Red Shark: Thriller (German Edition)
aber das kann ich nicht. Die Sache ist zu wichtig.«
Sie verzog das Gesicht. »Jake –«
»Machen Sie uns einen Tee.«
Fumikos Apartment im Distrikt Shibuya in Tokio war winzig: Es bestand nur aus einem kleinen Zimmer, das zugleich als Wohn- und Essbereich wie auch als Schlafzimmer diente. Es war möbliert mit einem Sofa, einem Tisch und einem eingerollten Futon. Angeschlossen war eine enge Küchenzeile, ein sehr kleines Bad, und das einzige Fenster war postkartengroß und sah auf eine Gasse hinaus, die mit Antennen- und Telefonkabeln, die an Pfählen hingen, übersät war.
»Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte sie, während sie sich mit dem Tee beschäftigte. Sie sah erschöpft aus; ihre schönen, mandelförmigen Augen glänzten nicht wie sonst.
»Ich bin nicht mit leeren Händen nach Tokio gekommen. Das SRO hatte Ihre persönlichen Informationen in den Akten. Ich habe mich einfach in die Shibuya-Linie gesetzt, und dann bin ich zu Fuß hierher gegangen.«
»Woher wussten Sie, dass ich direkt nach der Arbeit nach Hause kommen würde?«
»Das wusste ich nicht, ich habe es nur gehofft. Hören Sie, was heute Morgen passiert ist, tut mir leid, aber vielleicht glauben Sie jetzt, dass die Abwehr jemanden schützt.«
Fumiko goss wortlos Tee ein und stellte Reisplätzchen hin.
»Diese Namensliste, die Sie zusammengestellt haben«, fuhr Scott fort, »davon haben Sie doch sicher eine Kopie gemacht. Die muss ich haben.«
»Ich kann sie Ihnen nicht geben. Sie haben doch gehört, was Kubota gesagt hat. Sie ist Himitsu – geheim, nur für den Generaldirektor.«
»Unsinn! Er hat doch nur Angst, Sie könnten jemanden nennen, den er oder die Militärische Abwehr deckt.«
Fumiko ballte ihre Hände zu Fäusten und sagte: »Wir sind hier in Japan, nicht in den USA, verdammt noch mal! Ihr Amerikaner habt hier nichts zu sagen. Ihr habt keine Ahnung, wie die Dinge hier laufen. Ihr seid nicht unsere Bosse. Wir nehmen die Sicherheit hier sehr ernst, und eine Verletzung davon ist eine Straftat, mit Gefängnis und allem, was dazugehört.«
Scott setzte sich neben sie auf das Sofa und nippte an seinem Tee. »Fumiko, ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie wichtig das ist. Wenn Sie Namen haben, muss ich die bekommen.« Ihm kam der Gedanke, dass Fumikos Apartment vielleicht abgehört wurde, aber er machte trotzdem weiter. »Ich brauche unbedingt einen Ausgangspunkt für das SRO, damit sie herausbekommen, was zum Teufel Nordkorea im Schilde führt.«
»Und was ist das nach der Meinung der Leute in Washington?«, fragte sie mit einem Anflug von Trotz. »Sagen Sie es mir. Sie hatten doch viel Zeit, um es sich zu überlegen. Sie waren in dem U-Boot und auf Matsu Shan. Was glauben Sie denn?«
Er bemerkte ihre Verbitterung und konnte sie ihr nicht verübeln. Sie hatte nur ihren Job getan, und nun wurde sie von der Militärischen Abwehr behandelt, als wäre sie ein Sicherheitsrisiko.
»Also gut, ich will Ihnen sagen, was ich denke.«
Er stand auf und schaltete mit einer Fernbedienung das Fernsehgerät an. Er stellte das Gerät lauter, um so eventuelle versteckte Abhörgeräte zu blockieren.
»Ich glaube, Nordkorea plant einen Präventivschlag gegen die USA, hat aber nicht die Mittel dafür. Dieser Mann, den Jin auf Matsu Shan getroffen hat, spielt in den Plänen Nordkoreas eine Rolle, aber ich weiß noch nicht, welche. Vielleicht hat er etwas, das sie für ihren Angriff brauchen. Geld, Technologie, was auch immer. Im Augenblick weiß ich noch nicht, warum dieser Mann Nordkorea helfen sollte, und ich habe keine Ahnung, wer er ist. Vielleicht wird mir das Ergebnis Ihrer Suche in den Akten die Antwort liefern. Im Augenblick weiß ich nur, dass mein Bauchgefühl mir sagt, ich habe recht.«
Fumiko hatte eine Hand an den Mund gehoben. »Einen Präventivschlag mit Kernwaffen –«
»Ja.«
»Mit Raketen oder –«
»Oder von Terroristen ins Land geschafft.«
Nachdem Fumiko einen langen Moment auf ihren inzwischen kalt gewordenen Tee herabgesehen hatte, sagte sie: »Sie haben recht. Kubota und der Generaldirektor decken tatsächlich jemanden. Nachdem ich Sie gestern Abend an Ihrem Hotel abgesetzt hatte, bin ich zurück ins Hauptquartier gefahren und habe mich in die streng geheime Datei der Abwehr eingeloggt. Ich habe die ganze Nacht daran gesessen und bin erst direkt vor der Besprechung heute früh fertig geworden. Ich habe die Namen von achtzehn Männern eingegeben, die ich im Verdacht hatte, sie könnten möglicherweise eine
Weitere Kostenlose Bücher