Gast.
»Himmel, Andy! Wo kommen die Leichen her?«
»Ist das denn wichtig?«
Ryan atmete tief aus. »Nein, vermutlich nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Und weiter?«
»Wir bringen sie nach Süden. Dort treffen wir uns mit einem meiner Agenten, Istvan Kovacs, einem professionellen Schmuggler, der gut dafür bezahlt wird, dass er uns über die Grenze nach Jugoslawien begleitet. Von dort aus geht es weiter nach Dalmatien. Nicht wenige meiner Landsleute fahren dorthin, um dort Urlaub zu machen. Wir setzen die Rabbits in einen Linienflug, der sie – zusammen mit Ihnen – nach England bringt, und die Operation wird zur allgemeinen Zufriedenheit beendet sein.«
»Okay.« Was soll ich auch sonst sagen? dachte Jack. »Und wann?«
»In zwei oder drei Tagen, denke ich.«
»Werden Sie eine Waffe dabeihaben?«, fragte Jack weiter.
»Sie meinen, eine Pistole?«
»Nun, bestimmt keine Steinschleuder«, antwortete Ryan.
Hudson schüttelte den Kopf. »Kanonen sind in so einem Fall nicht sehr hilfreich. Wenn wir Schwierigkeiten bekommen, haben wir es mit ausgebildeten Soldaten mit Maschinengewehren zu tun, und eine Pistole würde uns da nicht viel nutzen… höchstens die Gegenseite dazu bringen, auf uns zu schießen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass wir getroffen würden, wäre in dem Fall sehr hoch. Nein, wenn es so weit kommt, ist es besser, man versucht sich herauszureden und auf seinen Diplomatenstatus zu berufen. Wir haben schon britische Pässe für die Rabbits vorbereitet.« Er zog einen großen Umschlag aus seiner Schreibtischschublade und hob ihn hoch. »Mr Rabbit spricht angeblich recht gut Englisch. Das dürfte reichen.«
»Es ist also schon alles organisiert?« Ryan wusste nicht recht, ob er erleichtert sein sollte oder nicht.
»Dafür werde ich schließlich bezahlt, Sir John.«
Und ich habe kein Recht, Kritik zu üben, dachte Ryan. »Okay, Sie sind hier der Profi. Ich bin nur ein verdammter Tourist.«
»Tom Trent hat Bericht erstattet.« Auf Hudsons Schreibtisch lag eine Nachricht. »Er hat keine Überwachung des Rabbit feststellen können. In der Hinsicht scheint die Operation problemlos zu verlaufen. Ich muss sagen, bisher geht es sehr gut.« Außer für die tiefgekühlten verbrannten Leichen im Keller der Botschaft, fügte er im Stillen hinzu. »Es ist ganz hilfreich, dass wir sie heute morgen gesehen haben. Zum Glück sehen sie ganz normal aus. Eine Schönheit wie Grace Kelly außer Landes zu schmuggeln würde garantiert Aufsehen erregen, aber Frauen wie Mrs Rabbit wohl weniger.«
»Flopsy, Mopsy und Cottontail …«, flüsterte Ryan.
»Wir bringen sie sozusagen einfach nur in einen anderen Stall.«
»Wenn Sie es sagen«, erwiderte Ryan etwas zweifelnd. Dieser Typ führte ein ganz anderes Leben als er. Und auch Cathy war härter im Nehmen: Sie verdiente ihr Geld damit, die Augen von Menschen zu operieren – wenn er, Jack, dies tun müsste, würde er in
Ohnmacht fallen wie jemand, der in seiner Badewanne eine Klapperschlange entdeckt. Natürlich, es war auch eine Art, sein Geld zu verdienen. Aber mit Sicherheit nichts für ihn.
Tom Trent folgte den Zaitzews auf ihrem langen Fußmarsch vom Hotel zum Zoo, der bei Kindern sehr beliebt war. Sowohl das Löwen- als auch das Tigermännchen waren beide äußerst beeindruckend, und das Elefantenhaus – ein in orientalischem Stil und Pastelltönen gehaltenes Gebäude – beherbergte mehrere ansehnliche Dickhäuter. Nachdem die Eltern dem kleinen Mädchen noch eine Eiswaffel gekauft hatten, näherte sich das Touristenprogramm für heute allmählich seinem Ende. Familie Rabbit kehrte ins Hotel zurück, wobei der Vater den letzten halben Kilometer das schlafende Kind tragen musste. Dies war für Trent der schwierigste Teil der Beschattung, denn auf der knapp zweieinhalb Quadratkilometer großen, gepflasterten »Landebahn« unsichtbar zu bleiben, war selbst für einen Profi wie ihn eine Herausforderung. Doch Familie Rabbit war nicht sonderlich aufmerksam, und als sie im Astoria ankamen, tauchte Trent schnell in der Herrentoilette unter, um seinen Wendemantel umzudrehen und so wenigstens seine Kleidung etwas zu verändern. Eine halbe Stunde später erschienen die Zaitzews wieder, gingen jedoch geradewegs in das gleich nebenan liegende Restaurant. Das Essen dort war sättigend, wenn auch nichts
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