Red Shark: Thriller (German Edition)
bekommt beim Generaldirektor keinen Termin ohne ein Jahr Voranmeldung und der Genehmigung durch Kubota. Der ist der Türsteher.«
Scott überlegte. »Wir müssen herausbekommen, was Kubota über diesen geheimnisvollen Mann weiß.«
Fumiko warf Scott einen entnervten Blick zu. »Jake, das ist keine von diesen Hauruckoperationen, für die Sie berühmt sind. Das hier ist die militärische Abwehr, und wir sind in Japan.«
Scott runzelte die Stirn. »Wer hat Ihnen das erzählt? McCoy Jefferson?«
»Sagen wir doch einfach, ich weiß ein paar Dinge über Sie. Stichwort Dubrovnik, das Gelbe Meer. Ich weiß außerdem, dass es nicht Ihre Schuld war, was dort geschehen ist.«
»Vielen Dank. Sie scheinen zu den ganz wenigen Menschen zu gehören, die das noch glauben.«
»Jake, hören Sie mir zu. Hier dürfen Sie nicht losgehen und auf eigene Faust loslegen. Das macht man hier nicht.«
»Auch nicht, wenn Kubota etwas verbirgt?«
»Er ist mein Chef.«
»Ist Ihnen überhaupt klar, was hier auf dem Spiel steht?«
»Was glauben Sie denn, wo ich in letzter Zeit war? Auf dem Mars? Natürlich weiß ich, dass ein Krieg aufzieht zwischen« – sie senkte die Stimme – »den USA und Nordkorea. Ich war schließlich diejenige, die diese Nachrichten entschlüsselt und Kubota darauf aufmerksam gemacht hat, ich bin diejenige –«
»Umso mehr Grund, herauszubekommen, was Kubota vertuscht.«
»Es tut mir leid, aber Sie ziehen voreilige Schlüsse.«
Scott sagte nichts mehr, und sie beendeten ihr Essen, obwohl es inzwischen kalt geworden war. Nach dem Essen, das zu bezahlen Fumiko sich nicht nehmen ließ, gingen sie zu ihrem Auto. Es hatte angefangen zu regnen, und die Straßen glänzten wie von flüssiger Farbe, eine Widerspiegelung der bunten Lichtreklamen der Ginza.
»Denken Sie nach über das, was ich gesagt habe«, sagte Scott, während sie in einem winzigen Fahrstuhl zu einem der oberen Stockwerke eines schmalen Parkhauses hinauffuhren, das zwischen zwei Hochhäuser gezwängt worden war.
»Ich will gar nicht daran denken«, entgegnete Fumiko.
Sie standen nahe beieinander in dem engen Raum und spürten den Herzschlag des anderen. Er hörte ihren Atem, roch den leichten Moschusduft ihres maßgeschneiderten Kostüms und ihres Parfüms. Sie hielt den Kopf gesenkt, als wollte sie eine weitere Diskussion vermeiden, die sie zwingen könnte, zu Scotts Position überzuschwenken.
Der vibrierende Fahrstuhl blieb stehen, und die Türen öffneten sich knarrend.
Scott wartete darauf, dass sie ihren Wagen aufschließen würde. Sie zögerte, und dann sah sie von so kurzer Distanz zu ihm auf, dass er ihre Wärme spüren konnte. »Sie verstehen doch meine Lage …?«
»Natürlich«, antwortete Scott. »Sie werden das Richtige tun, das weiß ich.«
Sie warf ihm einen fragenden Blick zu, aber er ging nicht darauf ein, sondern hob mit einer Fingerspitze ihr Kinn. »Genug für eine Nacht«, sagte er.
»Danke.« Ihre Lippen strichen zart über seine Wange, und er roch einen Hauch Alkohol in ihrem Atem. »Ich wollte nur noch sagen, dass ich sehr glücklich darüber war, dass Sie nicht …« Sie berührte seine verbundene Hand. »Verletzt worden sind.« Sie presste die Lippen zusammen und suchte das richtige Wort. »Nicht ernsthafter, meine ich … da war Ramos und …«
»Ich weiß, was Sie meinen. Vielen Dank für Ihre Besorgnis.«
Irgendwo hallten Schritte von kaltem Beton. Eine Autotür wurde zugeworfen. Ein Motor sprang an. Reifen quietschten in einer Abfahrt.
Fumiko schloss den Wagen auf. »Ich fahre Sie in Ihr Hotel zurück.«
Der Mann hörte ein Zischen in seinem Ohrhörer, dann die Stimme des Mannes vom Team im Parkhaus. »Sie sind auf dem Weg nach draußen.«
Einen Augenblick später meldete sich der Mann hinter dem Steuer eines Taxis, dessen rotes Signal auf dem Dach »Besetzt« anzeigte, in ein getarntes Kehlkopfmikro. » Hai . Ich habe sie.«
Fumiko schwenkte in den Verkehr auf der Ginza ein, und das Taxi ordnete sich hinter ihrem Wagen in den Verkehr ein.
29
»M R . J ACOB «
Mitternacht. Das Klingeln des Telefons schepperte in seinem Kopf wie das Rattern eines Maschinengewehrs. Mühsam orientierte er sich und nahm den Hörer ab. »Ja, hier Scott.«
Schweigen.
»Wer ist da?«
»Hattest du gedacht, dass ich anrufen würde?« Sie sprach von einem Handy, und ihre Stimme war völlig deutlich.
Ein Presslufthammer begann in seiner Brust zu hämmern. »Tracy?«
»Bist du allein?«
Scott schwang die Beine aus dem Bett.
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