Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
hacken ihnen die Nase ab.«
»Wir hängen sie am Schwanz auf.«
»Wir stopfen ihnen ihre Schnurrhaare in die Ohren.«
Ein ernst aussehender alter Spitzmäuserich stieß Guasim zur Seite und gab einen schrillen Pfiff von sich. Er zog einen runden schwarzen Kieselstein hervor und hielt ihn hoch.
»Der Genosse, der den Stein hält, hat das Wort. Die anderen halten ihre Klappe!«
Es war mucksmäuschenstill. Er gab den Stein Matthias.
»Jetzt sage, was du zu sagen hast, Mäuserich.«
Ein oder zwei der Anwesenden murrten unzufrieden. Warum sollte ein Fremdling, der noch nicht einmal eine Spitzmaus war, als Erster das Wort erhalten? Der alte Spitzmäuserich tobte vor Wut. »Ist dahinten jetzt endlich Ruhe? Der Mäuserich hat den Stein; haltet den Rand!«
Und wieder war es still. Matthias räusperte sich. »Ähem, ähem. Guerilla-Union aller Spitzmäuse in Mossflower, vergebt mir: Wie ihr sehen könnt, kenne ich mich in dieser Gegend nicht aus. Ich habe euer Land nicht absichtlich betreten. Hätte ich mich ausgekannt, dann hätte ich einen anderen Weg genommen. Ihr habt wahrscheinlich an meiner Kutte erkannt, dass ich aus der Abtei von Redwall komme. Ich bin zwar ein Krieger, gehöre aber einem Orden von Heilern an, der für seine Hilfsbereitschaft bekannt ist. Deshalb lassen alle anderen Lebewesen eine Maus von Redwall normalerweise in Frieden ziehen. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz.«
Der ältere Spitzmäuserich (dessen Name Roy-Ahoi war) nahm Matthias den Stein wieder weg und richtete seine Worte an die anderen. »In Ordnung, Genossen. Jetzt, wo wir ein bisschen besser informiert sind, lasst uns abstimmen. Alle, die wünschen, dass der Mäuserich freigelassen wird, melden sich.«
Pfoten wurden gehoben; Roy-Ahoi zählte sie. Genau die Hälfte aller Anwesenden. Er bat diejenigen, die dagegen waren, um ihre Stimme und zählte wieder.
»Die eine Hälfte dafür, die andere dagegen. Ich habe die ausschlaggebende Stimme. Ich werde euch jetzt etwas sagen, ich weiß, dass uns in erster Linie das Wohl unserer eigenen Gemeinschaft am Herzen liegt, aber die Mäuse von Redwall sind in Mossflower zu einer Legende geworden. Sie haben noch nie irgendjemandem etwas zuleide getan. Ganz im Gegenteil, sie haben viel Gutes vollbracht.« Roy-Ahoi erhob seine Pfote. »Daher, Genossen, stimme ich dafür, dass der Mäuserich freigelassen wird!«
Jubel- und Buhrufe hielten sich die Waage, es folgte eine Kabbelei, die dann in einen handfesten Kampf überging. Guasim entriss Roy-Ahoi den Stein und wedelte damit herum.
»Hört mir zu«, brüllte sie. »Ich weiß, dass Roy-Ahoi ein weiser Ältester ist, aber ich bin Vorsitzende unserer Union, Genossen. Der Mäuserich hat uns noch nicht gesagt, wohin sein Weg ihn eigentlich führt.«
Einen kurzen Moment kehrte Ruhe ein. Dann ergriff eine andere Spitzmaus den Stein. »Ja, genau, ganz richtig! Wo soll es denn hingehen, Mäuserich?«
Der Stein wurde zu Matthias hinübergeworfen.
»Ich werde es euch erzählen«, sagte er. »Aber mein Name ist nicht ›Mäuserich‹. Ich heiße Matthias. Die Abtei von Redwall ist in großer Gefahr, Cluny die Geißel und seine Horde -«
Rufe und barsche Flüche wurden ausgestoßen. Matthias kannte sich mit militärischem Drill aus; es war verblüffend, wie der Steinträger eine so laute, streitsüchtige Versammlung überhaupt zur Ordnung rufen konnte. Matthias fuhr fort: »Wie ich bereits sagte, bevor ich so unsanft unterbrochen wurde, Redwall und seine Bewohner werden von Cluny und seiner Horde angegriffen. Seinen Namen werdet ihr ja wohl schon einmal gehört haben. Na ja, ich glaube, dass ich es schaffen kann, mit Cluny fertig zu werden. Und zwar mithilfe eines uralten Schwertes, das einst einem großen Mäusekrieger namens Martin gehörte. Damit ich aber das Schwert finden kann, muss ich Hauptmann Schnee fragen, wo Asmodeus sich aufhält.«
Die Spitzmäuse verschwanden in wilder Aufregung im Unterholz und Matthias blieb ganz allein zurück. Nach ein paar Minuten wagten sich Roy-Ahoi und Guasim ganz vorsichtig wieder hervor. Ohne an den Stein zu denken, sagte Guasim mit ehrfurchtsvoller Stimme: »Willst du damit sagen, dass du tatsächlich vorhast, geradewegs zu Schnee zu marschieren und mit ihm zu sprechen?«
Matthias nickte. Roy-Ahoi nahm den Faden seiner Genossin auf: »Du gehst zum Hauptmann, um ihn zu fragen, wo du den riesigen Giftzahn finden kannst, Mäuserich? Äh, ich meine, Matthias. Entweder bist du sehr mutig oder einfach völlig
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