Red Shark: Thriller (German Edition)
stieg auf den Kommandosessel des Kapitäns in der inzwischen totenstillen Kommandozentrale. »Also, wenn wir uns jetzt auf Katzenpfoten anschleichen können, können wir Admiral Chou vielleicht bald die Beute präsentieren.«
Kapitän Park fuhr mit einer behandschuhten Hand über den Wulst um die Schweißnaht oberhalb des eingefrorenen Zuflussventils zwischen Brennstoffzelle und Wasserstoffbrenner. Der Wulst, der inzwischen größer geworden war, hatte dafür gesorgt, dass die fünf Zentimeter starke Stahlleitung sich in ihrer Aufhängung verzogen hatte. Eine Umwicklung mit einer Heizdecke hatte das Ventil nicht aufgetaut, und der Ausdruck im Gesicht von Ingenieur Kang zeigte, dass er nicht weniger besorgt war.
»Kann dieses Ventil ausgetauscht werden?«, fragte Park.
»Nicht auf die vorschriftsmäßige Art und Weise, Kapitän. Der Flüssigwasserstoff steht unter großem Druck, und jede nicht abgedeckte Öffnung des Systems hätte eine Explosion zur Folge. Der Wasserstoff wird vergasen und flutet das Schott. Die Mischung wäre explosiv, und –«
»Was passiert, wenn die Schweißnaht unter dem Druck des Eises bricht? Hätte das auch eine Explosion zur Folge?«
»Ja, auf jeden Fall.«
»Können das Ventil und die Leitung umgangen werden?«
»Nicht mit dem Material und den Werkzeugen, die uns an Bord zur Verfügung stehen. Und nicht in unserer gegenwärtigen Lage …«
»Von einem chinesischen U-Boot gejagt.« Park fuhr mit einer Hand über die Schweißnaht wie ein Arzt, der die Chancen eines kranken Patienten abschätzt, eine große Operation zu überleben. Der Wulst fühlte sich schon jetzt dicker an als noch vor Augenblicken. »Könnten Sie das Ventil stärker erhitzen, damit das Eis schmilzt und wir den Problembereich reinigen können? Wenn wir das Ventil schließen und einen Zugang zur Zuflussleitung schaffen können, könnten wir eventuell eine Umleitung zum Wasserstoffbrenner bauen.«
»Kapitän, ich kann es versuchen …«, sagte Kang zögernd.
Park sah hoch. Er wurde vom eindringlich aufblinkenden Signal abgelenkt, das ihn dringend in die Kommandozentrale rief.
Park richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Kang. » Nun? «
»Sir, wir haben ein Gas-Schweißgerät, aber das zu benutzen, um das Ventil zu erhitzen, kommt nicht in Frage. Das ist … das ist zu gefährlich …«
»Gefährlicher als ein Leitungsbruch und eine Explosion?«
Kang schluckte schwer.
»Tun Sie es.«
Park warf seine Arbeitshandschuhe weg und ging nach vorne.
Der Erste Offizier richtete Parks Aufmerksamkeit auf den Sonarmonitor. »Kontakt, Sir«, sagte er. »Ziel auf Tauchfahrt. Geschwindigkeit scheint praktisch null zu sein. Schraubenumdrehungen fast unhörbar. Das Sonar hat ein kurzes Geräusch gehört, vielleicht Fließwasser über einen Rumpf-Aufbau.«
Der extrem empfindlichen Reihe von runden Sonaren am Bug, die direkt auf das Ziel gerichtet waren, entging nichts, nicht einmal das kurze Gurgeln von Meerwasser über ein Gerät am Rumpf.
»Wie ist unsere momentane Geschwindigkeit?«
»Vier Knoten, Kapitän.«
»Wassertiefe?«
»Zwölf Faden.«
»Stoppen Sie das Hauptantriebssystem und die Lenzpumpen und sichern Sie sie.«
»Aye, Kapitän.«
Park verfolgte aufmerksam, wie die Nadel des Geschwindigkeitsmessers in der Tauchstation nach links schwang und bei null zum Halten kam. Er wusste, dass der Schwung sie noch eine Weile vorwärts treiben würde. Da aber nun beide Lenzpumpen gesichert waren, um den Geräuschpegel zu senken, würden sie nicht schweben können. Mit der Zeit würde das Boot sich in einem immer steileren Winkel nach oben neigen, um es mit dem Heck zuerst in das Niedrigwasser im Küstenbereich sinken zu lassen. Park aber war trotzdem bereit, dieses Risiko einzugehen, denn bei Lautlosbetrieb würde das Sonar das Ziel und seine Position identifizieren, was dann Ausweichmanöver ermöglichen würde.
Während Park so abwartete, baute sich sein Stress wie eine Bombe mit brennender Zündschnur zu einem Höhepunkt auf. Er verfolgte das Feuerleitsystem, wie es die Zielidentifizierungsprogramme durchlief und dabei die verschiedenen Anzeigen auf den Monitoren wie ein entferntes Sommergewitter aufblitzen ließ.
Park packte eine Verstrebung und hielt sich daran fest, während das Deck unter seinen Füßen immer steiler anstieg. Er warf einen Blick auf den lautlosen Laser-Tiefenmesser und sah, dass er auf weniger als zehn Faden zurückgegangen war: Nur noch zwanzig Meter Wasser trennten den Kiel der Red Shark
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