Red Shark: Thriller (German Edition)
Verbindung zu Marschall Jin und der Volksrepublik Korea haben. Diese Liste habe ich auf sieben Namen reduziert. Jeder von ihnen ist in den so genannten Büro-Dateien aufgetaucht, in denen die Aktivitäten des Betreffenden in und außerhalb Japans täglich aktualisiert werden. Drei dieser Namen haben den Status ›Zugang Verweigert‹ erhalten. Die Dateien wurden versiegelt und hatten außerdem einen angehängten Meldebefehl, der mit dem persönlichen Computersystem des Generaldirektors in Verbindung stand.«
»Mit Meldebefehl meinen Sie einen angehängten Befehl in dem System, wobei Ihr Name und Zugangscode gespeichert werden, sodass sie sehen, wer die betreffende Information abgerufen hat.« Er stellte sich das Computersystem der Militärischen Abwehr vor, das in das Lage war, mehr als siebenhundert Septillionen Operationen in der Sekunde durchzuführen und mit Zeiteinheiten wie Femtosekunden, also dem millionsten Teil einer Milliardstelsekunde, arbeitete, wie es über Fumikos Vorstoß in die tiefsten und dunkelsten Geheimnisse der Agentur stolperte. Fast konnte er das Quietschen der Zugbrücke hören, wie sie sich vom Burggraben hob, um den Zugang zu so geheimen Informationen zu blockieren.
»Ich bin ohne Probleme an den Sperren vorbeigekommen, aber das muss einen Sekundäralarm im Büro des Generaldirektors ausgelöst haben, und in dem von Kubota auch. Deshalb hat er die Akte, die ich heute früh präsentieren wollte, sofort an sich genommen und für geheim erklärt, und deshalb bin ich schon heute Nachmittag von höchster Zugangsberechtigung auf mittlere heruntergestuft worden. Morgen könnte ich vielleicht gefeuert werden, oder« – sie zuckte die Achseln – »verhaftet.«
»Was haben Sie herausbekommen?«
»Dinge, die eigentlich niemand erfahren soll. Wie zum Beispiel Berichte des US-Schatzamts und der Börsenaufsicht an die Militärische Abwehr. Diese Berichte sind erst wenige Tage alt, und deshalb bezweifle ich, ob Kubota schon die Zeit gefunden hat, sie zu lesen, und der Generaldirektor schon gar nicht.«
»Was für Berichte?«
»Finanzinformationen über Geschäftsliquidationen, Verkäufe, solche Dinge eben. In einem Fall hat es fast den Anschein, als würde sich die betreffende Person auf den Zusammenbruch der US-amerikanischen Finanzmärkte vorbereiten.«
»Wo ist Ihre Kopie dieser Liste?«
Sie sah ihn an wie ein kleines Mädchen, das wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung Angst vor Strafe hat. »Jake, das macht die Sache nur noch schlimmer.«
»Großer Gott, Fumiko, wachen Sie endlich auf! Was könnte schlimmer sein als ein Atomangriff gegen die USA?«
31
S HIBUYA , T OKIO
Sie kam aus dem Bad, nachdem sie die Toilettenspülung betätigt hatte, und gab ihm die Liste. Er konnte nur vermuten, wo sie sie versteckt hatte. Er überflog sie und sah, dass sie nicht nur eine Liste von Namen zusammengestellt hatte, sondern dazu Informationen über die geschäftlichen Interessen der Männer darauf, ihrer Firmen und ihres geschätzten Vermögens. Auf dieser Liste ging es um Superlative: Milliarden von Dollar, hunderte von Firmen. Es handelte sich um sieben japanische Industriemagnaten von ungeheurem Reichtum und Einfluss, Männer, die mit ihrer Macht den Fluss der Ereignisse einfach dadurch umlenken konnten, dass sie einen Hörer abnahmen und mit einem Präsidenten, einem Premierminister oder einem König irgendwo auf der Welt sprachen.
»Die drei gesperrten Namen stehen oben auf der Liste«, sagte Fumiko über dem schrillen Japanisch des Gameshow-Moderators.
»Iwao Suzuki, Shinjire Atami, Iseda Tokugawa.«
»Drei der reichsten Männer der Welt«, versicherte ihm Fumiko.
»Ich höre«, sagte Scott und setzte sich wieder hin.
»Suzuki und Atami sind die Chefs der größten Banken Japans. Suzuki war in eine Reihe von verdächtigen Transaktionen mit Euro-Futures über eine angegliederte Bank in Zürich verwickelt. Die japanische Zentralbank konnte die Aktivitäten mit Hilfe der Zentralbank in Zürich bis zu einem einzigen reichen Privatkunden Suzukis zurückverfolgen. Dieser Kunde, ein Saudi, steht schon seit 1985 mit Nordkorea in Geschäftsbeziehung. Letzten Endes haben sie Suzuki wegen illegaler Lieferungen von Öl- und Gasbohranlagen und von Erdöl aus Saudi-Arabien überführt. Suzukis Kunde hat mit dessen Hilfe verschiedene europäische Banken betrogen. Die japanische Regierung hat von einer Strafverfolgung Suzukis Abstand genommen, der sich im Gegenzug bereiterklärt hat, dem
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