Red Shark: Thriller (German Edition)
von dem Periskop weg, ging in den Sonarraum und setzte einen Kopfhörer auf. Das stetige Geräusch der Schraube und das nachlassende Brummen der Maschine bestätigte die Meldung. Park lauschte eine Zeitlang, legte dann den Kopfhörer wieder ab und befahl: »Maschinen halbe Kraft voraus. Gehen Sie auf neuen Kurs eins-fünf-null.«
Der Erste Offizier warf Park einen fragenden Blick zu. »Wir werden seinen plötzlichen Rückzug ausnützen«, erklärte Park. »Wir suchen uns tiefere Gewässer. Hier.« Er winkte den Offizier zum Kartentisch.
»Wir befinden uns in einem Bereich von Untiefen und Erhöhungen des Meeresbodens. Sie haben Fluktuationen in der Thermik und starke Trübungen zur Folge, die den Sonarempfang stark stören. Trotzdem möchte ich auch nicht in dieser Bucht gefangen werden, falls die Chinesen uns von der Oberfläche aus suchen.« Er deutete auf eine Einbuchtung in der Küste bei Ganyu.
Der Erste Offizier las die Angaben auf der Karte. »Kapitän, Ganyu hat bei Ebbe eine Durchschnittswasserstand von weniger als zehn Faden.«
»Wenn wir tiefere Gewässer erreichen, drehen wir nach Süden ab. Wir müssen uns immer nach Süden halten.«
Park nahm ein Stahllineal und einen durchsichtigen Winkelmesser. Mit ihrer Hilfe zeichnete er eine Kursgleiche auf die Karte ein. Nun zog er eine Bodenkonturkarte unter der Navigationskarte hervor und strich sie mit einer Hand glatt. Sie zeigte mit geschwungenen Linien und Farbabstufungen die veränderlichen Wassertiefen an der Südküste Chinas zwischen Dingdao und Schanghai.
»Sehen Sie, hier bei Chenjigang fällt der Meeresboden allmählich ab, bis er an den nord-südlichen Schifffahrtsstraßen fünfunddreißig Faden erreicht. Vielleicht können wir uns dann an ein Handelsschiff hängen, das nach, sagen wir zum Beispiel, Okinawa fährt. Unter seinem Schutz kommen wir dann vielleicht über das östliche Chinesische Meer und durch die Nansei Shoto.«
Der Erste Offizier nickte zustimmend. »Kapitän, wie Sie sagten, sind diese Routen sehr dicht von Handelsschiffen befahren. Da könnte eine ganze Flotte von U-Booten in ihrem Kielwasser bleiben und wochenlang unentdeckt bleiben.«
Park legte die Instrumente ab. »Bis dahin werden Sie die Sonarwache verdoppeln. Wenn diese Kilo wiederkommt, hat sie vielleicht Aufklärungsflugzeuge dabei. Außerdem werden sie den Funkverkehr genau überwachen. Ich möchte halbstündliche Luftraum- und Oberflächenbeobachtungsmeldungen. Ich gehe inzwischen nach achtern und sehe mir diese beschädigte Leitung in der Brennstoffzelle an.«
»Kann sie repariert werden?«
»Genau das möchte ich herausbekommen.«
Deng Zemin saß in der Messe der Kilo und brütete über den Geheimberichten über U-Boote mit luftunabhängigem Antriebssystem. Der Bericht vom chinesischen Marine-Nachrichtendienst besagte, dass nur China, Russland und Deutschland einsatzbereite U-Boote dieser Art hätten. Ähnliche gab es noch bei der Marine eines halben Dutzends weiterer westlicher Länder, aber ihre Entwicklung war entweder wegen Geldknappheit eingestellt worden, oder sie hatten schwere mechanische Probleme: schadhafte Brennstoffzellen, Ventile oder Leitungssysteme. Der Marine-Nachrichtendienst hatte keine Anzeichen dafür gefunden, dass die Volksrepublik Korea im Besitz eines einsatzbereiten U-Boots mit luftunabhängigem Antriebssystem war oder gerade eines baute. In dem Bericht wurde allerdings der Verdacht geäußert, Nordkorea hätte Anfang der neunziger Jahre versucht, sich Zugang zu geheimen Computerdateien zu verschaffen, in denen es um den deutschen Typ 213 ging. Diese Dateien enthielten genaue Konstruktionszeichnungen und Herstellungsanleitungen, mit deren Hilfe Nordkorea durchaus ein solches U-Boot hätte nachbauen können. Verschiedene Bauteile dafür – Maschinen, Elektronik und Waffentechnik – sollten die Nordkoreaner Gerüchten zufolge auf dem freien Markt eingekauft haben.
Der Bericht enthielt einen Satz von körnigen Bildern, die ein chinesischer Spionagesatellit von einem U-Boot-Stützpunkt aufgenommen hatte, der nach dem Vorbild der deutschen Stützpunkte im Zweiten Weltkrieg in der Nähe des Hafens Nam’po aus dem Felsen gesprengt worden war. Angeblich gab es in diesem Stützpunkt eine Fertigungshalle, in der seit mindestens fünf Jahren ein U-Boot unbekannten Typs gebaut wurde.
Der chinesische Marine-Nachrichtendienst versicherte jedoch, es handle sich dabei um ein konventionelles diesel-elektrisches Boot, das einem Mini-U-Boot
Weitere Kostenlose Bücher