Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
Ich meine, er war doch kurz davor noch mit dir zusammen. Also habe ich ihm die Meinung gesagt.«
Izzy lachte. »Auf dem Bürgersteig?«
»Direkt vor dem Restaurant. Nachdem ich dafür gesorgt hatte, dass sein Auto abgeschleppt wurde.«
»Ja, Skye, gut so!«
»Danke. Es fühlte sich auch gut an. Dann habe ich Lexi angerufen, und wir haben angefangen, einige ganz üble Gerüchte über ihn zu streuen. Alles von schlecht im Bett über Unterschlagung von Geld bis zu ,Sein Penis hat die Größe einer Erdnuss‘.«
»Dann hab ich ja wirklich gefährlich gelebt, als ich mich mit dir angelegt habe.«
»Das hast du. Aber du warst ja schon immer mutig. Was auch der Grund dafür ist, dass ich weiß, dass du schnellstmöglich einen Termin für die Operation ausmachen wirst.«
Izzy entzog ihr ihre Hand. »Das war kein sehr raffinierter Übergang.
Komm schon. Du weißt doch, dass du es machen lassen musst.«
»Ich weiß es noch nicht. Ich muss erst noch darüber nachdenken.«
»Was gibt es da nachzudenken?«
»Totale Erblindung? Wenn du dich nicht operieren lässt, bleibt alles so, wie es...«
»Solange die Verbände nicht ab sind, weiß ich ja noch gar nicht, was das bedeutet. Es ist meine Entscheidung, Skye. Also hör auf, mich zu drängen.«
»Aber du musst doch ...«
Izzy zeigte ungefähr in Richtung Tür. »Ist die Besuchszeit nicht vorbei? Solltest du nicht langsam gehen?«
»Izzy, nicht. Ich höre auch auf, darüber zu sprechen.«
»Geh einfach. Ich bin müde. Ich will einfach nicht mehr reden. Los jetzt, du kannst ja nachher noch mal wiederkommen.«
Skye wusste nicht, was sie tun sollte. Nach ein paar Minuten erhob sie sich und gab ihrer Schwester einen Kuss auf die Wange. »Es tut mir leid. Ich werde es in Zukunft nicht mehr erwähnen.«
»Als ob ich das glauben könnte.«
»Ich komme später noch mal vorbei, ich weiß aber noch nicht genau, wann.«
»Ist ja nicht so, als ob ich irgendwohin gehen würde.«
Skye ging. Der Besuch war ganz gut gelaufen - bis auf das Ende. Warum konnte sie Izzy nicht einfach in Ruhe lassen? Warum musste sie so drängeln?
Im Flur blieb sie stehen und überlegte, was sie tun sollte. Hier warten und in ein paar Stunden wieder zu Izzy ins Zimmer gehen oder später noch einmal wiederkommen? Bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, sah sie einen Mann auf sich zukommen.
Sie wurde ganz ruhig, als ob sie wusste, dass in seiner Gegenwart alles wieder gut würde. Sie musste die Entscheidung nicht alleine treffen. Sie konnte ihn nach seiner Meinung fragen, denn er würde ihr sagen, was er wirklich dachte - denn er war jemand, der die Dinge immer gründlich abwog. Er war zäh und schwierig und klug und sexy, und er brachte sie zum Lachen. Er beschützte sie und Erin. Er war jemand, auf den sie sich verlassen konnte. Und mindestens genauso wichtig: Sie verzehrte sich nach ihm.
Sie ging ihm entgegen. Als sie nah genug beieinander waren, zog er sie in seine Arme.
»Geht es dir gut?«, fragte Mitch.
»Nein. Izzy und ich haben uns wieder gestritten. Ich hab sie bedrängt. Warum tu ich das nur immer? Sie liegt im Krankenhaus, wenigstens da sollte ich sie doch wohl in Ruhe lassen können.«
Er führte sie zu einer Reihe Plastikstühle in einem Erker. Sie setzten sich, und er nahm ihre Hand.
»Worüber habt ihr euch gestritten?«
»Sie benötigt eine Operation. Die Ärzte wissen es noch nicht genau, aber sie glauben, dass Izzy nur noch eine dreißigprozentige Sehkraft hat, wenn sie die Verbände abnehmen. Es sollte sich bei diesem Wert einpendeln, aber es könnte auch schlimmer werden.«
»Das muss ihr ja eine Heidenangst machen«, überlegte er.
»Tut es auch. Aber mit der Operation könnte man das wieder hinkriegen. Sie können die Schäden reparieren und ihre vollständige Sehkraft wiederherstellen. Dann wäre sie praktisch so gut wie neu.«
Mitch schaute ihr direkt in die Augen. »Und die Kehrseite?«
»Wenn die Operation schiefgeht, kann sie völlig erblinden. Die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr gering, und der behandelnde Arzt hat es auch noch nie erlebt. Izzy hat jedoch noch keinen Termin für die OP ansetzen lassen, und ich habe sie bedrängt, es endlich anzugehen, damit sie weitermachen kann. Aber sie will nicht.«
»Das Ganze ist doch erst ein paar Tage her. Gib ihr Zeit. Sie muss sich erst einmal an die Situation gewöhnen.«
Skye hätte ihm am liebsten ihre Hand entrissen, wollte sich aber auch nicht wie eine Fünfjährige aufführen. »Stehst du etwa auf ihrer
Weitere Kostenlose Bücher