Red Shark: Thriller (German Edition)
ihn selbst, für Kramer, für die Offiziere und für die Mannschaften an Bord, aber auch für Radford, Ellsworth, den Präsidenten und die Tausende von Amerikanern, die sterben würden, wenn der Angriff Erfolg haben sollte, für die Millionen, die zwar überleben würden, deren Leben aber für immer verändert werden würden, und für die Städte, die nach dem Atomangriff durch die Terroristen nur noch rauchende Trümmerhaufen wären.
Er dachte an Tracy, die inzwischen hoffentlich sicher in Tokio war. Überrascht, und doch auch wieder nicht, stellte er mit einem kurzen Anflug von Schuldbewusstsein fest, dass sie ihm noch immer etwas bedeutete. Die Verbindung, die sie während ihrer kurzen gemeinsamen Zeit in Tokio wieder aufgebaut hatten, war zerbrechlich, aber deshalb nicht weniger real, auch wenn er sie in der Hektik seines Rettungsunternehmens für Fumiko und seiner verzweifelten Anstrengungen, den Plan der Terroristen aufzudecken, manchmal einfach vergessen hatte. Er hätte Tracy von Yokosuka aus anrufen können, um ihr zu sagen, sie solle auf ihn warten, doch weshalb sollte sie das tun? Jetzt war es zu spät, um noch etwas zu sagen oder zu tun, was sie dazu bringen könnte, es sich noch einmal zu überlegen.
»Captain, entschuldigen Sie mich.« Es war der Kursplanungskoordinator der Reno , Leutnant Rodriguez. »Erbitte eine Navigationsbestimmung.«
Die Reno war westlich entlang des Ryukyu-Grabens gefahren und lief nun mit voller Kraft über ein Gebiet mit tiefen unterseeischen Verwerfungen und aufragenden Felsenspitzen. Noch eine Stunde würde es dauern, bis sie das breite Kontinentalschelf erreichten, eine relativ monotone Ebene am Boden des Ostchinesischen Meeres. Kursplanung nach Meeresbodenkonturen, die ihre Genauigkeit von der Abgleichung charakteristischer Merkmale der Unterwasserlandschaft bezog, war über glatten Bodenflächen im Nachteil. Eine Navigationsbestimmung über Satellitenortung würde das Trägheits-Navigationssystem der Reno korrigieren und von da an extrem genau Planungsdaten liefern, die entscheidend werden könnten, wenn und falls die Reno mit der Red Shark Kontakt bekommen sollte.
»Sehen wir mal nach«, sagte Scott.
Er und die beiden Offiziere gingen zu einem der beiden Kartentische achtern der Wachstation. Der Wachbootsmann hatte transparentes Zeichenpapier über die Seekarte geheftet und darauf den Kurs der Reno eingezeichnet. Er deutete auf einen Punkt, der die gegenwärtige Position der Reno kennzeichnete.
»Sir, wenn wir jetzt eine Bestimmung bekommen, werden wir uns später, wenn es heiß zugeht, nicht mehr die Zeit für Korrekturen nehmen müssen. Außerdem brauchen wir mit unserer RDT nicht mehr die Fahrt zu drosseln oder an die Oberfläche zu kommen.«
Scott sah sich auf der Digitalanzeige an, wie tief sie waren: 206 Meter. Er richtete sich an Kramer und sagte: »Können wir unsere Navigationsbestimmungen gleichzeitig mit dem Datenfluss von der SRO und Yokosuka eingeben?«
»Nein, Sir, beides zugleich können wir nicht. Wir müssen jede neue Bestimmung neu konfigurieren. Die Umschaltung dauert aber nur ein paar Minuten.«
»Wir haben in weniger als einer Stunde eine Video-Konferenzschaltung angesetzt. Bis dahin sind wir über dem Kontinentalschelf. Von siebenhundert Faden auf weniger als hundert« – Scott schnippte mit den Fingern – »einfach so.« Er deutete auf die Konturlinie auf der Seekarte, wo die Meerestiefe von 1 400 Metern auf weniger als 200 Meter zurückging. »Und es wird noch seichter werden, je näher wir der chinesischen Küste kommen.« Er schob sich vom Kartentisch weg. »Erlaubnis für Korrektur erteilt. Wenn Sie fertig sind, suchen Sie Karten der Küste südlich von Schanghai heraus. Wir wollen mal sehen, ob wir nicht herausbekommen, wo die Red Shark sich verstecken könnte.«
Radford sah auf dem geteilten Bildschirm der Video-Konferenzschaltung aus Washington furchtbar aus. Er war offensichtlich erschöpft, seine Wangen waren eingefallen, und er rauchte unaufhörlich. »Vor ein paar Stunden haben wir eine Meldung an Admiral Chou im Flottenhauptquartier Nord aufgefangen, die unserer Meinung nach mit ziemlicher Sicherheit von einem U-Boot abgeschickt worden ist, das in einem Bereich südlich von Dingdao auf Patrouille ist. Zusammengefasst heißt es in dieser Meldung, der Absender hätte mit einem nordkoreanischen U-Boot Kontakt gehabt und wieder verloren. Es wird weiter gemeldet, dass sie einen Bogen fahren wollen, um das U-Boot bei Rizhao
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