Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
man könnte sie bis zum Beginn der nächsten Ernte kauen und sie würde immer noch von den Zähnen abfedern. Es ist wohl am besten, wenn man sie im Ganzen hinunterschluckt.«
Martin fand etwas Seetang, der recht milde schmeckte.
»He, probiert das hier doch einmal! Ist wie Goodys Kohl, allerdings ein wenig zu stark gesalzen. Aber trotzdem gar nicht übel.«
Gemeinsam untersuchten sie, welche Geschmacksrichtungen die Vegetation des Felsentümpels zu bieten hatte. Wie sich herausstellte, war es zu schwierig, die Garnelen zu fangen, aber Gonff blieb dennoch fest entschlossen sitzen. Seine Angelschnur hing mit einem Stück Napfschnecke als Köder im Wasser. Ganz langsam wurde der Köder von etwas angenommen, das ihn unter einen Felsvorsprung im Wasser zog.
»Haha, Kumpels, es hat etwas angebissen!«, rief er ganz aufgeregt. »Seht her, hier kommt unser Abendbrot!«
Mit der Unterstützung von Martin zog und zerrte er an der Schnur. Schließlich hievten sie ein kleines, spinnenartiges Wesen mit einer weichen Schale und zwei winzigen Klauen an Land.
»Werft ihn wieder rein. Es ist ein Krebs!«, drängte Roy-Ahoi.
Martin hielt den kleinen Krebs fest, während Gonff versuchte seine Klauen von dem Köder abzulösen. Am Rande des Tümpels vernahmen sie plötzlich ein scharrendes und rasselndes Geräusch und dann tauchte ein riesiger Rückenschild auf.
Roy-Ahoi durchtrennte die Schnur mit seinem Messer und überließ den Köder dem Babykrebs.
Das Wasser spritzte nach allen Seiten, als es von einem beachtlichen, massigen Körper verdrängt wurde. Vier schwarzgraue gepanzerte Beine krallten sich über den Felsrand.
Es war ein voll ausgewachsener Krebs!
Das Ungetüm stand vor ihnen und seine Augen wedelten auf langen Stielen hierhin und dorthin. Zwei gewaltige Platten öffneten sich und entblößten einen Mund mit nach unten geneigten Mundwinkeln, dem Wasser entströmte und der offen stehen blieb. Aber das Beunruhigendste an dieser Kreatur waren die Scheren. Sie wurden hochgehalten und sahen aus wie gigantische, kraftvolle Zangen, die auf- und zuklappten und dabei ein Geräusch machten, als würde Stahl auf Stein treffen. Sie waren mit Hornknoten besetzt, die wie Zähne aussahen.
»Weicht zurück. Versucht nicht, euch mit ihm anzulegen, ihr habt keine Chance«, sagte Roy-Ahoi, ohne seine Augen von dem wutschnaubenden Krebs abzuwenden. »Geht ganz langsam immer weiter zurück, bis wir wieder Sand unter den Pfoten haben. Und dann nehmen wir besser die Beine in die Pfoten. Krebse können unglaublich schnell seitwärts flitzen.«
Sie zogen sich vorsichtig zurück. Der große Krebs machte mit seinem Mund eine Blase, senkte seine Scheren, schnappte damit bösartig nach den Eindringlingen und griff an wie der Blitz.
Nun, da es Kladd nicht mehr gab, brauchte Zarina einen neuen Hauptmann der Wache, daher beförderte sie Brogg das Wiesel.
Zunächst hatte Brogg seine Machtposition genossen, aber in letzter Zeit bereute er, dass er sich jemals den Umhang des Hauptmannes hatte umlegen lassen. Das war ganz besonders dann der Fall, wenn er zu einer Unterredung mit der Königin in ihr Gemach hinaufgerufen wurde.
»Brogg, ich habe dich zum Hauptmann ernannt. Du musst Gingivere finden. Er hat Aschenbein entführt.«
»Ja, Euer Majestät.«
»Such dir noch einen Hauptmann aus. Dieses Hermelin, Rattenflanke – der dürfte infrage kommen«, schlug sie vor. »Ich will, dass du dir die ganze Armee vorknöpfst, einen nach dem anderen.«
»Die Armee vorknöpfen, Hoheit?«, fragte er verwirrt.
»Ja, du Grützkopf. Du und Rattenflanke nehmt sie einen nach dem anderen mit hinunter ins Verlies.«
»Ja, Hoheit.«
»Hör jetzt sofort auf mir ins Wort zu fallen und sperr deine Ohren auf! Ich höre um mich herum immer nur ›Ja, Hoheit‹ oder ›Nein, Hoheit‹.«
»Ja, Hoheit.«
»Halt die Klappe!«, rief Zarina gereizt. »Nimm sie einen nach dem anderen mit hinunter ins Verlies, ziehe ihnen am Schnurrhaar und prüfe ihr Fell. Stelle fest, ob ihr Schwanz auch wirklich ihr Schwanz ist.«
»Äh, sind sie das denn nicht, Hoheit?«
»Das sollst du ja dabei herausfinden, du Blödian.«
»Ach so. Aber warum, Hoheit?«
Zarina schritt im Zimmer auf und ab und ihre Stimme schwoll zu einem kreischenden Crescendo an. »Weil einer von ihnen Gingivere ist, du Klotz. Er hat sich nur verkleidet. Er ist hier in meiner Festung und schmiedet ein Komplott gegen mich. Sieh zu, dass du hinauskommst und ihn findest!«
Später saß Brogg dann in
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