Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
Du magst deinen Lebensstil. Du hast so viel von deinem Geld an diese idiotische Stiftung verschwendet, dass dir nicht viel geblieben ist. Also hast du keine Wahl. Ich mache im Moment gerade eine schlimme Zeit durch, und du tust, was ich dir sage.«
Er hatte seine Stimme nicht erhoben, aber trotzdem fühlte es sich an, als würde er sie anschreien. Sie hob ihr Kinn.
»Nein«, wiederholte sie. »Ich habe genug Geld. Und was das Haus betrifft...« Sie schaute sich in der Küche um. »Nein, danke. Ich werde nicht meine Zukunft aufgeben, damit du den Schwiegersohn deiner Träume bekommst.«
Es ist nicht das Haus, dachte sie traurig. Es war nie das Haus gewesen. Sie war hier wohnen geblieben, weil sie so ein Teil der Familie, mit ihr verbunden, war. Das war es, was sie Erin nach dem Tod von Ray hatte geben wollen. Und vielleicht auch sich selber.
»Das war keine Frage«, sagte er und stellte seine Tasse auf die Arbeitsplatte. »Verdammt, Skye, das hier ist keine Verhandlung. Du bist meine Tochter und du tust, was ich dir sage. Du weißt, womit ich mich im Moment herumschlagen muss. Garth ist überall. Er greift mich von allen Seiten an. Er will mich im Gefängnis sehen. Das weißt du doch, oder etwa nicht?« Er starrte sie an. »Sieh dir an, was er mit deiner Schwester gemacht hat.«
Sie dachte an Izzy in ihrem Krankenhausbett. »Ich bin mir dessen sehr bewusst.«
»Dann hilf mir.«
»Dad, ich liebe dich, aber ich werde mich von dir nicht in eine weitere Ehe drängen lassen. So muss es doch nicht sein. Wir werden einen Weg finden, uns gegen Garth zu verteidigen. Alle zusammen, mit vereinten Kräften.«
Ihr Vater schaute sie lange an. »Das wird nicht passieren. Du glaubst, dass ich auf euch drei angewiesen bin? Lexi hat ihre eigene Firma kaum im Griff. Du bist eine fortwährende Enttäuschung. Und Izzy ist nicht länger nützlich. Wer will schon eine blinde Frau? Du wirst es tun. Du hast keine Wahl.«
Damit ging er.
Skye stand in der Mitte der Küche. Obwohl es warm und sonnig war, zitterte sie innerlich vor Kälte.
Später am Nachmittag ging Skye gerade die Treppe hinunter, als sie Jed ihren Namen rufen hörte. Sie folgte dem Klang in die Bibliothek, wo sie in der Tür stehen blieb, plötzlich nicht gewillt, ihrem Vater zu vertrauen.
Seine Worte hatten sie den ganzen Vormittag über verfolgt. Seine Drohung war kein bisschen subtil gewesen, und auch wenn sie sich sagte, dass sie nicht nachgeben würde, war ein Teil von ihr nervös.
Mit einer Handbewegung bat er sie, einzutreten.
Sie trat an seinen Schreibtisch. »Was gibt‘s?«
Er betrachtete sie eine Weile, als würde er sie abschätzen. »Glaubst du, dass du stark bist?«, fragte er endlich. »Glaubst du, mich beeinflussen zu können? Dann bist du ein Dummkopf.«
Sie trat einen Schritt zurück. »Hör auf, Süßholz zu raspeln, Dad«, erwiderte sie sarkastisch. »Sag mir, was du wirklich denkst.«
»Das werde ich.« Er deutete auf die Akten auf dem Tisch, dann öffnete er einige und drehte sie um, sodass Skye sie lesen konnte. »Ich wollte das nicht tun, aber du hast mir keine Wahl gelassen.«
Sie starrte auf die Papiere. Anfangs ergab das Geschriebene keinen Sinn. Sie las es ein zweites Mal, dann nahm sie einen Brief auf.
Er trug den Briefkopf einer Arztpraxis. Der Brief war an Jed adressiert und führte Bedenken wegen Skyes mentaler Stabilität an. Zweifel an ihrer Fähigkeit, Erin eine gute Mutter zu sein. Der Arzt empfahl Jed, Skye so schnell wie möglich psychologisch untersuchen zu lassen.
Die zweite Mappe war noch schlimmer. Informationen eines ganzen Ärztekomitees, die alle behaupteten, sie wäre nicht nur keine gute Mutter, sondern auch eine Gefahr für Erin und sich selber. Die Empfehlung lautete, sie für immer wegzusperren.
»Du hast viel von deiner Mutter in dir«, sagte Jed leichthin, als ob sie die Speisenfolge fürs Abendessen besprechen würden. »Sie glauben, es datiert ab deinem zehnten Lebensjahr, als du deine Mutter gefunden hast, nachdem sie Selbstmord begangen hatte. Das würde jeden für immer zeichnen. Aber du warst schwach, wie sie, und hattest nie eine Chance. Sehr schade. Erin wird dich vermissen. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde gut auf sie aufpassen.«
Sie hatte nicht gewusst, dass Terror einen eigenen Geschmack hatte. Er war bitter und metallisch, beinahe wie Blut. Er füllte ihren Mund, bis sie dachte, daran zu ersticken. Sie schaute den Mann an, den sie ihr ganzes Leben lang geliebt hatte, und sah einen
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