Red Shark: Thriller (German Edition)
zu sehen. »Wenn Ihre Aussagen zutreffen, Direktor Kubota, haben Sie überhaupt irgendwelche konkreten Hinweise, wer dieser Mann sein könnte?«
»Ah, Commander Scott, Sie erwarten von unserer Abwehr, wie Sie vielleicht sagen würden, Wunderkräfte. Ja, wir arbeiten daran, wie ich schon sagte. Wir haben bisher unsere Exportgenehmigungen nach irgendwelchen Besonderheiten durchgekämmt. Wir suchen nach neueren Lieferungen von Industriegütern und landwirtschaftlichen Geräten nach Nordkorea. Wir haben außerdem eine genaue Prüfung der Protokolle von allen Handelskonferenzen, die in letzter Zeit durchgeführt worden sind und bei denen vielleicht Vermittler von Drittländern teilgenommen haben. Wir hatten zum Beispiel neulich eine pakistanische Gruppe in Japan, die sich anschließend mit dem nordkoreanischen Handelsminister getroffen hat, um über ein Programm für Nahrungsmittelaustausch zu sprechen. Wir haben weiter einige Währungskonferenzen auf ungewöhnliche Aspekte untersucht. Kürzlich hat eine belgische Gruppe japanische Handelskredite beantragt, die auf Nordkorea übertragbar wären. Ebenso Syrien. Sie sehen also, Commander Scott, dass nicht nur die Japaner mit Nordkorea verhandeln.«
Einer der Helfer sprach in schnellem Japanisch mit dem Direktor.
»Ach ja, er erinnert mich daran, Commander Scott, und das hat Ihnen Miss Kida sicher auch schon gesagt, dass wir verschiedene Flugzeug-Passagierlisten durchgesehen haben, um festzustellen, ob sich eventuell ein prominenter Name darauf findet.«
»Aber Japan hat doch gar keine Flugverbindung mit Nordkorea.«
»Das ist wahr. Aber wie Sie wissen, gibt es auch noch andere Zugänge nach Nordkorea – über China, Taiwan, Kambodscha, Vietnam, Singapur … Sie verstehen, was ich meine.«
»Was der Direktor sagt, ist richtig«, sagte Fumiko in einem Versuch, ihr Gesicht zu wahren. »Und wir können unmöglich alle möglichen Reisewege für Einzelpersonen in Länder überwachen, die diplomatische Verbindungen mit der Volksrepublik Korea haben.«
»Was soll ich also meinen Leuten sagen?«, fragte Scott.
Kubota schaltete die DVD ab. Die Helfer klappten ihre Laptops zu. Kubota legte seine Hände flach aneinander und deutete damit wie mit dem Kiel eines Schiffs auf Scott. »Sie können General Radford, dem ich nur den allergrößten Respekt und meine Wertschätzung entgegenbringe, mitteilen dass wir, wie Sie im Westen sagen würden, rund um die Uhr an der Sache dran sind. Ich werde Ihnen, Commander Scott, zunächst einen vollständigen Bericht über alle uns bisher vorliegenden Informationen anfertigen lassen. Ihn würde ich auch dem General zukommen lassen, wenn Sie dies wünschen, oder Sie können ihn von hier aus, im Hauptquartier unserer Abwehr, über eine abgeschirmte Videoverbindung diskutieren. Unsere Büroräume stehen Ihnen uneingeschränkt zur Verfügung. Der Bericht wird auch die Ergebnisse unserer Untersuchungen dieser DVD enthalten, und dazu unsere Vermutungen auf der Basis des bisher gesammelten Materials, wer der Mann bei Marschall Jin sein könnte.«
»Und wann wird dieser Bericht fertig sein?«
Kubota erhob sich. »Ich werde den Bericht in vierundzwanzig Stunden abgeschlossen haben, Commander Scott. Inzwischen hoffe ich, dass Sie Ihren Aufenthalt in Tokio genießen.«
28
D IE G INZA
»Er lügt.«
Fumiko sah von ihrem Drink zu Scott auf. »Warum sollte Kubota lügen?«
Der Besitzer des Ryotei – eines traditionellen japanischen Restaurants –, den Fumiko kannte, kam mit dampfenden Tellern an den Tisch.
Fumiko blickte Scott weiter an und gab vor, nichts davon zu merken, wie ungeschickt er sich mit seiner verbundenen Hand mit den Stäbchen anstellte.
»Sagen Sie mir, warum er lügen sollte«, sagte Scott.
»Sie schützen jemanden«, erwiderte Fumiko schließlich nach einer langen Pause.
Scott sagte nichts.
»Die Abwehr schützt den Mann, der sich mit Jin getroffen hat«, erklärte sie.
»Na schön, aber warum?«
»Ich weiß es nicht.«
»Klar wissen Sie das. Er ist eine wichtige Persönlichkeit, eine sehr wichtige.«
»Jemand, der der Regierung nahesteht, dem Premierminister«, sagte Fumiko nachdenklich.
»Vielleicht ist er in etwas Illegales verwickelt, das die Regierung lieber nicht an die Außenwelt dringen lassen möchte.«
»Terrorismus«, überlegte sie. »Glauben Sie, dieser Mann ist ein Terrorist?«
»Nein, aber vielleicht ein Geldgeber von Terroristen. Das ist Jin schließlich, ein Terrorist. Ein Terrorist mit Atomwaffen.
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