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Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Jacques
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und die Stille des Juninachmittages genoss. Diesmal hatte es nicht nur den Anschein, er war wirklich ganz fest eingeschlafen.

 
14
     
    Wolken zogen über den Himmel und verdunkelten die dünne Sichel des Mondes. Die Josefsglocke läutete und verkündete der schlafenden Umgebung, dass es Mitternacht war. Ein warmer, sanfter Nieselregen benetzte ausgedörrte Wiesen und trockenes Waldland, legte sich über den Staub der Straße und war nach dem langen, heißen Tag eine wahre Wohltat.
    Im Graben öffnete ein Frosch seine Augen, als von der Hecke her ein leises Geräusch zu ihm drang. Er blinzelte. Waren das drei Gestalten, die da entlangkrochen, oder nur zwei?
    Der Frosch rührte sich nicht. Es schienen zwei Gestalten zu sein und so eine Art Schatten. Der Mond kam hinter einer Wolke hervor.
    Es waren zwei riesige Ratten und ein dunkles, schattenhaftes Etwas! Sie krochen im Schutz der Hecke auf die große Behausung des Mäusevolkes zu. Ratten waren Jäger; glücklicherweise hatten sie ihn nicht bemerkt. Der Frosch blieb reglos sitzen und ließ sie vorbeiziehen. Sie gingen ihn nichts an.
     
    Cluny, Zottelohr und Schatten trotteten geräuschlos auf Redwall zu. Dies war ein so wichtiger Einsatz, dass Cluny beschlossen hatte, mitzukommen und persönlich die Leitung zu übernehmen. Schatten hatte sich um seine Taille einen Fellbeutel gebunden. Er enthielt ein dünnes, starkes Seil, einen umwickelten Enterhaken, ein Ölfläschchen, ein paar Dietriche und einen Dolch: die übliche Ausrüstung des Schattens bei seinen Beutezügen.
    Zottelohr schlenderte selbstzufrieden dahin, stolzgeschwellt, dass sein Käpten von all seinen Untergebenen gerade ihn als Begleiter bei dieser höchst wichtigen Mission ausgesucht hatte. Er ahnte nicht, dass Cluny ihn nur als Versicherung mitgenommen hatte. Sollten sie in die Patsche geraten, wäre Zottelohr der Dumme und Cluny würde entkommen.
    Das Dreiergespann hielt am Fuße der hohen Abteimauer an. Mit einem Schwanzschlag gebot Cluny Ruhe, dann verschwand er in der Nacht. Es machte Zottelohr nervös, mit dem Schatten allein zu sein. Er versuchte, sich flüsternd zu unterhalten.
    »Schöne Regentropfen, nicht wahr, Schatten? Gut für das Gras. Du meine Güte, diese Mauer ist aber ganz schön hoch. Ich bin froh, dass Ihr da hochklettert und nicht ich. Ich würde das nie schaffen. Bin zu fett, hahaha.«
    Zottelohr geriet ins Stocken. Er spielte an seinen Schnurrhaaren herum und duckte sich unter dem starren Blick der toten schwarzen Basiliskenaugen von Schatten. Er schauderte und verstummte ganz.
    Nach zehn Minuten war Cluny zurück. Er wies mit dem Kopf zur Brustwehr. »Ich bin die Mauer ein ziemliches Stück rauf- und wieder runtergelaufen. Die Mäusewachposten schlafen alle, diese Narren. Die haben noch nie Wache schieben müssen – sowie die Nacht sich senkt, tun ihre Augenlider dasselbe. Das macht das faule Leben.«
    Zottelohrs Kopf bewegte sich zustimmend auf und ab. »Ihr habt Recht, Käpten. Wenn die in unserer Armee wären und der alte Gierschlund sie beim Pennen erwischt hätte, dann -«
    »Halt die Klappe, Blödmann!«, zischte Cluny. »Bist du bereit, Schatten? Und vergiss nichts.«
    Der Schatten entblößte seine gelblichen Fänge und begann seinen Aufstieg. Ganz langsam kam er voran, wie ein langes schwarzes Reptil; seine Klauen ertasteten verborgene Nischen und Risse im Sandstein. Immer weiter glitt er hinauf, wobei er manchmal innehielt und seine Gestalt flach an die Mauer presste, während er den nächsten Tritt suchte und dabei jeden Spalt und jede Fuge in der Mauer ausnutzte. Kein anderes Tier in Clunys Armee hätte solch einen Aufstieg wagen können, aber der Schatten war ein Kletterkünstler. Er konzentrierte sich mit all seinen Sinnen auf die vor ihm liegende Aufgabe und manchmal hielt er sich mit nur einer einzigen Klaue im Sandstein fest.
    Unten am Boden mussten Cluny und Zottelohr ihre Augen schon gewaltig anstrengen. Sie konnten seine Umrisse kaum noch erkennen, aber geradeso eben ausmachen, dass er nicht mehr weit von der Brüstung entfernt war.
    Der Schatten bewegte sich und übte mit den Hinterbeinen und dem Schwanz Druck aus. Jetzt klemmte er seine Klauen in eine Spalte und reckte sich nach oben, Zentimeter für Zentimeter kam er voran.
     
    Oben auf der Mauer schnarchte Bruder Edmund sanft vor sich hin. Er hatte es sich in einem der Schutthaufen gemütlich gemacht, war in eine warme Decke gehüllt und hatte die Kapuze zum Schutz vor dem Nieselregen über den Kopf

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