Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
starrte einen Augenblick auf ihre Füße und ließ dann seinen Blick langsam an ihr hinaufgleiten. »Sie glauben, Sie können es mit mir aufnehmen?«
»Sogar an einem schlechten Tag. Ich kämpfe mit harten Bandagen.«
»Ich auch, kleines Mädchen.«
Sie beschloss, sich das für spätere Zwecke gut zu merken.
»Ich werde meiner Schwester von unserer kleinen Unterhaltung berichten. Die Titan-Schwestern sind untereinander sehr loyal. Das sollten Sie immer im Kopf behalten.«
»Sie stecken voller Ratschläge. Warum glauben Sie, dass ich sie brauche?«
»Weil man Ihnen den Amateur vom Schiff aus ansieht.«
Mitch Cassidy hielt am Tor zur Ranch an. Er war zwar hier aufgewachsen, aber seit über neun Jahren nicht mehr hier gewesen. Er hatte ein paar Veränderungen erwartet - das Leben hatte so eine Art, weiterzugehen, ob man es nun wollte oder nicht aber das hier war denn doch eine Überraschung.
Er starrte auf die Wörter über den offenen Metalltoren. Die Tore waren mit keinem Zaun verbunden, sondern standen nur zur Zierde dort. »Cassidy Ranch. Heimat von zertifiziertem organischem Rindfleisch und frei laufendem Geflügel.«
»Was zum Teufel ...«
Er wusste nicht, was ihn am meisten ärgerte. Der Ausdruck »zertifiziert« oder »organisch« oder »Geflügel«.
»Hühner? Wir haben gottverdammte Hühner?«
Er hasste Hühner. Sie waren laut und dreckig. Und das hier war Texas. Seine Familie züchtete Rinder, und das schon seit fast hundert Jahren. Sie waren die Quelle des Cassidy-Vermögens. Wenn irgendeine Rancherfrau für ein paar Eier oder ein Mittagessen Hühner züchten wollte, wurden die dummen Vögel irgendwo auf der entferntesten Ecke des Grundstücks gehalten, damit man sie nicht sah. Und nun posaunte man sie hier groß auf dem Eingangstor heraus.
Sein linker Fuß schmerzte. Er streckte die Hand aus, um ihn zu reiben, nur um sich eine halbe Sekunde später daran zu erinnern, dass er keinen linken Fuß mehr hatte. Die Unterschenkelamputation war der Grund dafür, dass er kein SEAL mehr war. Der Grund dafür, dass er nun endlich wieder nach Hause kam.
Er fluchte noch einmal, legte einen Gang ein und nahm den Weg zum Haupthaus. In einer perfekten Welt würde er still und leise auf die Ranch zurückkehren, sich einfach wieder in das Leben einfügen, und niemand würde es bemerken. Leider konnte man dem Leben zwar vieles nachsagen, aber nicht, dass es perfekt war.
Er fuhr den fast eine Meile langen Weg entlang. Rechts und links weiße Zäune, so weit das Auge reichte. Pferde zur Rechten, Preisbullen zur Linken. Reichtum und Wohlstand auf vier Hufen.
Als er an einer Baumgruppe entlang um eine Kurve fuhr, sah er das Haus, in dem er aufgewachsen war. Es war ein ausgedehntes zweistöckiges Gebäude mit einer umlaufenden Veranda. Hüfthohe Blumen bewegten sich im leichten Wind. Ein Bild wie von einer Postkarte. Mitch wünschte sich fast, es wäre so.
Fidela stand auf der Veranda, leicht nach vorne gebeugt, als wolle sie die genaue Sekunde seiner Ankunft abpassen. Dann rannte sie los, seinem Truck entgegen, und zwang ihn, kurz vor dem Haus anzuhalten.
Sie ging zwar schon auf die fünfzig zu, aber sie hatte die Schnelligkeit einer Sechsjährigen und erreichte seine Tür, bevor er umständlich aus der Fahrerkabine geklettert war. Er landete auf Schotter und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren, als seine Beinmuskeln sich bemühten, ihn auf der neuen und schmerzhaften Prothese aufrecht zu halten.
»Du bist wieder da!« Tränen füllten Fidelas braune Augen. »Endlich! Seit du weggegangen bist, habe ich gebetet und gebetet. Gott ist es schon leid, dass ich ihn immer wieder um deine Sicherheit anflehe. Du hättest mich auch ein bisschen unterstützen können, weißt du. Zum Beispiel, indem du nicht so gefährliche Aufgaben übernimmst. Aber nein, du musstest ja unbedingt meinen Glauben auf die Probe stellen.«
Sie umfasste sein Gesicht mit ihren Händen, strich ihm dann über die Schulter und seine Arme entlang, als wollte sie sichergehen, dass er wirklich da war.
»Du bist größer als damals, aber so dünn. Mitch, in deinen Augen liegt so viel Traurigkeit. Aber jetzt bist du zu Hause, ja? Zu Hause bei mir und Arturo. Die Ranch wird dich heilen, und ich werde dir alle deine Lieblingsgerichte kochen, bis du zu dick bist, um auf einem Pferd zu reiten.«
Sie lächelte durch ihre Tränen, dann umarmte sie ihn mit einer Kraft, die ihm die Luft aus den Lungen quetschte.
Sie war schon Teil seines Lebens,
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