Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
Seite?«
»Ja.«
»Warum?«
»Weil es keinen Grund gibt, die Operation zu übereilen. Sie hat Zeit. Lass sie doch erst einmal mit dem zurechtkommen, was sie erlebt hat. Das war ein großer Schock.«
Ihr Blick fiel auf sein fehlendes Bein. In Jeans und Stiefeln konnte sie den Beweis dafür, dass er wusste, wovon er sprach, nicht sehen. Aber er war da.
»Habe ich schon erwähnt, dass ich es hasse, wenn du vernünftig bist?«, fragte sie ihn.
»Nein, aber es überrascht mich nicht.«
Das brachte sie zum Lächeln. Sie atmete tief ein. »Okay. Dann lass ich das Thema für den Moment ruhen. Du hast recht. Es gibt keine Eile. Es ist nur so, dass ihr das so gar nicht ähnlich sieht. Normalerweise reagiert sie nicht so passiv.«
»Sie hat gerade eine Explosion erlebt, Skye. Lass sie doch erst mal wieder zu sich kommen.«
»Kommst du schon wieder mit deiner Logik? Sie ist meine Schwester. Ich will, dass es ihr gut geht.«
»Das wird es auch wieder.« Er schaute auf seine Uhr. »Bleibst du hier? Soll ich Erin vom Bus abholen?«
In ein paar Stunden würde Erin von ihrem letzten Schultag vor den Sommerferien nach Hause kommen. Und irgendjemand musste da sein. Aber Erin war nicht seine Verantwortung. Nicht dass ihn das aufhalten würde. Er würde das Richtige tun, weil er nun mal so war.
Sie dachte an das, was vor neun Jahren passiert war. Als ihr Vater sie so eingeschüchtert hatte, dass sie Mitch verließ. Wie sie reagiert hatte, ohne nachzudenken. Und als sie endlich wieder klar hatte denken können, war es zu spät. Sie war mit Erin schwanger gewesen.
Sie nahm Mitchs andere Hand und hielt sie fest. »Ich habe Ray geliebt«, sagte sie und schaute ihm in die Augen.
Er versuchte, sich von ihr zu lösen, aber sie ließ ihn nicht los.
»Ich habe Ray geliebt«, wiederholte sie. »Nicht am Anfang. Aber im Laufe der Zeit ist die Liebe zu ihm gewachsen. Sicher hatte er so seine Probleme - ich meine, was zum Teufel wollte er bloß mit einer so jungen Frau? Aber er war ein guter Mann, und dafür habe ich ihn geschätzt. Ich werde das nicht verleugnen, indem ich sage, ihn nicht geliebt zu haben.«
Mitch sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Hat diese Geschichte auch eine Pointe?«
»Ja. Ich habe ihn geliebt, aber ich war nie in ihn verliebt. Ich habe bei ihm nie das Feuer, die Leidenschaft gespürt. Als er starb, habe ich mehr aus Schuld darüber geweint, dass ich ihm nie mein ganzes Herz geben konnte, als darüber, dass er fort war. Er wollte alles von mir, und ich konnte es ihm nicht geben.« Sie schluckte. »Er ist Erins Vater, aber ich bin mir nicht sicher, wie lange sie sich noch an ihn erinnern wird. Seine Kinder wollen nichts mit ihr zu tun haben, was ihr Verlust ist, aber sich sicher nicht ändern wird.«
Sie spürte, wie Mitch sich anspannte. »Noch mal: Worauf willst du hinaus?«
»Ich habe niemals aufgehört, dich zu lieben. Nicht für eine Minute. Ich habe so getan als ob - ich habe mein Leben gelebt aber du warst immer alles für mich und bist es noch heute.«
Mit einem Ruck entzog er ihr seine Hände und sprang auf die Füße. »Warum erzählst du mir das?«
Sie stand ebenfalls auf und blickte ihn an. »Weil es die Wahrheit ist. Ich will, dass du weißt, du warst immer der Einzige für mich. Ich bezweifle, dass ich in der Lage bin, jemals jemand anderen zu lieben. Ich erwarte nichts, Mitch. Mir tut es nur so unendlich leid, dass ich damals nicht die Kraft und den Mut hatte, um dich zu kämpfen. Es tut mir leid, was wir beide durchmachen mussten. Und dennoch würde ich es nicht ändern wollen - ich habe gelernt, Ray zu lieben, und ich habe Erin bekommen. Das hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Wir beide haben uns in den letzten Jahren sehr verändert, doch in meinem Herzen ist alles noch so, wie es war. Ich liebe dich.«
Er hatte sich mit der Vergangenheit abgefunden, und er war bereit, der Gute in ihrem Leben zu sein. Aber Liebe? Wusste sie denn nicht, dass solche Wörter töten konnten? Er wollte sie nicht hören. Nicht jetzt. Nicht auf diese Art. Noch nicht.
Er fluchte still vor sich hin. Sie sah so verdammt ernsthaft aus. Als ob sie ihm nicht das Herz verbrannt hätte ... das Herz, das einen zweiten Schlag von ihr nicht überleben würde.
»Ich glaube dir nicht«, sagte er ausdruckslos. Weil es einfacher war .... sicherer.
Sie schenkte ihm ein trauriges Lächeln. »Das überrascht mich nicht. Warum solltest du auch? Warum solltest du mir vertrauen? Wenn es dir irgendetwas bedeutet,
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