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Redshirts

Redshirts

Titel: Redshirts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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mein Hauptfach nur viermal gewechselt.«
    »Und dann hast du ein paar Jahre lang herumgegammelt, bevor du dein Jurastudium begonnen hast«, sagst du.
    »Ich habe eine Start-up-Firma gegründet«, sagt Sandra. »Mein Vater war sehr stolz auf mich.«
    Du sagst nichts, sondern lächelst nur.
    »Na gut. Mein Start-up-Unternehmen wurde von meinem Vater und seinen Freunden gesponsert. Dann habe ich mich zur ›Vorstandssprecherin‹ ernannt, während alle anderen die eigentliche Arbeit machten«, sagt Sandra. »Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden.«
    »Das bin ich«, sagst du.
    »Aber es war immerhin etwas «, sagt Sandra. »Und auch jetzt tue ich etwas. Sich durch die Uni treiben zu lassen hat dir nicht gut getan. Nur weil du nie etwas aus deinem Leben machen musst , bedeutet das nicht, dass du nichts aus deinem Leben machen solltest . Wir beide kennen solche Leute. Sie sind kein netter Anblick.«
    »Stimmt.«
    »Weißt du jetzt, was du aus deinem Leben machen willst?«, fragt Sandra.
    »Als Erstes möchte ich herausfinden, was mit mir los ist«, sagst du. »Bis dahin habe ich nicht das Gefühl, dass ich mein Leben zurückbekommen habe. Ich habe nicht mal das Gefühl, dass es überhaupt mein eigenes Leben ist.«
    Du stehst vor deinem Spiegel, nackt, aber nicht, weil du ein Narzisst bist, sondern weil du ausgeflippt bist. Auf deinem iPad hast du die medizinischen Daten, die Sandras Informant für dich besorgt hat, sowie die Dokumentation deines Verkehrsunfalls. Darunter sind auch Bilder von dir, wie du im Krankenhaus auf die Operation vorbereitet wurdest, und von deinem Gehirn, nachdem man dich stabilisieren konnte.
    Die Liste der Sachen, die in deinem Körper gebrochen, punktiert oder gerissen waren, lesen sich wie ein Anatomietest an der Highschool. Die Bilder deines Körpers erinnern dich an die Puppen, die dein Vater von seinen Spezialeffektleuten anfertigen ließ, als er noch billige Horrorstreifen produziert hat, während du ein kleiner Junge warst. Wenn man bedenkt, wie du beinahe gestorben wärst und was man mit dir tun musste, um dich am Leben zu erhalten, ist es unvorstellbar, dass dein Körper in diesem Moment etwas anderes ist als ein Flickwerk aus blauen Flecken, Schorf und Narben, ans Bett gefesselt und mit Schläuchen und Kathetern in jeder möglichen Körperöffnung.
    Doch nun stehst du nackt vor dem Spiegel, und an dir ist kein einziger Kratzer zu sehen.
    Gut, ein paar Sachen sind da schon. Zum Beispiel die Narbe auf deinem rechten Handrücken, eine Erinnerung an den Moment, als du dreizehn warst und über den Lenker deines Fahrrads geflogen bist. Dann die kleine, kaum erkennbare Brandnarbe unter deiner Unterlippe, die du dir mit sechzehn Jahren zugezogen hast, als du dich vorgebeugt hast, um Jenna Fischmann genau in dem Augenblick zu küssen, als sie einen Zug von ihrer Zigarette nehmen will. Dann der winzige Schnitt von der Bauchspiegelung, die vor achtzehn Monaten bei dir vorgenommen wurde. Du musst dich vorbeugen und dein Schamhaar teilen, um die Narbe sehen zu können. Jede noch so kleine Spur der minimalen Verletzungen, die deinem Körper zugefügt wurden, ist genau da, wo sie sein sollte.
    Doch es gibt nichts, das auf deinen Unfall hinweist.
    Die großflächigen Abschürfungen an deinem rechten Arm haben keine Spur hinterlassen. Die Narbe an der Stelle, wo dein gebrochenes Schienbein durch die Haut deines linken Beins stach, fehlt. Die Blutergüsse auf Brust und Bauch, wo deine Rippen gebrochen waren und Muskeln und Blutgefäße zerfetzt haben, sind spurlos verschwunden.
    Du verbringst fast eine Stunde vor dem Spiegel und liest in deiner Krankenakte, welche Verletzungen du erlitten hast, um dann wieder in den Spiegel zu blicken und nach Hinweisen auf das zu suchen, was dort geschrieben steht. Aber es gibt keine. Du bist auf die Art und Weise tadellos gesund, wie man es nur mit Anfang zwanzig sein kann. Es ist, als wäre der Unfall nie passiert – oder zumindest so, als wäre er dir niemals passiert.
    Du nimmst dein iPad auf und schaltest es aus, während du dir vornimmst, nicht die Bilder von deiner letzten MRT zu betrachten, neben denen der MRT-Assistent handschriftlich vermerkt hat: »Was zum Teufel ist DAS???« Denn der Unterschied zwischen den ersten MRTs deines Gehirns und den neuen ist ungefähr so groß wie der Unterschied zwischen der Küstenlinie Spaniens und der Ostküste der USA. Die vorherigen Scans ließen bestenfalls den Schluss zu, dass du den Rest deines Lebens als Organspender

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