Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
verrückt.«
»Ich schätze mal, ein bisschen von beidem«, sagte der junge Mäuserich. »Was wisst ihr denn von Hauptmann Schnee und Asmodeus?«
Man sah, dass die beiden Spitzmäuse zitterten. Guasims Stimme klang eine Oktave höher: »Matthias, du musst vollkommen übergeschnappt sein! Weißt du denn nicht, was dich erwartet? Hauptmann Schnee … für den bist du doch einfach nur ein kleiner Leckerbissen. Und was den anderen angeht – den Riesen mit den Eisaugen –, es gibt niemanden, der sich in seine Nähe wagen darf. Er kann so viele Spitzmäuse verspeisen, wie er lustig ist. Es gibt kein Lebewesen, das den Giftzahn aufhalten kann!«
Ein herzzerreißendes Stöhnen kam von den Spitzmäusen im Unterholz.
Matthias hatte immer noch den Stein. Er hielt ihn hoch und wandte sich kühn an die Spitzmäuse: »Spitzmausgenossen der Guerilla, ich bitte euch nicht darum, mir den Kampf abzunehmen. Zeigt mir nur einfach, in welcher Richtung ich Hauptmann Schnee finde. Wer weiß? Wenn ich irgendwann das Schwert in Händen halte, kann ich euch vielleicht befreien.«
Roy-Ahoi nahm den Stein an sich. »Matthias von Redwall, du befindest dich auf unserem Land. Wir werden dich begleiten. Die Guerilla-Union aller Spitzmäuse in Mossflower würde vor Scham im Erdboden versinken, wenn sie zuließe, dass ein Fremder an ihrer Stelle in die Schlacht zieht. Du wirst uns vielleicht nicht immer sehen können, aber wir werden immer in deiner Nähe sein. Komm jetzt.«
Zusammen mit dem Spitzmaustrupp zog Matthias in nordöstlicher Richtung weiter, wobei auf ihrem Weg immer mehr Spitzmäuse zu ihnen stießen.
Als die Nacht hereinbrach, saßen mehr als vierhundert Mitglieder der Spitzmausunion um das Lagerfeuer und brachen das Brot mit dem Krieger aus Redwall. In jener Nacht schlief Matthias in einem hohlen Baumstamm, dessen beide Enden getarnt waren, damit er von außen massiv aussah.
Ähnlich wie Basilius waren auch die Spitzmäuse wahre Meister der Tarnung. Ihr Überleben hing davon ab.
Eine halbe Stunde vor dem Morgengrauen wurde der junge Mäuserich von einer Spitzmaus geweckt. Sie reichte ihm einen Eichelbecher mit süßem Beerensaft, ein Stück grobes Nussbrot und ein paar leckere frische Wurzeln, die er nicht kannte. Als der Morgen anbrach, waren sie bereits wieder unterwegs und marschierten, bis Matthias am späten Vormittag den Waldrand von Mossflower erblickte. Die hohen Bäume wurden immer spärlicher, Gebüsch und Unterholz gab es kaum noch. Vor ihnen lag ein freies Feld, auf dem langes, üppiges Gras wuchs, das mit Butterblumen und Sauerampfer übersät war. In der Ferne konnte er die verlassene Farm sehen, von der Basilius erzählt hatte. Bis auf Guasim und Roy-Ahoi waren alle Spitzmäuse verschwunden. Letzterer wies zur Scheune neben dem Farmhaus.
»Es könnte sein, dass Hauptmann Schnee da drinnen ein Schläfchen hält. Jetzt, wo sein Magen von der nächtlichen Jagd noch voll ist, wäre der richtige Zeitpunkt für deinen Besuch.«
Die beiden Guerilla-Spitzmäuse zogen sich in den Wald zurück. Matthias war nun ganz allein, als er das sonnenbeschienene Feld in Richtung Scheune überquerte. Er machte es genauso, wie Basilius es ihm gezeigt hatte: im Zickzack und ducken, schlängeln und winden.
Auf Zehenspitzen schlich er in die Scheune. Eine Eule war nirgendwo zu sehen. Im Halbdunkel konnte Matthias die unterschiedlichsten alten Gerätschaften erkennen, die im Laufe der Zeit ganz verrostet waren. An einer Wand befand sich ein riesiger Stapel verstaubter, trockener Strohballen. Er beschloss, die Ballen hinaufzuklettern, um auf diese Weise näher an Hauptmann Schnee heranzukommen, der höchstwahrscheinlich irgendwo im Gebälk seinen Schlafplatz hatte.
Matthias erklomm das aufgestapelte Stroh. Er blieb ganz oben stehen und sah sich um. Nichts. Er wagte sich weiter, rutschte dann aber plötzlich ab und fiel in eine verborgene Lücke zwischen den Ballen. Während er wild um sich griff und Halt suchte, stürzte er abwärts in Richtung Scheunenboden.
Matthias’ Füße kamen jedoch gar nicht mehr mit dem Boden in Berührung. Er landete geradewegs in dem weit geöffneten Maul eines riesigen orangefarbenen Katers!
43
Konstanze stand auf der Brustwehr und schaute die Straße hinunter; hinter ihr, im Osten, ging gerade die Sonne auf. Der Dächsin brannten jedoch viel wichtigere Dinge auf den Nägeln. Der Abt kam mit dem hinkenden Basilius im Schlepptau heraufgeeilt. Sie sahen äußerst beunruhigt aus.
»Hast
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