Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Natternmann. Er musste einen anderen Weg benutzt haben. Die Öffnung diente Asmodeus als Atmungsloch und darüber hinaus als Verstärker, damit das Echo des gefürchteten Namens als Warnung für mögliche Eindringlinge durch alle Höhlen und Tunnel schallte.
Nahe der Schwanzspitze des Schlangenmannes, die direkt vor seinen Pfoten lag, sah Matthias die Häute und Pelze an der Höhlenwand leicht erzittern. Sie dienten als Verkleidung des einzig möglichen Ein- und Ausgangs für ein Reptil von solch enormem Körperumfang. Martins Waffe flößte ihm Mut ein und so berührte Matthias den Schwanz ganz leicht mit der Schwertspitze. Das hatte den gewünschten Effekt. Mit Wellenbewegungen der langen, schuppigen Windungen änderte der Schlangenmann seine Schlafposition. Geschwind schlüpfte Matthias durch den Fellvorhang in den Gang. Er folgte einem halbmondförmigen Bogen, durch den er wieder in die Haupthöhle mit dem leuchtenden See gelangte.
Roy-Ahoi kam gerade aus der Höhle, in der Guasims Leichnam lag. Er war weiß wie die Wand und seine Augen waren vor Entsetzen geweitet, als er seinem Mäusefreund direkt in die Pfoten lief und dabei nur knapp einer Verletzung durch die Schwertklinge entging.
Noch bevor Matthias ihn daran hindern konnte, kreischte er voller Entsetzen: »Matthias, Guasim ist tot! Ich habe sie gerade in der Höhle gefunden! Sie ist tot! Guasim ist tot!«
Asmodeus erwachte in seiner Höhle am Ende des Tunnels.
50
Immer wenn sie Hilfe brauchten, schauten die Hauptmänner von Redwall auf Konstanze. Ihren Befehlen wurde unter allen Umständen Folge geleistet. Von allen Waldbewohnern war sie die Älteste und Weiseste innerhalb der Mauern von Redwall. Die Dächsin war zwar langsam und bedächtig im Denken, aber sie war grundehrlich. Ihr Wissen begründete sich auf einen weit reichenden Schatz an Erfahrungen und sie verfügte über die natürliche Gerissenheit einer Überlebenskünstlerin.
Jessica, Winifred und Basilius standen geschlossen hinter Konstanze.
Sie hatten ihr gerade die letzten Neuigkeiten mitgeteilt. Es hieß, die Angreifer würden irgendwann mitten am Nachmittag aus ihrem fertig gestellten Tunnel herauskommen.
Die Dächsin dankte ihnen und nickte wissend mit ihrem gestreiften Kopf. Es war dem Vormaulwurf zu verdanken, dass man sie nicht überrumpelt hatte. Jetzt würde sie die Hilfe und das besondere Fachwissen des erfahrenen Maulwurfanführers mehr denn je brauchen, um auch diese neueste Bedrohung von der Abtei abzuwenden.
Cluny die Geißel legte immer noch ein merkwürdiges Verhalten an den Tag. Er saß in seinem zusammengeflickten Zelt am anderen Ende der Wiese und sprach kein Wort. Selbst als Zapfentöter frohlockend mit der Botschaft zu ihm marschierte, dass der Tunnel so gut wie fertig sei, saß Cluny nur da und starrte auf den Boden. Die gute Nachricht schien ihn nicht im Geringsten zu interessieren.
Das Frettchen stand verlegen vor ihm und wartete unruhig auf Befehle. Cluny saß unbeweglich da, als hätte er Zapfentöters Anwesenheit vollkommen vergessen. Das Frettchen machte einen letzten Versuch.
»Der Tunnel, Käpten. Er wird heut Nachmittag fertig!«
Der Kriegsherr sah ihn ausdruckslos an.
»Ach ja, der Tunnel! Na, dann macht mal weiter. Äh, ihr wisst ja, was zu tun ist. Ich muss mir hier noch einiges überlegen«, murmelte er abwesend.
Draußen auf der Wiese hörten Reißzahn und Schwarzkralle sich ungläubig an, was das Frettchen zu berichten hatte.
»Wenn ichs euch doch sach, er is total übergeschnappt«, sagte Zapfentöter. »Sitzt da rum wie ausgestopft, pah! Er muss sich einiges überlegen – ich bitte euch! Inzwischen is die ganze Horde so weit, dass alle durch den Tunnel gehn und die Abtei einnehmen wolln. Was solln wir denn jetzt nur machen?«
»Wir können nur eins machen«, erwiderte der unerschütterliche Schwarzkralle. »Wir müssen die Sache selber durchziehen, wenn der Käpten noch nich wiederhergestellt ist.«
»Schwarzkralle hat Recht«, stimmte Reißzahn zu. »Wir drei werden die ganze Angelegenheit in die Pfote nehmen.«
Beide schauten das Frettchen an und warteten darauf, dass es sich dazu äußerte.
»Ich denk mal, ihr habt Recht«, sagte Zapfentöter. »Aber hört mir zu. Der Rest der Armee darf nich wissen, dass was mit dem Käpten nich in Ordnung is, sonst desertieren sie. Wisst ihr, es fällt mir schwer, zu glauben, dass Cluny nich bei Sinnen is. Wartet ab und ihr werdet schon sehn. Er denkt sich wahrscheinlich nur wieder nen
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