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- Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond

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Titel: - Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Blakley-Cartwright , David Leslie Johnson
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Soldaten, Waffengeklirr. Der Lärm half ihr, wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Vater Solomon wird dich aufhalten.« Valerie hörte, wie sie klang. Wie ein kleines Mädchen, das hilflos und allein das Gesicht in den Händen vergrub und darauf wartete, dass jemand kam und alles wiedergutmachte.
    Der Wolf richtete sich zu seiner vollen Größe auf und zog seine Schulterblätter zurück. Sein Schatten fiel auf die Gesichter beider Mädchen.
    »Vater Solomon weiß nicht, womit er es zu tun hat.« Der Wolf hatte einen neuen Ton angeschlagen. »Geh mit mir fort, sonst töte ich alle, die du liebst.«
    Valerie erzitterte unter dem Gewicht seiner Forderung. Wie sollte sie sich da entscheiden?
    Der Wolf zuckte ungeduldig mit den Ohren. »Und mit deiner Freundin hier fangen wir an.«
    Er machte einen Schritt auf Roxanne zu und riss das große Maul auf.
    Unglaublich, aber genau in diesem Augenblick tauchten zwei Gestalten aus der Dunkelheit auf. Der maskierte
Schütze eröffnete sofort das Feuer auf den Wolf, als er und Solomon um die Ecke in die Gasse einbogen.
    »Ich komme wieder zu dir.« Der Wolf beugte sich zu Valerie hinab. »Bevor der Blutmond vorüber ist.«
    Als der Wolf über die Mauer setzte, schnappte sich Solomon die Armbrust und feuerte einen Pfeilhagel ab, doch der Wolf verschwand bereits in der Nacht.
    Solomon kletterte ihm nach, kam aber oben nicht über die Mauer. Er schoss und lud nach, schoss und lud nach, ohne ein Auge von dem Wolf zu wenden, der mit federnden Sprüngen entschwand.
    Solomon zitterte von der Anstrengung, seine Wut und seine Kraft zu bezähmen, als er katzengleich auf den Boden zurücksprang. Valerie sah, dass seine Wange schwarz, rot und gelb gefleckt war, wie farbiges Kerzenwachs, das zusammengeschmolzen war. Er fasste in die Küpe des Bottichs, schöpfte eine Handvoll heraus und roch daran. Er ließ die Flüssigkeit zurückfließen und schüttelte die Hand aus.
    Er führte die Mädchen in Richtung Kirchhof, doch als sie den Platz überquerten, auf dem nur noch die Glut des Feuers übrig war, trat ihnen eine von Panik ergriffene Frau in den Weg. »Gott stehe uns bei!«
    »Gott wird nur denen beistehen, die sich seine Liebe durch ihren Glauben und ihre Taten verdient haben«, erwidert Solomon und blickte in die Richtung, in die der Wolf geflüchtet war. Er erinnerte Valerie an eine gereizte Hornisse – ein Anführer, der in seiner Eitelkeit verletzt worden war.
    Valerie blickte zu Roxanne. Sie kaute an ihrem Daumen. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, sodass ihre Sommersprossen hervorstachen wie Sprenkel auf einem Rotkehlchenei.

    Am Kirchhoftor unterhielt sich der Hauptmann gerade in einer fremden Sprache mit einem Soldaten, wobei er mit tieferer Stimme als sonst sprach. Er unterbrach die Unterhaltung und führte sie in den Hof. Am Tor prangte ein Bild von Christus als Wolfstöter, der einem Wolf einen Dolch in die Brust stieß. Der Anblick verursachte Valerie Gänsehaut.
    »Hier kann euch nichts geschehen.« Der Hauptmann wechselte mühelos zwischen den Sprachen.
    »Aber mein Bruder!«, protestierte Roxanne. »Ich muss ihn finden.«
    »Wenn er am Leben ist, wirst du ihn drinnen finden.«
    » Warten Sie!«, schrie sie, aber er hatte bereits die schwere Eisentür hinter ihnen zugeschlagen.
    Valerie sah ihre Freundin mitfühlend an. Und sie selbst machte sich immer noch Sorgen um Peter. »Ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht, Roxanne. Er weiß sich auf seine Weise zu helfen.«
    Roxanne starrte sie an, als wäre sie eine Fremde. »Du hast mit dem Wolf gesprochen«, flüsterte sie vorwurfsvoll mit angstverzerrter Stimme.
    »Ich musste doch«, antwortete Valerie. »Er hat uns ja angesprochen. « Sie dachte, sie wären darin einer Meinung.
    »Nein«, widersprach Roxanne. »Er hat uns angeknurrt … « Die Angst in ihren Augen wuchs. »Du hast gehört, wie er zu dir gesprochen hat?«
    Valerie begriff die ganze Trageweite dessen, was soeben geschehen war. Roxanne hatte kein Wort verstanden. Nur sie selbst hatte den Wolf verstanden. In einem Dorf wie diesem war die Gefahr, dass jemand von ihrer Gabe erfuhr, gewaltig. Sie schaute sich um, um festzustellen, ob jemand zugehört hatte.

    Sie stellte sich vor, welche Gerüchte sich verbreiten würden, falls jemand davon erfuhr. Und dann stellte sie sich selbst die Fragen: Warum hatte der Wolf nur zu ihr gesprochen? Warum hatte ihn nicht auch Roxanne verstanden? Valerie wurde es in der eigenen Haut zu eng.
    »Sie werden mich als Hexe

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