Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
mit donnernder Stimme entgegenschleuderte: »Ahoi, Blutkiel. Fangzahn, bist du da draußen? Hier spricht Keiler der Kämpfer. Warum lässt du dein niederträchtiges Fell nicht mal wieder hier an meinem Berg sehen? Wie wär’s mit heute Nacht? Ich warte auf dich, du Meeresabschaum!«
Während sie noch das Schiff anstarrten, wurde eine rote Flagge, auf der eine Geißel prangte, am Fockmast gehisst. Sie bewegte sich zweimal auf und ab. Wutentbrannt knirschte Lederherz laut mit den Zähnen. »Er wird hier sein, daran besteht kein Zweifel.«
Keiler kam mit schweren Schritten aus der Echohöhle hereingestapft und reckte sich, bis sein Kopf die Decke berührte. Er stieß einen tiefen Seufzer der Zufriedenheit aus und rezitierte mit lauter Stimme:
»’s ist die zweite Nacht dieses Sommers,
seit dem Frühling zum zweiten Male,
dass die Ratte des Meeres
den Felsenlord trifft;
doch diesmal zum großen Finale.«
Martin sah den wilden Funken der Kampfeslust in Keilers Augen aufblitzen. »Dann werdet Ihr also heute Nacht gegen Fangzahn kämpfen?«, fragte er.
Keiler verließ die Höhle und rief im Hinausgehen zurück: »Nein, ich werde ihn töten!«
Sie folgten ihm die Treppen hinunter zur Schmiedehalle. Dort nahm der Dachs eine grobe Feile zur Pfote und begann die Klinge seines Kriegsschwertes zu schärfen.
Die fröhliche Zeit war nun vorüber.
Martin nahm sein eigenes Schwert an sich. »Wir kommen mit Euch, Keiler.«
Der Dachs schüttelte den Kopf. »Nein. Dies ist nicht Euer Kampf. Er wurde schon vor langer Zeit in der Wand hinter meines Vaters Thron verewigt. Er ist unumgänglich.«
Martin blieb halsstarrig. »Ihr könnt sagen, was Ihr wollt, Keiler. Wenn es Nacht wird, dann werde ich an Eurer Seite sein.«
»Genau, und ich auch.«
»Ich ebenfalls.«
»Ich komme mit Euch.«
»Und ich, Kumpel.«
»Jung, Jung, i werd ach da seia.«
»Mit mir könnt Ihr auch zählen, alter Knabe.«
»Genau, so ist es, ha!«
»Würde es um nichts in der Welt verpassen wollen, auf keinen Fall!«
Keiler legte die Feile beiseite. »Na gut. Wenn ihr meint, dass ihr dabei sein müsst, dann kommt meinetwegen mit – ich danke euch, meine Freunde. Aber du, Lederherz, und du, Lupine – ihr müsst hier bei euren Kleinen bleiben. Das Feuer muss weiterbrennen, das versteht ihr doch, oder?«
Lederherz nickte und biss sich dabei so sehr auf die Lippe, dass ihm das Blut von seinem Mundwinkel herabtropfte.
»Wie Ihr wollt, Keiler«, antwortete Lupine für sie beide.
Der Silberdachs stand da und hatte seine Pfoten auf das obere Querstück seines Schwertes gelegt – er war jeder Zoll ein Befehlshaber.
»Ihr anderen hört mir bitte gut zu. Ganz egal, was geschieht, ihr müsst euch in jedem Fall dem Kodex der Krieger unterwerfen. Ich bin derjenige, der die Befehle erteilt, und niemand sonst. Ich weiß, dass es für euch vielleicht schwer zu verstehen sein wird, aber ihr müsst mir uneingeschränkt vertrauen. Wenn ihr mir gehorcht, seid ihr wahre Freunde; widersetzt ihr euch, seid ihr meine Feinde. Ist euch klar, was ich da sage?«
Schweigend wurde mit dem Kopf genickt.
Keiler hängte sein großes Schwert wieder zurück in die Wandhalterung. »Gut. Dann geht jetzt und ruht euch aus«, riet Keiler ihnen. »Zuvor solltet ihr euch allerdings um eure Waffen kümmern und etwas essen.«
Als sie fort waren, hielt Martin sich noch eine Weile bei Keiler auf.
»Das Gedicht, welches Ihr zitiert habt«, fragte er wissbegierig, »stand doch auf der Wand, oder? Habt Ihr es in seiner vollen Länge wiedergegeben?«
Keiler schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Die letzten Zeilen sind nur für mich bestimmt. Nochmals vielen Dank, Martin. Es wird mir gut tun, heute Nacht einen wahren Krieger an meiner Seite zu haben.«
Sie drückten einander die Pfoten, wobei die des Mäuserichs vollkommen in der des Dachses verschwand.
»Viel Glück, Keiler, mein Freund.«
»Glück und Schicksal haben nur wenig miteinander gemein, Martin. Folgt Ihr nur dem Stern des Kriegers und bleibt Euch selbst und Euren Freunden stets treu.«
Und so legten sich die Bewohner des Salamandastron hin, um auszuruhen. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
Der zweite glorreiche Sommertag neigte sich seinem Ende zu.
Mit jeder Welle kam das schwarze Segelschiff Blutkiel näher.
40
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Fluch hatte einen Einfall.
»Jetzt, wo die Waldbewohner fort sind«, schlug er listenreich vor, »könnten wir uns doch aus Kotir fortschleichen und uns selbst im Gebüsch
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