Red Shark: Thriller (German Edition)
»Ja. Wo bist du? Wie hast du mich gefunden?«
»Ich habe läuten hören, dass du in der Stadt bist.«
»Niemand wusste das, oder zumindest sollte es niemand wissen. Wie …?«
»Die Leute in der Botschaft wissen alles.«
Seine Ankunft in Tokio war so arrangiert worden, dass jeder Kontakt mit US-Botschaftspersonal vermieden wurde. Aber irgendjemand, der auch Scott kannte, hatte es herausgefunden und Tracy erzählt.
»Du meinst wohl, Rick Sterling weiß alles«, sagte er schroff.
»Rick hat nur gesagt, dass du in der Stadt bist und man dich in einem Quartier Klasse C untergebracht hat. Ich habe bei allen Billighotels in Tokio nach einem Mr. Jacob herumtelefoniert. Du solltest wirklich deinen Decknamen ändern.«
»Hat Rick das gesagt?«
»Er weiß nichts davon, dass ich dich anrufe.«
»Darauf könnte ich wetten. Sieh dich nur vor, dass er es nicht herausbekommt und –«
»Kannst du es nicht endlich gut sein lassen?«
»Aber sicher.«
Schweigen.
»Was willst du?«, fragte er schließlich. »Geht es dir gut?«
»Ich will gar nichts.«
»Ach, nur mit mir reden, was?«
»Vielleicht.«
»Wo bist du? Ich hole dich ab, wir nehmen zusammen einen Drink.«
»Das will ich nicht.«
»Du meinst doch, dass du mich nicht sehen willst.«
»Das könnte vielleicht stimmen. Vielleicht weiß ich es aber auch nicht.«
»Rick scheint dich ja total durcheinandergebracht zu haben.«
»Ich habe dir doch gesagt, du sollst es gut sein lassen.«
»Klar.«
Erneute Stille.
»Wie lange bleibst du in Tokio?«
»Trace, dies ist kein sicheres Telefon. Und du weißt, ich darf nicht –«
»Was, mir etwas sagen? Sicher, sicher, ich weiß ja, wie das läuft.«
»Vielleicht solltest du das auch gut sein lassen.«
»Tut mir leid.«
»Mein Angebot steht.«
»Welches denn? Mich ins Bett zu zerren, mich dumm und dämlich vögeln, willst du das? Was ist, hast du keine schlitzäugige Schönheit, die dich heute Nacht warm hält?«
»Hör auf damit. Schließlich hast du mich angerufen. Also, was soll das Ganze?«
»Ich hab dir doch gesagt, ich will nur mit dir reden.«
Scott wartete ab und lauschte ihren leisen Atemzügen.
»Ich nehme an, du bist okay«, sagte sie schließlich.
»Ein paar Beulen, das ist alles.«
»Und dein Schiff, ist das …?«
»Trace, ich bin einfach nur der Geschäftsmann Mr. Jacob, und ich bin im Auftrag meiner Firma hier, weißt du das nicht mehr?«
»Ich wollte nur, dass du erfährst, dass ich nicht in die Staaten zurückkomme, zumindest eine Weile nicht«, erwiderte Tracy nach einer längeren Pause.
Scotts Mund wurde trocken, und der Atem blieb ihm im Hals stecken. Diese Wirkung hatte sie bei ihm immer, selbst hier in Tokio über ein Handy. »Klar, diese Stationierungen eines Militärattachés dauern immer mindestens zwei Jahre. Das lässt dir und Rick viel Zeit, euch zusammen die Sehenswürdigkeiten Japans anzusehen. Vielleicht lernt ihr sogar Japanisch.«
»Du hast dich überhaupt nicht verändert, oder? Du bist noch immer ein Mistkerl, das weißt du doch, nicht wahr?«
»Man hat es mir schon hier und da gesagt. Also, willst du, dass wir uns heute Nacht treffen oder nicht?«
»Nein.«
»Wo kann ich dich dann erreichen?«
»Ich habe ein Handy.« Er schrieb sich die Nummer auf, die sie ihm gab.
»Wo wohnst du?«
»Das spielt keine Rolle. Hör mal, es tut mir leid, dass ich so spät noch angerufen habe. Ich hätte dich nicht stören sollen.«
»Trace, warte.« Doch die Verbindung war schon unterbrochen. Er überlegte sich, ob er sie zurückrufen sollte, entschied sich aber dagegen. Abwarten, wer die besseren Nerven hat, sagte er sich. Mal sehen, was sie wirklich will. Oder vielleicht besser nicht. Riskiere es lieber nicht. Stirb nicht zweimal.
30
H AUPTQUARTIER DER M ILITÄRISCHEN A BWEHR
Direktor Kubota verbeugte sich vor Scott. » Konnichi wa – Guten Tag.« Er lächelte ohne Herzlichkeit. Seine Assistenten taten es ihm nach. Fumiko war getrennt von den anderen und leicht außer Atem angekommen. Sie stand wortlos an der Seite. Sie sah müde und abgekämpft aus, als hätte sie in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan.
»Es tut mir sehr leid, Ihnen berichten zu müssen, dass wir den anderen Mann auf der Videoaufzeichnung zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht identifizieren können«, sagte Kubota. »Ich habe aber einen vollständigen Bericht über die Angelegenheit für Sie und den hochgeschätzten General Radford vorbereitet. Wir werden weiter daran arbeiten, bis wir ihn identifiziert
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