Red Shark: Thriller (German Edition)
Geheimplan gekommen sind, die Vereinigten Staaten mit Atomwaffen anzugreifen. Aber dieser alte Mann – Higashi –, den hätten Sie nicht umbringen müssen.«
Tokugawa wischte sich unbeeindruckt ein Auge ab. »Atomwaffen? Sie und Miss Kida scheinen eine Schwäche für Fantasievorstellungen zu haben, Commander. Vielleicht wird so etwas von der Angewohnheit Ihres Landes genährt, andere, schwächere Länder unter dem Vorwand, Amerika sichern zu wollen, brutal zu unterdrücken. Überall sehen Sie terroristische Verschwörungen und Verrat. Sogar in Japan, Ihrem Verbündeten.«
»Weiß der Generaldirektor von Ihrer Kollaboration mit Marschall Jin?«
Tokugawas Gesicht erstarrte. »Im Gegensatz zu Ihnen mischt er sich nicht in meine Angelegenheiten ein. Sie sind da in etwas hineingeraten, das Sie nicht verstehen.«
»Ich verstehe sehr wohl, dass Jin wahnsinnig ist. Aber was könnten Sie davon haben?«
Tokugawa griff hinter sich, zog einen Stuhl heran und setzte sich. »Im siebzehnten Jahrhundert schrieb Ashikaga Yoshimitsu, der Todfeind von Ieyasu, dem ersten Shogun der Tokugawa, zu dem Thema der Verpflichtungen eines Mannes seiner Familie gegenüber Folgende. Er sagte, dass der Mann, der den Tod seines Vaters nicht im Kampf rächt, ein Feigling und Verräter ist. Jeder japanische Soldat, der im Pazifikkrieg gekämpft hat, verstand Yoshimitsus Worte. Noch eines aber verstanden sie: Gyokusai , ein Wort, mit dem der Japaner das beschreibt, was es für ihn bedeutet, gegen eine überlegene feindliche Streitmacht zu kämpfen und einen glorreichen und mutigen Tod zu sterben.«
»Und diese Rache wollen Sie.«
»Für Männer wie meinen Vater, die gegen den amerikanischen Imperialismus gekämpft haben, war der Krieg seisen – heilig. Ein Mann, der für Japan gekämpft hat und nach der Niederlage von den siegreichen Amerikanern zum Tode verurteilt worden ist, musste gerächt werden.«
»Durch die Vernichtung der Vereinigten Staaten?«
Tokugawas Stimme wurde schärfer. »Nicht die Vernichtung, sondern durch eine so starke Schädigung der Vereinigten Staaten, dass ihre gnadenlose Verfolgung der Weltherrschaft aufgehalten wird.«
Scott betrachtete den alten Mann voller Abscheu. Mächtig, korrupt, bereit, an dem Mord an Millionen mitzuwirken, um ein altes Ziel zu erreichen, das inzwischen kein geistig gesunder Mensch mehr anstreben würde. Aber wie sollte er ihn aufhalten? Tokugawa war alt und gegen Appelle an die Angst oder ein eventuelles Schuldgefühl immun. Selbst ein drohender Tod könnte ihn in seinen verqueren Vorstellungen nur bestärken.
Ein Shoji – Wandschirm – glitt auf, und ein älterer Mann und eine Frau mit abgedeckten Tellern auf Tabletts kamen in das Zimmer. Das Paar hielt den Blick immer auf seine Arbeit gesenkt, während Tokugawa ihnen zusah, wie sie die Teller auf einen Tisch stellten. Als sie damit fertig waren, verbeugten sie sich tief und zogen sich zurück.
»Bitte essen Sie mit mir, Commander«, forderte Tokugawa ihn auf. »Es ist spät, und Sie müssen Hunger haben.«
»Ich möchte Fumiko sehen«, sagte Scott.
Tokugawa überlegte. Schließlich klatschte er in die Hände, und ein weiterer Shoji glitt auf. Ein drahtiger Mann in einem himmelblauen Anzug kam in das Zimmer und verbeugte sich. Tokugawa sagte etwas auf Japanisch zu ihm, und dann wandte er sich wieder Scott zu. »Ojima wird sie herbringen.«
McCoy Jefferson ließ den Daewoo SUV in der Nähe der Villa in einem tiefen Straßengraben stehen. Er entdeckte Scotts Mietwagen, untersuchte ihn und stellte fest, dass er leer war. Dann suchte er sich eine verborgene Stelle im Schatten, kramte einen schwarzen Kampfanzug, eine schwarze Kampfhaube und Handschuhe aus seiner Tasche, und dann rammte er sich seine schallgedämpfte Pistole in sein Schenkelhalfter.
Nachdem er kampfbereit war, warf er einen Blick auf seine Uhr und nahm einen Kleinsender von seinem Gürtel. Durch einen Knopfdruck aktiviert, sendete das Gerät nun ein Peilsignal aus. Zugleich begann ein Digitaltimer, von dreißig Minuten an herunterzuzählen. Eigentlich fehlte ihm jetzt nur noch ein Mini-MAV, wie sie sie in Matsu Shan gehabt hatten, überlegte sich Jefferson bedauernd, um Tokugawas Villa nach Scott abzusuchen.
Augenblicke später hatte er ein Seil mit einem kleinen Wurfanker über die Mauer geschleudert. Er überprüfte seinen Halt mit seinem Körpergewicht, und dann schwang er sich mit einer flüssigen Bewegung über die Mauer. Auf der anderen Seite schaltete er
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