Red Shark: Thriller (German Edition)
Ziels.
»Definitiv ein U-Boot«, erklärte Scott.
Der Bootsmann blickte zu Scott hinüber. »Vielleicht ein deutsches vom Typ 213?«
»Darauf könnte ich wetten. Aber was hat diese chinesische Kilo vor?«
»Die ist vielleicht genauso neugierig wie wir«, meinte der Sonaroffizier.
»Oder vielleicht hat er die Red Shark gefunden und weiß es noch nicht«, entgegnete Scott und räumte wieder den Platz an der Konsole. »Auf jeden Fall gibt es von keinem von beiden ein Anzeichen dafür, dass sie uns hören. Das nutzen wir aus, solange wir können. Wir fahren mal dort hoch und sehen nach, was sich da tut.«
Scott ging in die Kommandozentrale zurück, um sich von den Fortschritten zu überzeugen, die man in der Feuerleitstelle nach Empfang der Daten des Sonars gemacht hatte. Die BSY-2-Konsolen waren komplett mit Offizieren bemannt, die den neuerlichen Datenzufluss von Sierra Zwei erwartet und das Verfolgungsprogramm des Ziels eingeleitet hatten, das nach inzwischen allgemein verbreiteter Überzeugung die Red Shark war. Kramer, der die Operation leitete, meldete, man könnte bald mit einer Zielansprache für Sierra Zwei rechnen, die inzwischen in Master Zwei umbenannt worden war.
Damit zufrieden trat Scott mitten in die Kommandozentrale und verkündete: »Offizier vom Dienst, ich übernehme die Brücke.«
»Aye, Sir«, sagte Lieutenant Dozier, »Sie übernehmen die Brücke.«
»Captain, ich habe neue Werte zu Entfernung und Peilung von Master Eins und Zwei.«
»Ich bin ganz Ohr, Rus.«
»Master Eins ist auf Kurs drei-vier-null nach Westen, konstante Geschwindigkeit, Entfernung zweiunddreißigtausend Meter. Master Zwei fährt jetzt auf Kurs drei-zwei-null. Entfernung knapp unter siebenunddreißigtausend Meter.«
»Okay. Die Kilo ist also fast genau östlich von Master Zwei«, sagte Scott.
»Entfernung zwischen den beiden Zielen beträgt einundzwanzigtausend Meter«, bestätigte Kramer.
Um die Red Shark anzugreifen musste Scott vermeiden, von der Kilo entdeckt zu werden, die sich nicht nur östlich, sondern auch nördlich von ihrer gegenwärtigen Position befand.
»Alle Maschinen Zwei-Drittel-Kraft voraus«, befahl Scott, obwohl er wusste, dass damit ihre eigenen Geräusche mindestens fünfzig Prozent stärker werden würden.
»Alle Maschinen Zwei-Drittel-Kraft voraus, aye«, bestätigte der Steuermann.
Scott spürte die Vibration des Decks unter seinen Füßen, als die Reno mit Kurs 340 beschleunigte. Irgendwo im Bug klopfte ein hydraulisches Antriebselement, zu laut fand Scott und machte sich in Gedanken eine Notiz, das überprüfen zu lassen. Im Augenblick war keine Zeit, sich um solche Kleinigkeiten zu kümmern.
»Brücke, hier Sonar …«
Scott zog sich ein Mikro heran, das an einem Spiralkabel von der Decke hing. »Sonar, hier Brücke, aye.«
»Brücke, wie haben den Kontakt mit Master Zwei verloren.«
Die Worte des Bootsmanns hingen wie Rauch in der Luft. Scott sah die fragenden Blicke, die die Männer an den Stationen tauschten. Manche stockten in ihrer Bewegung. Er übergab das Ruder an Dozier und ging zum Sonarraum.
»Einfach so, Sir«, sagte der Bootsmann. »Puff! Weg war sie! Keine Spur mehr von ihr auf ihrem letzten Kurs und in der Entfernung. Als wäre sie in ein Loch gefallen.«
Scott sah selbst, dass der Geräusch-Wasserfall der Red Shark auf dem Monitor nur noch aus einer geraden Linie bestand, während der der Kilo auf Nordwestkurs nach wie vor angezeigt wurde.
»Also gut, drosseln wir die Fahrt und fangen noch mal von vorne an. Es hat keinen Sinn, der Kilo ein neues Ziel zu liefern, und zwar uns, falls sie auch den Kontakt mit der Red Shark verloren haben sollte. Ich will diesen Kapitän nicht verärgern, oder er könnte versuchen, uns seinen Aal in die Nase zu schicken.«
»Eine 688I der Los-Angeles-Klasse?« Zemin eilte zum Monitor.
»Ich bin ganz sicher, Kapitän. Die Geräuschsignatur deckt sich genau mit derjenigen, die wir bei Matsu Shan gespeichert haben.«
Was tut er hier? Was weiß er? Darüber grübelte Zemin nach. Hat er uns gehört? Hat er das koreanische U-Boot gehört? , überlegte er weiter. Wenn das der Fall war, sah die Sache diesmal anders aus. Das amerikanische U-Boot war praktisch in chinesischen Hoheitsgewässern, wo die internationalen Vereinbarungen vorsahen, dass chinesische Schiffe nicht nur dann mit tödlicher Gewalt reagieren durften, wenn ein Feind sie angriff, sondern auch, wenn dieser Feind in das Sperrgebiet um das Flottenhauptquartier Nord
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