Red Shark: Thriller (German Edition)
klaffte. Licht von einer der Laternen im Garten war kurz auf etwas Blankes in dieser dunklen Rechteck gefallen, und für einen Sekundenbruchteil hatte er diese Reflektion im Glas gesehen.
Ein Hagel aus Holzsplittern und Papierfetzen regnete wie von einer Bombenexplosion in den schmalen Gang. Ein muskulöser Mann mit einem Messer in einer Faust brach durch den dünnen Shoji und stürzte sich auf Jefferson.
Jefferson sah die blitzende, rapierdünne Klinge und riss instinktiv den Kopf zurück, sodass die Spitze sein Kinn knapp verfehlte. Er reagierte rein instinktiv, duckte sich, drehte sich einmal um seine Achse und hob die Automatic mit einer Hand. Wieder stach der Mann zu, und Jefferson schoss ihm direkt ins Gesicht.
Das schallgedämpfte 9-mm-Geschoss riss die Schädeldecke des Mannes ab, zerschmetterte sein Gehirn zu einem rosafarbenen Brei und warf ihn rückwärts auf den polierten Holzboden.
Jefferson sprang auf, fuhr herum und richtete seine Pistole, gestützt von seinem linken Handballen, genau auf Jake Scott.
»Schön, Sie wieder zu sehen, Scott«, sagte Jefferson. »Aber Sie sollten die Befehle des Generals wirklich befolgen.« Er riss sich die Kampfhaube vom Kopf, bedeutete Scott und Tokugawa mit seiner Pistole, sie sollten zurücktreten und bückte sich vorsichtig, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen, um das Messer des toten Leibwächters und die einzelne Patronenhülse aufzuheben.
Scott blickte an Jefferson vorbei zu Ito, der mit zerschmettertem Kopf mit dem Gesicht nach oben im Gang lag. Sein Gehirn war über die Wandtäfelung verteilt. Scott spielte in seinem Kopf die verschiedenen möglichen Szenarios durch, um auf dasjenige zu kommen, das zur gegenwärtigen Situation passte. Der Ausdruck von kalter Entschlossenheit in Jeffersons Gesicht verriet, was Scott vielleicht zu spät klar geworden war: Nicht nur Fumiko, auch er war entbehrlich.
»Sie haben eine Verabredung in Yokosuka«, sagte Jefferson und sah sich dabei in dem großen Zimmer um. »Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass Sie sie einhalten.«
»Ich hatte etwas zu erledigen, das noch nicht abgeschlossen war«, erwiderte Scott.
»Ach, tatsächlich?«
Tokugawa schien von den Ereignissen völlig unbeeindruckt. »Was Sie zu erledigen hatten, war offensichtlich ein Einbruch in mein Haus und ein Mord an meinem Angestellten«, sagte er ruhig. »Und jetzt, töten Sie mich auch?«
Jefferson richtete die Pistole auf Tokugawa. »Mund halten!« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den Toten. »Wo ist der andere?«
»Er bringt Fumiko von oben herunter«, antwortete Scott.
»Wozu denn, zum Teufel? Sie ist nicht unser Problem. Das sind Sie. Wir verschwinden von hier.«
»Daraus wird nichts«, entgegnete Scott. »Ich bin wegen Fumiko hergekommen, und ich gehe nicht ohne sie.«
Jefferson richtete die Automatik wieder auf Scott. »Ich habe Befehl, Sie auf jeden Fall mitzunehmen. Von ihr war dabei nicht die Rede, kapiert?«
»Jetzt schon«, sagte Scott und sah an Jefferson vorbei.
Jefferson drehte sich langsam um, zielte dabei aber weiter auf Scott und Tokugawa. Im Gang stand Ojima in seinem blauen Anzug hinter Fumiko. Er hatte einen Arm um ihren Hals gelegt und drückte ihr eine Sig-Sauer an den Kopf. Scott sah eine hässliche, dunkle Prellung an der Wange, die sie in Scotts Augen völlig hilflos aussehen ließ. Von dem Anblick Itos zugleich angewidert und gebannt, krächzte sie etwas Unverständliches, das Ojima sofort abwürgte.
»Wie schnell sich das Blatt wendet«, sagte Tokugawa triumphierend. »Legen Sie Ihre Waffe hin.«
Jefferson zögerte. Die schallgedämpfte Automatik in seiner Hand rührte sich nicht.
»Tun Sie, was ich sage!«, bellte Tokugawa. »Oder Ojima tötet sie.« Die ausgesuchte Höflichkeit des alten Mannes hatte plötzlich deutliche Risse bekommen.
Scott erkannte an Jefferson Haltung, dass sich hier eine Gegenwehr ankündigte – Muskeln spannten sich, die Kiefermuskeln traten hervor, und der Finger am Abzug rührte sich leicht. Scott riskierte es, mit nach vorne gerichteten Handflächen einen Schritt auf ihn zuzugehen. Jeffersons Blick zuckte von Scott zu Tokugawa, dann zu Ojima. »Legen Sie sie hin, McCoy«, befahl ihm Scott. »Er wird sie töten.«
Jefferson Augen leuchteten auf wie glühende Kohlen.
»Wissen Sie noch, was Sie damals gesagt haben, dass es einen harten Mann am Abzug braucht, wenn man einen Killer voll Blei pumpen soll?«, fragte Scott. »Na schön, jetzt sind Sie am Abzug, und Sie sind mir etwas
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