Red Shark: Thriller (German Edition)
Irgendwie sind uns die Amerikaner auf die Schliche gekommen. Es ist jetzt klar, dass sie von unserer Besprechung wussten und ein Team auf die Insel geschickt haben, um an Informationen darüber zu kommen.« Er senkte den Kopf. »Das Element der Überraschung ist für uns verloren.«
Yi musterte Jin durch einen Schleier von Rauch, der von seiner Zigarette aufstieg. »Wenn Sie das glauben, Großer Führer, haben Sie dann die Absicht, die Operation abzublasen?«
»Noch nicht. Berichte in den Nachrichten sind oft fehlerhaft und neigen zu Übertreibungen. Offensichtlich ist nur, dass hinter diesem Todesfall mehr steckt, als wir wissen. Können Sie unsere Agenten in Tokio auf die Sache ansetzen?«
Es überraschte Yi nicht, dass Jin sich so sehr dagegen wehrte, das Unternehmen aufzugeben, das er selbst in Gang gesetzt hatte. Er stand auf und drückte seine Zigarette in dem Aschenbecher auf Jins Schreibtisch aus. »Ich werde das veranlassen.« Yi drückte an dem Zigarettenstummel herum, bis nichts mehr davon übrig war als Papier und Asche. Dann blickte er Jin direkt an und sagte: »Kim hat Informationen, die man sich näher ansehen sollte.«
Jin schaltete sofort um. »Über den Spion?«
»Ja. Er ist wirklich kein Idiot, wissen Sie. Mit Hilfe des von uns bereitgestellten Materials ist es ihm gelungen, eine Reihe von Besprechungen, die wir im Wissenschaftsministerium über das Thema radioaktiver Isotopen durchgeführt haben, mit einer Reihe von formlosen Diskussionen in Verbindung zu bringen, die wir in der Wissenschaftsabteilung der dänischen Botschaft abgehalten haben. Er scheint zu glauben, dass die Diskussionen in der Botschaft vielleicht nur ein Vorwand dafür waren, dass einer unserer Leute Informationen nach außen weitergegeben hat.«
Yis Nachricht elektrisierte Jin noch mehr als sein Bericht über Tokugawas Tod. Er sprang auf. »Wer von unseren Wissenschaftlern war beteiligt?«, fragte er. »Ich will das wissen, und ich will, dass sie sofort verhaftet werden.«
»Alles zu seiner Zeit. Kim hat sie bisher noch nicht identifiziert, aber bald ist es so weit. Es könnten noch andere beteiligt sein, die nicht zum Wissenschaftsministerium gehören.«
»Wenn das so ist, will ich, dass alle geholt werden, nicht nur die paar Leute, die Kontakt mit den Dänen hatten.«
»Wie Sie wollen, Großer Führer.«
»Wann wird das geschehen?«
»Vielleicht bis zum Wochenende.«
»Ausgezeichnet.« Jin lächelte erleichtert. »Aber ich bin ein furchtbarer Gastgeber. Bitte verzeihen Sie mir. Sie bringen gute Nachrichten und schlechte. Auf die guten zumindest lassen Sie uns anstoßen.«
43
D IE R ENO , WESTLICH DER R YUKYUS
Scott fiel vor Müdigkeit beinahe um. Das Summen der Maschinerie der Reno und der stetige Strom der warmen, gereinigten Luft durch die Kommandozentrale wirkten einschläfernd. Bevor sie ausgelaufen waren, war es noch einmal hektisch zugegangen: Die Mannschaft, die Männer an den Leinen und die Schlepper, die die Reno behutsam von ihrem Anlegeplatz wegbugsierten, alle hatten sie etwas zu tun. Kurz darauf aber war sie schon getaucht in voller Fahrt unterwegs in das Ostchinesische Meer.
Scott hatte volle Kraft voraus bis zu ihrem Einsatzgebiet angeordnet. Nur die Strecke durch die Straße von Osomi an der Südspitze von Kyushu bildete davon eine Ausnahme. Er hatte sich noch keinen Suchplan im Kopf zurechtgelegt, aber sowohl sein Instinkt als auch die Berichte, die er bekommen hatte, verrieten ihm, dass er die Red Shark irgendwo östlich des 124. Längengrads und nördlich der Handelsroute von Schanghai nach Taipeh finden würde.
»Captain, möchten Sie einen Kaffee?«
Scott nahm gerne die Tasse von seinem Ersten Offizier Rus Kramer. Es hatte ihm gut gefallen, wie Kramer sich während des Unternehmens in Matsu Shan verhalten hatte. Er war froh, einen so erfahrenen Offizier zu seiner Unterstützung bekommen zu haben. »Danke, Rus. Ich weiß das zu schätzen, dass Sie in Rekordzeit alles für uns geregelt und uns auf See hatten.«
Kramer musterte Scotts erschöpftes Gesicht, den frischen Verband an seiner Hand und die Prellungen und Kratzer in seinem Gesicht. Was er sah, unterstrich noch einmal die Wichtigkeit ihres Auftrags. »Captain, hier an Bord weiß jeder, was wir zu tun haben und wie wichtig es ist, dass wir die Red Shark finden. Wir haben unsere Familien in der Heimat, und, na ja, für uns ist die Sache jetzt persönlich geworden.«
Es war tatsächlich persönlich, überlegte Scott, persönlich für
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