Red Shark: Thriller (German Edition)
und dann leuchtend rot aufblinkten.
Karl Radford sah zu, wie der Stoßverkehr sich vor seinem Büro in Crystal City auf dem Shirley Highway langsam am Pentagon vorbeischob. Er wandte sich davon ab, als ein Captain der Navy etwas außer Atem in sein Büro kam.
»Die Verspätung tut mir leid, General. Unser Übersetzer hatte Probleme mit der Aufzeichnung.«
Radford blickte auf die Mini-Disk, die der Captain in der Hand hielt. Er bemerkte den roten Aufdruck – Nur zur Ansicht. Der Offizier, der durch das Namensschild an einer Schnur um seinen Hals als Roth, Allan J., identifiziert wurde, ging direkt zu Radfords Computerausgang auf seinem Schreibtisch, schob die Diskette ein und tippte einen Befehl in die Tastatur.
Eine Seite baute sich auf; Roth trat zurück. Radford setzte sich hin und blickte auf den Monitor, während Roth die ausgedruckte Kopie musterte, die er mitgebracht hatte. Radford sah auf. Seine Enttäuschung, um nicht zu sagen, Verwirrung, war für Roth unverkennbar.
»Das ist alles? Das haben uns die Dänen über Nacht aus Kopenhagen eingeflogen?«
»Ja, Sir. Botschafter Schlüter hat bestätigt, dass es mit der diplomatischen Post rausgegangen ist, sobald sie es in der Botschaft in Pjöngjang bekommen haben.«
Radford wandte sich wieder der Seite auf dem Monitor zu. »Okay, unser Mann ist am Leben und funktioniert noch, aber das …« Er zuckte die Achseln. »Das ergibt einfach keinen Sinn, oder was denken Sie?«
»Nein, Sir«, antwortete Roth. »Ich kann dem keinen Sinn abgewinnen. Die Übersetzungsabteilung meint, es handelt sich um einen Bezug auf ein koreanisches Fabelwesen oder ein kulturelles Artefakt. Die Grischkow-Sektion überprüft das im Augenblick, während sie am zweiten Teil der Nachricht arbeitet.«
Radford starrte die Worte auf dem Monitor an. Sie schienen ihm völlig unverständlich. Vielleicht waren sie das Fantasieprodukt eines verängstigten Mannes, der in einer der gefährlichsten Städte der Welt gefangen war: Red Shark, Red Shark, Red Shark.
Scott stieg aus dem Lexus, der vor dem Hotel Prince Kota in Noda geparkt war, und lehnte sich in das offene Fenster. »Ich rufe dich in der Botschaft an, wenn das hier vorbei ist. Jetzt sieh zu, dass du von hier verschwindest.«
»Jake, geh nicht!« Tracy streckte eine Hand nach ihm aus, aber er ging mit schnellen Schritten weg. Er befürchtete, dass er es nicht fertigbringen würde, weiterzugehen, wenn er sich nach ihr umsah, also ließ er es. Er wartete noch kurz ab, um sicherzugehen, dass sie tatsächlich weggefahren war, und dann ging er in die trübe beleuchtete Lobby des Hotels und weckte den verschlafenen Nachtportier.
»Ich brauche ein Auto.«
Der Mann sah zu der Uhr an der Wand gegenüber hoch und bemerkte, dass es nach Mitternacht war. »Unmöglich. Da ist jetzt niemand mehr.«
Scott stopfte dem Mann Yen-Scheine in die Hand. Zwanzig Minuten später zeigte er seinen Pass und einen Internationalen Führerschein, die ihn als Mr. T. Jacobs identifizierten, und konnte sich hinter das Steuer eines Kleinwagens zwängen.
Nodas Straßen waren nicht gut ausgeschildert, und in Englisch schon gar nicht. Obwohl er sich die Adresse aus Fumikos Geheimdatei herausgeschrieben hatte, konnte er Tokugawas Villa, die laut der Beschreibung von einer hohen Mauer umgeben war und am Eingang ein altes, schmiedeeisernes Tor hatte, nicht finden. Er fuhr durch die Straßen, bis er endlich eine schmale, halb zugewachsene Gasse fand. Da war sie! Am Ende der Gasse sah er die Mauer und das schmiedeeiserne Tor. Er stellte das Auto in der Gasse halb von einem Busch versteckt ab, obwohl er wusste, dass die Polizei nachforschen würde, wenn sie es dort sah. Er hatte keine andere Wahl.
Scott schaltete den Motor ab und drehte die Scheiben herunter. Von draußen hörte er den Tokio Express auf der Chiba-Brücke vorbeidonnern, und danach nur noch das leise Knistern des abkühlenden Motors und Auspuffs. Er saß da, ohne sich zu rühren; er brauchte diese Pause, um sich zurechtzulegen, wie er weiter vorgehen sollte, und um nach der Begegnung mit Tracy die Anspannung in sich wieder abklingen zu lassen. Selbst die kurze Zeit, die sie das Schicksal unter dem Druck der Ereignisse wieder zusammengebracht hatte, hatte ausgereicht, um ihn wieder seinen Seelenfrieden riskieren zu lassen.
Er zwang sich dazu, noch eine Weile abzuwarten. Dann untersuchte er das Tor der Villa und einen Abschnitt der drei Meter hohen Mauer auf Anzeichen für einen Einbruchsalarm, konnte aber
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