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- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

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Titel: - Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Blakley-Cartwright , David Leslie Johnson
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Schatten nach.
    Dann verschwand die Bestie mit einem letzten Sprung in der Nacht.
    Aber noch war der Tanz nicht vorüber. Valerie beobachtete, wie eine Gestalt der rauchenden Glut entstieg und sich heiße Asche aus dem Gesicht wischte. Er hatte sich verbrannt, war fürs Leben gezeichnet. Aber getrieben von Schmerz und Hass, von bitterem Zorn und Rachedurst, erhob sich Vater Solomon.
    Er war wiederauferstanden.

Kapitel 18
    E r verfolgte zwei Gestalten. Menschliche Gestalten. Wehrlos. »Claude«, wimmerte eine der beiden, kaum fähig, ein Wort herauszubringen.
    Kläglich. Doch ein klägliches Wimmern klingt laut in den Ohren eines Jägers.
    So laut wie das Klopfen eines Mädchenherzens.

    Der Rauch brannte Valerie in den Augen, als sie zwischen den Trümmern umherging. Sie fühlte sich losgelöst, getrennt von den Ereignissen, die sie soeben miterlebt hatte, als wäre sie hinter einer Glaswand. Sie fragte sich, warum sie nicht unter den Toten war. Warum war sie verschont geblieben und ihre Schwester nicht? Und warum war sie nicht ebenso zu Tode verängstigt wie Roxanne, die neben ihr zitterte?
    »Claude!«, rief Roxanne wieder mit Panik in der Stimme. »Wo bist du?«
    Roxanne machte sich Sorgen um ihren Bruder. Aber sie und Valerie hatten Claude nicht unter den Dorfbewohnern
gefunden, die sich in der Kirche drängten. Sie hatten nur ihre Eltern gefunden und gleich wieder verloren, als sie weitergingen.
    Und bis jetzt hatten sie Claude auch unter den Toten nicht entdeckt.
    Bis jetzt.
    Auch nach Peter suchte Valerie. Am liebsten hätte sie einfach nach ihm gerufen, aber Daggorhorn war ein Dorf, das vom Klatsch lebte. Und so hütete sie ihr Geheimnis, selbst unter diesen tragischen Umständen.
    Aber da war noch etwas anderes, was sie davon abhielt, laut nach ihm zu rufen. Ein Verdacht, der sich in ihrem Inneren regte und den ihr Verstand bislang nur vage in Erwägung gezogen hatte, ohne ihn sich ganz zu eigen zu machen. All das hat angefangen, als Peter ins Dorf gekommen ist … Das muss ein Zufall sein …
    Sie spürte eine Bewegung in der Nähe und schaute sich, um Roxanne nicht zu erschrecken, vorsichtig um. Aber das genügte bereits.
    »Was ist? Ist da was?«
    »Nein, nichts.«
    Sie legte der Freundin beruhigend eine Hand auf den Arm und überlegte, was sie als Nächstes tun sollten.
    »Da lang«, sagte sie und führte Roxanne in die Färbergasse.

    Als der Wolf den Gestalten um die Ecke folgte, mischte sich der stechende Geruch von Farbe in den Angstgeruch des einen Mädchens.

    Aber was war mit dem anderen Mädchen?
    Wie seltsam, jemanden zu verfolgen, der nicht nach Angst riecht.

    Valerie dachte gerade an Lucie. Diese Gasse hatten sie immer geliebt, diesen schmalen, zauberhaften Weg mit den Färbebottichen und seinem Teppich aus Blütenblättern, die aussahen wie vom Himmel gefallene Flocken. Valerie war ihre ganze Kindheit über hierhergekommen und hatte immer davon geträumt, mit den Händen über die einladende Oberfläche der tiefblauen Flüssigkeit zu streichen oder ihre schmutzigen Füße hineinzustecken. Einmal hatte sie es sogar getan. Aber Lucie, die große Schwester, hatte sie gepackt und ihre blaubeerblaue Hand aus dem langen, niedrigen Bottich gezogen. Als Wiedergutmachung hatte Lucie für sie eine Handvoll Blumen aus den Speichertürmen gestohlen und ihr noch am selben Abend sorgfältig ins Haar geflochten.
    Wenn Blumen doch ewig leben könnten.
    Und Schwestern auch.
    Etwas hatte Roxanne erschreckt. Sie stieß einen schrillen Schrei aus und taumelte vorwärts. Valerie bekam sie am Handgelenk zu fassen und zog sie vom Rand eines Bottichs mit blauer Küpe weg, die im Mondschein granatrot schimmerte.
    »Vorsicht!«
    Hinter ihnen ertönte ein Klappern. Sie wirbelten herum. Valeries Herz setzte einen Schlag aus.
    Der Wolf kam durch den Rauch auf sie zu. Er knurrte gierig und fletschte die blutverschmierten, messerscharfen Fänge.
    Valerie drehte sich wieder herum und zog die vor Furcht
erstarrte Roxanne mit sich fort. Beim Rennen wirbelten sie mit ihren Füßen Blütenblätter hinter sich auf.
    Doch die Gasse hatte keinen Ausgang. Sie führte nirgendwo hin. Valerie verfluchte sich dafür, dass sie nicht daran gedacht hatte. Da war nur die Wand der Speichertürme, die mit Schnittblumen zum Färben gefüllt waren. Zum Hinaufsteigen waren Steigstifte in das Holz getrieben. Valerie sprang hoch, bekam einen zu fassen und zog sich daran hinauf. Sie schaute nach unten. Der Wolf war nirgends zu sehen. Vielleicht

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