Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Redshirts

Redshirts

Titel: Redshirts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
auf Davis ist sauer, weil wir gestorben sind. Jeder stirbt irgendwann. Du wirst irgendwann sterben. Wir sind sauer, weil unser Tod so absolut sinnlos war. Wenn du uns abmurkst, Nick, hat es überhaupt keine Relevanz für die Story. Es ist nur ein kleiner Schock, den du den Zu schauern vor der Werbepause verpasst, und sie haben ihn längst vergessen, wenn die erste Doritos-Werbung zu Ende ist. Unser Leben hat eine Bedeutung, Nick, selbst wenn es diese Bedeutung nur für uns selber hat. Und du hast uns auf ziemlich üble Weise ins Gras beißen lassen. So etwas ist ein sinnloser, beschissener Tod.
    NICK: Ein beschissener Tod ist Realität, Finn. Ständig laufen Leute versehentlich vor einen Bus, rutschen aus und schlagen sich den Schädel an der Toilettenschüssel ein oder gehen joggen und werden von Pumas angefallen. So ist das Leben.
    FINN: So ist dein Leben, Nick. Aber es gibt niemanden, der dich schreibt, soweit du weißt. Aber für uns schon. Du bist es, der uns schreibt. Und wenn wir in der Serie sterben, dann tun wir es, weil du uns einfach abserviert hast . Jeder stirbt irgendwann. Aber wir sind so gestorben, wie du entschieden hast, wie wir sterben sollen. Und bislang hast du entschieden, dass wir einfach sterben, weil es leichter ist, als eine spannende Szene zu schreiben, die sich dramaturgisch sinnvoll entwickelt. Und das weißt du genau, Nick.
    NICK: Nein, ich …
    FINN: Doch, du weißt es. Wir sind tot, Nick. Wir stehen über all den schwachsinnigen Ausreden. Also gib es zu. Gib zu, was wirklich in deinem Kopf vor sich geht.
    NICK (hockt sich benommen auf den Boden) : Also gut. In Ordnung. Also gut. Ich habe mein letztes Drehbuch geschrieben, in dem wir die Leute in der Zeit zurückgeschickt haben, und ich erinnere mich, wie ich gedacht habe: »Wow, diesmal haben wir wirklich niemanden abserviert.« Dann dachte ich über die verschiedenen Methoden nach, wie wir Leute in der Serie umgebracht haben. Und dann dachte ich daran, dass der Tod für sie real ist. Es sind reale Menschen, die real sterben. Dann dachte ich an die idiotischen Methoden, mit denen ich Leute abgemurkst habe. Wobei nicht nur der Tod an sich idiotisch ist, sondern auch das ganze Drumherum. Idiotische Gründe, um Leute in eine Situation zu bringen, in der ich sie abservieren kann. Saudumme Zufälle. Wendungen in der Handlung, die aus dem Nichts kommen. All die kleinen beschissenen Tricks, die ich und die anderen Autoren benutzen, weil wir sie benutzen können und für die uns niemand zur Rechenschaft zieht. Dann habe ich mich betrunken …
    FINN (nickt) : Und als du aufgewacht bist, hast du ein bisschen geschrieben, aber es kam nichts Brauchbares dabei heraus.
    NICK: Ich dachte, es würde darum gehen, dass ich keine Leute umbringen will. Dass ich für ihren Tod verantwortlich bin.
    FINN (hockt sich wieder hin) : Es geht um die Tatsache, dass du nicht verantwortungsvoll gehandelt hast, als du sie getötet hast. Das macht dir zu schaffen. Selbst wenn du unseren Tod nicht ins Drehbuch geschrieben hättest, wäre jeder von uns trotzdem eines Tages gestorben. Das ist eine Tatsache. Und ich glaube, das weißt du.
    NICK: Ich habe euch einen schlimmen Tod beschert, obwohl ich euch etwas Besseres hätte geben können.
    FINN: Ja. Du bist nicht der Sensenmann, Nick. Du bist ein General. Manchmal schickt ein General seine Soldaten in den Tod. Man kann nur hoffen, dass er es nicht leichtfertig tut.
    NICK (blickt zur Menge) : Ihr wollt, dass ich bessere Tode schreibe.
    FINN: Genau. Weniger Tode wären auch nicht schlecht. Aber hauptsächlich bessere Tode. Wir alle sind bereits tot. Für uns ist es zu spät. Aber jeder von uns hat Menschen, die uns etwas bedeuten und die noch leben, die aber jederzeit durch deinen Federstrich sterben könnten, wenn man es so ausdrücken will. Wir finden, dass sie etwas Besseres verdient haben. Und jetzt weißt du, dass du es genauso willst.
    NICK: Ihr geht davon aus, dass ich nach all dem hier immer noch einen Job habe.
    FINN (steht wieder auf) : Du wirst es überstehen. Sag einfach allen, dass du die Grenzen zwischen Fiktion und interaktiver Performance in den Online-Medien ausgelotet hast. Das ist ein wunderbarer Vorwand für die Metaebene. Außerdem wird dir sowieso niemand glauben, dass deine Figuren tatsächlich zum Leben erwacht sind. Bestenfalls glauben die Leute, dass du dich mit dieser Sache wie ein Arschloch verhalten hast. Aber manche Leute sind sowieso davon überzeugt, dass du ein Arschloch bist.
    NICK:

Weitere Kostenlose Bücher