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Redshirts

Redshirts

Titel: Redshirts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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lächelst, als du dich an das tränenreiche Gespräch erinnerst, als du ihn angerufen hast, um ihm mitzuteilen, dass es dir wieder gut geht. Dann hörst du plötzlich auf zu lächeln. »Das alles ergibt überhaupt keinen Sinn«, sagst du.
    »Was genau?«, fragt Sandra nach.
    »Mein Vater sagte mir, dass ich schon einige Tage lang gesund und bei Bewusstsein war, bevor meine Erinnerungen zurückkehrten«, sagst du. »Dass ich mich in dieser Zeit völlig normal verhalten hätte.«
    »Okay«, sagt Sandra.
    »Aber warum habe ich dich nicht angerufen?«, fragst du. »Wir telefonieren oder sehen uns fast jede Woche, wenn ich in der Stadt bin. Warum habe ich Naren nicht früher angerufen? Ich rufe ihn fast jeden zweiten Tag an. Warum habe ich kein Facebook-Update gemacht oder Mails verschickt? Warum habe ich niemandem gesagt, dass ich wieder fit bin? Es war so ziemlich das Erste, was ich getan habe, als ich tatsächlich wieder bei Bewusstsein war.«
    Sandra öffnet den Mund, um zu antworten, doch dann schließt sie ihn wieder, um nachzudenken. »Du hast recht, das ergibt keinen Sinn«, sagt sie. »Du hättest angerufen oder gemailt, allein schon aus dem simplen Grund, weil wir dich getötet hätten, wenn du es nicht tust.«
    »Genau«, sagst du.
    »Also glaubst du wirklich, dass deine Eltern dich belügen«, sagt Sandra.
    »Vielleicht.«
    »Und du glaubst, dass es irgendetwas mit den medizinischen Daten zu tun hat, die auf irgendeine Weise seltsam sind«, sagt Sandra.
    »Vielleicht.«
    »Was könnte es sein?«, fragt Sandra.
    »Ich habe keine Ahnung«, musst du zugeben.
    »Du weißt, dass du das Recht auf Einblick in deine medizinischen Daten hast«, sagt Sandra. »Wenn du glaubst, dass es etwas Medizinisches ist, wäre es sinnvoll, dort anzusetzen.«
    »Wie lange würde das dauern?«, fragst du.
    »Wenn du zum Krankenhaus gehst und sie sehen willst? Sie lassen dich ein Antragsformular ausfüllen und schicken es dann in ein Hinterzimmer, wo Hühner mehrere Tage lang daran herumpicken, bis man dir schließlich eine Kurzfassung deiner Daten gibt. Vielleicht kannst du tatsächlich etwas mit diesen Daten anfangen, vielleicht aber auch nicht.«
    »Du lächelst, also vermute ich, dass es noch eine Option B gibt«, sagst du zu Sandra.
    Sandra, die in der Tat lächelt, nimmt ihr Handy und ruft jemanden an. Sie spricht mit fröhlicher und begeisterter Stimme zu diesem Jemand am anderen Ende der Leitung. Sie nennt deinen Namen und hält nur kurz inne, um dich nach dem Namen des Krankenhauses zu fragen. Nach einer weiteren Minute legt sie auf.
    »Wer war das?«, fragst du.
    »Die Kanzlei, in der ich mein Praktikum mache, braucht bestimmte Informationen manchmal etwas schneller, als man sie auf dem üblichen Rechtsweg beschaffen könnte«, sagt Sandra. »Das war der Typ, der sie uns besorgt. Er hat seine Maulwürfe in sämtlichen Krankenhäusern von Escondido bis Santa Cruz. Du wirst deine Krankenakte noch vor dem heutigen Abendessen haben.«
    »Woher kennst du diesen Typ?«, fragst du.
    »Glaubst du wirklich, ein Partner der Kanzlei möchte sich mit dem Namen dieses Kerls in seiner Kontaktliste erwischen lassen?«, erwidert Sandra. »Es ist immer die Aufgabe der Praktikanten, sich um solche Sachen zu kümmern. So lässt sich alles plausibel abstreiten, falls irgendetwas herauskommt. Schuld ist immer der dumme, übertrieben ehrgeizige Jurastudent. Eine brillante Lösung.«
    »Außer für dich, falls dieser Typ erwischt wird«, stellst du fest.
    Sandra zuckt mit den Schultern. »Ich würde es überleben«, sagt sie. Du erinnerst dich, dass ihr Vater seine Softwarefirma in den späten 1990ern für 3,6 Milliarden Dollar an Microsoft verkauft hat. Das heißt, er konnte sein Kapital abziehen, bevor die Internet-Blase platzte. In gewisser Weise betreibt Sandra ihr Jurastudium wie ein Hobby.
    Sandra bemerkt deinen seltsamen Gesichtsausdruck. »Was ist?«, fragt sie lächelnd.
    »Nichts«, sagst du. »Ich habe nur über den Lifestyle der Leute nachgedacht, die unverdientermaßen reich und verhätschelt sind.«
    »Hauptsache, du schließt dich nicht aus dieser Gruppe aus, Mr. Achtfacher College-Hauptfach-Wechsler und Armes Schwein, das immer noch nicht weiß, was es aus seinem Leben machen soll«, sagt Sandra. »Ich bin zwar sehr glücklich, dass ich dich lebend wiedersehe, aber das bedeutet nicht, dass ich dich auf keinen Fall töten würde.«
    »Verstanden«, sagst du.
    »Du warst der Schlimmste von uns allen«, stellt Sandra klar. »Ich habe

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