Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
geworden, als mein tölpelhafter Haufen es hinbekommen hätte«, versicherte sie ihm.
Fluch nickte zustimmend. »Richtig, meine Truppe stellt sich bei den meisten Dingen recht geschickt an. Sie arbeiten immer noch am Eingang zu den Lagerräumen und der Speisekammer.«
»Gut«, sagte Zarina über ihre Schulter hinweg, während sie in einer hölzernen Truhe herumwühlte. »Ich mache mir allerdings mehr Sorgen um das Haupttor zwischen dem Hof und dem Waldrand.«
Der Fuchs trank seinen Wein aus und knallte den Becher schwungvoll auf den Tisch. »In Ordnung, dann werden wir am besten mal losgehen und es in Augenschein nehmen. Ich glaube allerdings nicht, dass viel daran gemacht werden muss. Das Tor ist recht solide gebaut.«
Zarina zog einen Umhang aus ihrer Truhe. Es war ein langes, wallendes Gewand aus leuchtend rotem Samt, das mit Ringeltaubenfedern verziert war. Es war erst kürzlich gereinigt und gebürstet worden.
»Ich möchte, dass du diesen Umhang trägst, mein Freund«, drängte sie mit einem Lächeln. »Nimm ihn als ein Zeichen unseres neu geschlossenen Bündnisses. Wie du siehst, ist es nicht der schlichte Umhang eines Hauptmanns; dieser hier wurde für einen Lord angefertigt.«
Fluch nahm den Umhang. Er wirbelte ihn herum und bewunderte die Farbe und das Gewicht des Samtstoffes. Schwungvoll legte er ihn sich um die Schultern. Zarina befestigte die Schnalle an seinem Hals.
»Das hätten wir! Wie gut du aussiehst. Wenn man uns beide so betrachtet, dann würde man gewiss dich für den Herrscher von Kotir halten.«
Fluch strich mit seiner Pfote über den federbesetzten Samt. »Ich danke dir, Königin Zarina. Dies ist ein wundervoller Umhang. Hoho, warte nur, bis meine Truppe ihren Anführer in diesem Staat sieht. Na komm, schauen wir uns das Tor einmal an.«
Es gab viele bewundernde und neidische Blicke von Fluchs Söldnern, als er über den Hof stolzierte.
»Heiliger Reißzahn. Jetzt schau dir nur mal den alten Fluch an. Einen schönen Umhang trägt er da!«
»Schneidig sieht er aus. Ich wette, er ist befördert worden.«
»Haha, er sieht viel eher wie der Anführer hier aus als die Katze.«
Brogg und Rattenflanke lehnten sich aus dem Barackenfenster. Der Wieselhauptmann konnte sich eine leise Bemerkung nicht verkneifen: »Was meinst du wohl, warum der Fuchs in Aschenbeins Umhang herumläuft?«
42
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Im Morgengrauen zogen sich rosa und goldgelbe Streifen blassen Lichtes durch den grauen Nebel, der über der ruhigen Meeresoberfläche lag.
An Deck konnte man das sägende Geräusch einer Feile hören. Es kam von den Ruderbänken im Schiffsrumpf, wo Gonff gerade dabei war, die Sklaven zu befreien.
Martin und Dinny halfen den Mitleid erregenden Gestalten dabei, an Deck zu kommen. Einige von ihnen hatten seit vielen Jahreszeiten kein Tageslicht mehr gesehen. Sie waren kunterbunt durcheinander gewürfelt: abgerissene Spitzmäuse und ausgemergelte Waldmäuse, dazu ein paar verwahrloste Igel und das eine oder andere hagere Eichhörnchen.
Wie kann überhaupt jemand es fertig bringen, andere so grausam zu behandeln?, dachte Martin bei sich, während er sich um sie kümmerte. Er kochte vor Wut, als er all das Elend sah.
Dinny verteilte Essen aus der bis zum Rand gefüllten Kombüse der Blutkiel. »Hajaj, duat eu wos z’ essa nehma, ma werdat eu scho wiedr aufpäppln.«
Martin half einem schwachen Mäuserich, der fast zusammenzubrechen drohte.
»Ich danke dir, Martin, Sohn von Lukas«, sagte dieser und nickte dem jungen Krieger dankbar zu.
Martins Pfoten lösten sich. Er sackte in sich zusammen und landete gemeinsam mit seinem Schützling auf den Planken der Blutkiel. Da saßen sie nun und starrten einander an. Martin brachte nur ein einziges Wort hervor.
»Timballisto?«
Die Tränen liefen dem Mäuserich über das Schnurrhaar. »Martin, mein Freund.«
Ein Spitzmäuserich, der an einem Schiffszwieback knabberte, kam herüber und setzte sich zu ihnen. »Martin, der junge Mäusekrieger, was? Timballisto hat ständig von Euch gesprochen.«
Timballisto legte seinem Freund eine Pfote um die Schulter. »Woher wusstest du, dass ich mich an Bord dieser schwimmenden Rattenfalle befand?«
Martin drückte ihn an sich. »Ich wusste es ja gar nicht, du alter Kriegsteufel. Ich dachte, du wärest schon vor langer Zeit durch das Tor zum Wald des ewigen Dunkels gegangen, dass du irgendwann bei der Abwehr unserer Feinde vor unseren Höhlen im Nordland gefallen wärest.«
Während sie noch dasaßen und
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