Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
durch, hisst die Segel, Martin an die Ruderpinne – steuere sie in tieferes Wasser. Ihr da unten, wenn ihr wieder frei sein wollt, dann rudert jetzt um euer Leben.«
Martin schob das Ruder zur Seite und spürte, wie die Blutkiel reagierte. Mit einer steifen Brise im Rücken drehte sie von der Küste ab und glitt auf den Wellen des abebbenden Gezeitenstroms hinaus zum offenen Meer. Die anderen gesellten sich zu Martin, der über das Achterdeck und das ruhige Kielwasser hinweg zum Ufer blickte.
Der Wind trug die Stimme des Silberdachses zu ihnen herüber.
»Segelt davon, meine Krieger. Erzählt Bella und Mossflower von Keiler dem Kämpfer. Kommt näher, ihr Seeratten. Ich will euch mit meiner Klinge in den Schlaf streicheln. Ah, Fangzahn, mein alter Feind, habe ich dich endlich! Und nun umarme ich dich als Freund. Siehst du?«
Sie mussten tatenlos mit ansehen, wie Keiler unter einer heulenden und kreischenden Meute von Seeratten zu Boden ging. Der Dachs wirbelte sein Schwert mit einer einzigen Pfote, die andere mächtige Pfote drückte Fangzahn fest gegen die dornenbesetzte Metallrüstung und quetschte ihn so zu Tode.
Martin wandte sich ab, ein Tränenschleier nahm ihm die Sicht. Er konnte nicht länger hinsehen.
Seinen Gefährten ging es ebenso.
Vor ihnen lag das tiefe, offene Meer. Hinter ihnen leuchteten die Flammen des Salamandastron strahlend hell über einer Küste, die mit herumliegenden toten und verwundeten Seeratten übersät war.
Die Seele von Keiler dem Kämpfer verweilte noch ein wenig im Sand, sie zögerte den Schauplatz einer guten Schlacht zu verlassen und das Tor zum Wald des ewigen Dunkels zu durchschreiten.
Der Silberdachs hatte gesehen, was auf der Wand geschrieben stand. Er hatte der Legende des Berges Genüge getan!
Zarina und Fluch beobachteten einander wie Hechte einen Wasserkäfer. Die Wildkatzenkönigin blickte aus ihrem Fenster im ersten Stock und Fluch sah von der Stelle hinauf, an der er vor Kälte zitternd mit den Truppen kauerte. Sie waren vom frühmorgendlichen Tau durchnässt und nach einer vergeblich im Wald verbrachten Nacht vollkommen niedergeschlagen. Der Graben zwischen Katze und Fuchs wurde immer tiefer.
Fluch hockte neben Brogg im nassen Gras.
»Siehst du eigentlich gar nicht, wie deine Königin uns behandelt? Wir sind hier draußen die ganze Nacht am Zittern, während sie da drinnen schön warm und gemütlich ihrem Luxusleben frönt.«
Brogg blickte ihn teilnahmslos von der Seite an. »Das ist schon immer so gewesen. Sie ist nämlich eine Königin, weißt du?«
Fluch spuckte nach einem kleinen Insekt. »Wenn ich in Kotir herrschen würde, dann würden die Truppen genauso behandelt werden wie ich. Du kannst ja meine Mannschaft fragen. Wir haben immer Essen im Überfluss gehabt. Ich habe mich nie an einem sicheren Plätzchen versteckt und sie für mich ihr Leben riskieren lassen.«
»Darum hast du sie wohl auch aus der Tür geschoben, als all die Pfeile und Speere abgeschossen wurden, was?«, höhnte Rattenflanke.
Fluch versetzte ihm einen kräftigen Schlag auf die Schnauze. »Wer hat dich eigentlich nach deiner Meinung gefragt, du altes Wehleidsschnurrhaar? Du hast ja wohl auch nicht gerade zu den Freiwilligen gehört, als es darum ging, hinauszustürzen und gegen diese Waldbewohner zu kämpfen.«
Brogg stand auf und streifte sich die Tautropfen von seinem Umhang. »Na ja, heute Morgen werden sie hier sicherlich nicht mehr auftauchen. Ich frage mich allerdings, woher sie wussten, dass wir hier im Hinterhalt liegen würden.«
Fluch blinzelte ihm zu und tippte sich an die Schnauze. »Vielleicht hat sie es ihnen ja verraten. Auf diese Weise hat sie Kotir und die Vorräte ganz für sich allein. Es gibt da drinnen genug zu essen, um eine Katze bis in alle Ewigkeit zu versorgen.«
Brogg kratzte sich am Kinn. »Wirklich? Glaubt Ihr, sie würde so etwas tun?«
»Das liegt doch nun wirklich auf der Pfote«, lachte Fluch freudlos. »Soweit ich gehört habe, war die Garnison ganz schön heruntergekommen, bevor ich mit der Verstärkung und dem Proviant hier auftauchte. Es heißt, sie habe sich äußerst merkwürdig verhalten. Du müsstest es doch am besten wissen – dich hat sie schließlich dazu gezwungen, an Schwänzen zu ziehen und Schnurrhaare zu überprüfen. Wer macht denn so etwas? – Es sei denn, er ist nicht ganz bei Trost.«
Als die Streitkräfte wieder nach Kotir zurückmarschierten, waren Fluch und Brogg in eine ruhige, ernste Unterhaltung
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