Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
bisschen Tempo oder ich mache Schnürsenkel aus euren Schnurrhaaren.«
Die Helfer lachten und gaben ihr Bestes. Hin und wieder hörte man unterdrücktes Gekicher als Reaktion auf die Vorstellung des Schweigenden Sam. Er stand hinter Basilius und machte jede Bewegung des Hasen nach, blähte seine winzige Brust auf und stolzierte wichtigtuerisch herum.
In der Abteiküche wickelte Kornblume das Essen für Matthias sorgfältig in frische Ampferblätter. Matthias schlich sich an sie heran und stibitzte eine kandierte Nuss. Kornblume klopfte ihm mit einer hölzernen Kelle auf die Pfote.
»Die Nüsse sind für den armen kleinen Spatzen. Pfoten weg, du alter Vielfraß«, schimpfte sie.
Matthias schnaubte verächtlich. »Armer kleiner Spatz, von wegen! Ich sage dir, meine Liebe, wenn ich die kleine Kratzbürste auch nur fünf Minuten von der Leine lasse, wird sie uns alle in unseren Betten ermorden.«
Die junge Feldmaus half Matthias mit den Riemen des Rucksacks. Sie versuchte, sich ihre Sorge um ihn nicht anmerken zu lassen. »Matthias, ich weiß, du wirst mir nicht sagen, was du vorhast, aber bitte pass auf dich auf.«
Matthias schob den Dolch in den Schwertriemen. Er stand da, eingerahmt von der Türöffnung, und lächelte selbstsicher. »Mach dir keine Sorgen, Kornblume. Ich werde schon auf mich aufpassen, wegen der Sicherheit Redwalls – und deinetwegen.«
Einen Augenblick später war er verschwunden.
In der Mitte des Korridors, der zum Schlaftrakt führte, hielt Matthias an. Eine Trittleiter stand unter einer hölzernen Dachbodenluke. Methusalem kam mit Kriegsfeder im Schlepptau hinzu. Das Spatzenmädchen trug immer noch das Halsband, die Leine und die Fußfessel mit dem Ziegelstein.
Matthias schaute zur Luke in der Decke hinauf. »Da geht es also hoch, was?«
Der alte Pförtner gab ihm eine sorgfältig angefertigte Karte. »Es ist alles hier eingezeichnet, Matthias. Die Tür führt zu einem Dachboden. Geh nach rechts und dann immer weiter, bis du an eine Mauer kommst. Zur Rechten muss eine Lücke in der Mauer sein. Durch diese kommst du auf einen Vorsprung, der sich in etwa auf halber Höhe des Großen Saales zwischen den Sandsteinbogen befindet. Von dort aus musst du zum nächsten Vorsprung neben dem bunten Glasfenster klettern. Erklimme die Strebe in der Mitte des ersten Fensters zu deiner Linken, und du erreichst einen hölzernen Firstbalken, der parallel zur Dachwölbung verläuft. Ein Stück weiter den Firstbalken entlang befindet sich wieder eine hölzerne Dachluke. Es tut mir Leid, aber ich kann ihre Lage nicht genau feststellen; du musst selber danach suchen. Klettere hindurch. Dort müsstest du genau unter dem obersten Dachgeschoss sein. Von da an bist du auf dich allein gestellt. Ich kann dir nicht dabei helfen, Matthias.«
Der Mäusegreis legte seine Pfoten auf die Schultern seines jungen Freundes. Seine Stimme zitterte, als er sich von ihm verabschiedete. »Das Glück sei mit dir, Matthias. Ich wünschte, ich wäre wieder jung und flink, sodass ich dich begleiten könnte.«
Methusalem umarmte den jungen Mäuserich, als wäre er sein eigener Sohn, und während Matthias die Leiter hinaufkletterte, gab er ihm letzte Anweisungen.
»Wenn dir das Spatzenfrüchtchen irgendwelchen Ärger bereitet, dann zögere nicht, es mit einem kräftigen Tritt hinunterzubefördern. Es wird genauso schnell unten ankommen wie der Stein, an den es gefesselt ist!«
Kriegsfeder blickte finster drein, sagte aber nichts dazu. Sie wusste, dass Methusalem Recht hatte: Der Ziegel hing wie ein Bleigewicht an ihrem Bein.
Matthias drückte die Dachluke mit einem kräftigen Stoß nach oben und schob sie zur Seite. Er hielt sich die Augen zu und hustete, als der Staub von Jahrhunderten auf ihn herunterrieselte.
Er kletterte auf den Dachboden und zog das Spatzenmädchen hinter sich her.
Es war sehr dunkel und trübe. Matthias blinzelte hinüber zu seiner Rechten; ganz schwach konnte er einen Streifen fahlen, gräulichen Lichtes erkennen, das zu ihnen hereinschien.
»Das sein Loch in Mauer, wovon sprechen alte Wurmmaus«, ließ sich Kriegsfeder vernehmen.
»He, hüte deine Zunge, Spatz! Du sprichst von meinem Freund«, sagte Matthias zähneknirschend, während er nach rechts stapfte und an der Leine zog. Er passte nicht auf, stolperte über einen Querbalken und fiel der Länge nach in den dicken Staub.
Wie ein Blitz stürzte sich Kriegsfeder auf den Mäuserich!
Der Spatz kratzte Matthias den Nacken blutig, hackte
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