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Redshirts

Redshirts

Titel: Redshirts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Schuhe. Es ist genau die Art von aufstrebenden, statusbewussten schwarzen Lederschuhen, die dir verrät, dass dieser Kerl in der Unterhaltungsindustrie arbeiten muss. Aber um ehrlich zu sein, sind es nicht nur die Schuhe, die es dir verraten, sondern auch das typische Verhalten eines Arschlochs, das mit seinem BMW eine rote Ampel überfährt, weil es in sein Handy brüllt, und das nun stinksauer auf dich ist, weil du die Frechheit besessen hast, sein Auto zu beschädigen.
    Du fragst dich kurz, ob der Wichser vielleicht deinen Vater kennt, bevor du schließlich von deinen Verletzungen überwältigt wirst und alles nur noch verschwommen wahrnimmst. Der brüllende Agent oder Medienanwalt oder was auch immer wird zu einem Murmeln gedämpft, das sich mit der Zeit immer sanfter und beruhigender anhört.
    Das war also dein Unfall, an den du dich nun in absolut erschreckenden Einzelheiten erinnerst, wie es dir jetzt vorkommt. In deinem Kopf sind die Szenen genauso klar und deutlich wie in einer Episode einer der Fernsehserien deines Vaters, wenn man sie sich in High Definition auf einer Blu-Ray-Disc anschaut. In dieser Version hast du sogar schon eine Tonspur mit Kommentaren hinzugefügt, auf der du über verschiedene Aspekte sinnierst, wenn du alles noch einmal in deinem Kopf abspielst. Kommentare über dein Motorrad, den BMW, den Fahrer (der, wie sich herausgestellt hat, ein Medienanwalt ist und zu zwei Wochen Gefängnis und dreihundert Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt wurde, weil er zum dritten Mal das kalifornische Gesetz missachtet hat, das Handy-Telefonate während des Autofahrens verbietet) und über deinen kurzen Segelflug vom Motorrad auf die Straße. Du könntest dich kaum deutlicher daran erinnern.
    Woran du dich nicht erinnern kannst, ist das, was danach kam, bis du ein paar Wochen später aufgewacht bist, auf deinem Bett liegend, vollständig angekleidet, ohne einen Kratzer am Körper.
    Das beunruhigt dich immer mehr.
    »Gedächtnisverlust«, sagte dein Vater, als du das erste Mal mit ihm darüber gesprochen hast. »Nach einem Unfall ist das nichts Ungewöhnliches. Ich hatte mit sieben Jahren einen Autounfall. Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern. Eben noch saß ich im Wagen, weil wir deine Urgroßmutter besuchen wollten, und im nächsten Moment lag ich mit einem Gipsverband im Krankenhaus, und meine Mutter steht vor mir mit einem Riesenbecher Eiscreme.«
    »Du bist am nächsten Tag aufgewacht«, hast du zu deinem Vater gesagt. »Mein Unfall liegt schon ein paar Wochen zurück. Aber ich bin erst vor wenigen Tagen aufgewacht.«
    »Das stimmt nicht«, sagte dein Vater. »Du warst schon vorher wach. Bei vollem Bewusstsein. Du hast Gespräche geführt. Du erinnerst dich nur nicht mehr daran.«
    »Darauf will ich hinaus«, sagtest du. »Es ist anders als ein Blackout nach einem Unfall. Weil ich noch Wochen später Erinnerungen verloren habe.«
    »Du bist mit dem Kopf auf der Straße gelandet«, sagte dein Vater. »Nachdem du mit fünfundvierzig Meilen pro Stunde durch die Luft gesegelt bist. Selbst im günstigsten Fall, wie er bei dir eingetreten ist, muss einfach irgendein Trauma zurückbleiben, Matthew. Es überrascht mich nicht, dass du ein paar Erinnerungen verloren hast.«
    »Nicht ein paar , Vater«, sagtest du. »Sondern alle. »Alle zwischen dem Unfall und dem Moment, als ich aufwachte und du und Mutter und Candace und Rennie vor mir standen.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass du plötzlich das Bewusstsein verloren hast«, sagte dein Vater. »Wir hatten uns große Sorgen gemacht.«
    »Also bin ich aus den Latschen gekippt und wache danach ohne eine Erinnerung an die letzten paar Wochen auf«, sagtest du. »Du verstehst vielleicht, warum ich mir deswegen Sorgen mache.«
    »Möchtest du, dass ich dich für eine MRT anmelde?«, fragte dein Vater. »Das wäre kein Problem. Die Ärzte sollen mal schauen, ob sie zusätzliche Hinweise auf ein Gehirntrauma finden.«
    »Ich glaube, das wäre wirklich das Klügste«, sagtest du. »Hör mal, Dad, ich möchte nicht als übertrieben paranoid rüberkommen, aber es beunruhigt mich, dass ich mehrere Wochen meines Lebens verloren habe. Ich möchte wissen, dass ich nicht noch mehr verlieren werde. Es ist nicht angenehm, aufzuwachen und zu merken, dass man ein riesiges Loch im Gedächtnis hat.«
    »Nein, Matt, das habe ich verstanden«, sagte dein Vater. »Ich werde Brenda sagen, dass sie so schnell wie möglich einen Termin machen soll.

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