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Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei

Titel: Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Jacques
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nich.«
    »Also zogen wir beide los, um ihn zu suchen«, sagte Sela.
    Cluny spielte mit dem Becher. Sein Auge durchbohrte die Füchsin förmlich.
    »Wir suchten und suchten, Herr«, murmelte Sela, »aber wir fanden nichts außer diesem großen Sumpf …«
    »In den der arme alte Gierschlund sich verirrt hat und in den er hinuntergezogen worden ist, sodass wir ihn niemals wiedersehen werden«, ergänzte Cluny.
    Sela dachte fortwährend, dass sie am liebsten in den Erdboden versinken würde.
    Reißzahn schluchzte herzzerreißend. »Unser armer Freund Gierschlund, für immer von uns gegangen!«
    »Ja, unser armer Freund Gierschlund«, stimmte Cluny mitleidig zu. Plötzlich schleuderte er Reißzahn mit barscher Stimme eine Frage entgegen: »Du da! Warum ist dein Gesicht so zerschunden und wo hast du die langen Kratzer her?«
    Sela sprang eilig in die Bresche. »Äh, äh, er rannte in einen großen dornigen Baum, nicht wahr, Reißzahn?«
    »Was? Oh ja. Ich bin hin und her gerast und da hab ich ihn einfach nich gesehn, Käpten. Die Füchsin kann das bestätigen. Sie hats gesehn, und wenn nicht, ja, dann habe ich es ihr jedenfalls so erzählt.« Reißzahns Stimme versagte.
    Cluny lachte gehässig und entblößte seine gelben, scharfen Fänge. »So, du rennst also in einen großen dornigen Baum und holst dir dabei zwei Veilchen und ein zerrissenes Ohr und zerkratzt dir dein ganzes Fell?«
    Reißzahn starrte zu Boden. Er musste zweimal kräftig schlucken, bevor er unterwürfig antwortete: »Genau das ist passiert, Käpten.«
    Clunys Ton barst vor Sarkasmus. »Und dann kamen die drei kleinen geflügelten Schweinchen angeschwirrt und gaben euch einen Karamellapfel, oder?«
    »Äh, ja. Äh, ich meine, wie war das, Käpten? … Autsch!« Reißzahn hüpfte auf einem Bein, weil Sela ihm gegen den Knöchel getreten hatte, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Du da, Füchsin!«, knurrte Cluny. »Wo ist dieses besondere Kraut, das du gesucht hast?«
    Sela war verdutzt. »Besonderes Kraut? Ich -«
    Cluny schleuderte seinen Becher. Er prallte an Reißzahns Nase ab und der Gerstenwein ergoss sich über die beiden.
    »Raus hier! Geht mir aus den Augen, bevor ich euch foltern und rösten lasse!«, brüllte Cluny das unglückselige Paar an.
    Wenig würdevoll rannten sie zur Tür hinaus, die hinter ihnen laut ins Schloss fiel. Cluny lehnte sich zurück und grinste; es ging alles nach Plan. Er hatte Gierschlund verloren, aber wen scherte das schon? Gierschlund war ehrgeizig gewesen. Cluny schätzte Ehrgeiz nur an einem Nagetier – sich selbst.
     
    Weit entfernt im Wald von Mossflower, bewegten sich die Baumwipfel sacht in der Nachtbrise. Der Mond zog in einem wolkenlosen Himmel dahin; sein blasses Licht drang durch das wogende Blattwerk und bewirkte eine wunderschöne und gleichzeitig seltsame Erscheinung: Es sah aus, als sei der Waldboden bedeckt mit einem schimmernden, schwimmenden Teppich.
    »Asmodeus, Asmodeussssssss.«
    Die mondhelle Decke aus toten Pflanzen am Boden zitterte und raschelte. Es gab keinen besseren Schutz als eine leichte Brise und den Mond des Jägers. Glitzernde schwarze Augen durchbohrten die Nacht, eine gespaltene Zunge prüfte die Luft, die kleinen, lebenden Pflanzen schienen zu erschauern, als der lange schuppige Körper auf seinem Weg an ihnen vorbeiglitt.
    »Asmodeus, Asmodeusssssssss.«
    Leise raschelnd, trügerisch wie die beweglichen Schatten, durchstreifte die riesige Natter ihr Reich. Geduld und Heimlichkeit waren seit Jahren geübt. Manchmal lag die Schlange völlig reglos da und wartete auf die nichts ahnende Pfote, die ihr zu nahe kam. Dann wieder richtete sie sich auf und rollte sich aus, um das Gebüsch nach Eiern und Vögeln in ihren Nestern abzusuchen. Manchmal war die Ausbeute mager; manche Lebewesen spürten das Nahen des gleitenden Übels oder bemerkten ihren trockenen, moderigen, todesähnlichen Geruch. In solchen Zeiten musste die Schlange oft hungern. Aber Geduld und Heimlichkeit, Geduld und Heimlichkeit; hat man die Lektion gelernt, ist das Mahl nicht weit entfernt. Am Fuß der Platane kroch die Natter an dem reglosen Körper von Gierschlund entlang. Welch ein unerwartetes Geschenk! Wieder eine Ratte, die nicht davonlaufen konnte. Kein Einsatz von Gift, keine aufwändige Hypnose war notwendig – welch ein Glück! Das gewaltige Reptil rollte sich träge um das tote Nagetier.
    »Asmodeus, Asmodeusssssssssss.«
    Eine Leichenfeier war nicht nötig. Die Natur und der Wald richteten das Begräbnis in

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