Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
das Fenster ihres Gemachs zu stellen. Da sah sie den Krieger, er stand in voller Rüstung oben auf der Mauer. Er hatte wahrscheinlich eine der Leitern genommen, die von den Feiglingen bei ihrer Flucht zurückgelassen worden waren. Von hilflosem Zorn erfüllt zog Zarina ihre Klauen über das Fensterbrett.
»Was willst du, Mäuserich?«
Während sie diese Frage stellte, tastete sie hektisch nach ihrem Bogen und den Pfeilen, die sie normalerweise immer zur Pfote hatte.
»Die Sonne ist fast untergegangen, Zarina. Wisst Ihr noch, welches Ultimatum ich Euch heute Morgen gestellt habe?«
Die Wildkatze versuchte Zeit zu schinden, während sie unter der Fensterbank mit Pfeil und Bogen hantierte.
»Wiederhole es noch einmal, Mäuserich. Frische mein Gedächtnis ein wenig auf.«
»An meinem Angebot hat sich nichts geändert. Ihr habt immer noch genug Zeit, um Eure Armee hier herauszuführen und unbehelligt abzuziehen«, sagte er ruhig. »Wenn Ihr diesen Ort verlasst, bevor die Sonne untergegangen ist, wird Euch kein Leid geschehen.«
Der Pfeil kam durch die Luft gesaust und bohrte sich tief in Martins Seite. Der Mäusekrieger fuhr zusammen und schwankte vor Schmerzen, wich aber nicht zurück. Zarina biss so heftig auf ihre Lippe, dass Blut floss.
Martin drehte sich langsam um und kletterte unter großen Qualen die Leiter wieder hinunter, wobei der Pfeilschaft noch immer aus seiner Seite ragte. Während er ging, erklangen seine Worte wie eine Totenglocke:
»Dann ist es jetzt entschieden. Ich werde dieses Gemäuer, mit dem Ihr Euch umgebt, Stein für Stein abtragen. Und Ihr werdet das Tor zum Wald des ewigen Dunkels durchschreiten.«
Die Truppen, die in der Offiziersmesse saßen, hörten jedes bedrückende Wort, das im schwächer werdenden Licht gesprochen wurde.
»Wir hätten schon längst von hier fortgehen sollen«, knurrte ein Frettchen namens Bachpfote Brogg an. »Mit so einer großen Armee könnten wir doch überall in Saus und Braus leben.«
Andere schlossen sich seiner Meinung an.
»Genau, warum sollten wir uns für diese alte Ruine ins Zeug legen? Sie gehört doch ihr, nicht uns.«
»Ich habe zu Fluchs Truppe gehört. Er hat uns wenigstens kämpfen lassen und dafür gesorgt, dass wir immer genug Beute machten. In diesem stinkenden Loch gibt es ja nicht einmal genug zu essen.«
»Ich weiß nicht, was der Mäuserich vorhat, aber ihr könnt darauf wetten, dass er es ernst meint.«
»Richtig. Wir müssen verrückt gewesen sein, als wir dachten, die Waldbewohner seien harmlos.«
»Ganz recht. Schaut euch doch nur einmal an, wie viele Kumpels wir heute verloren haben. – Und wo war sie die ganze Zeit?«
»Sie hat sich auf der anderen Seite der Mauer versteckt wie ein Wurm vor einem Fisch.«
»Mehr wie eine Katze vor einer Maus, hahaha -«
Zarina stand in der Türöffnung. »Wer war das?«
In der Messe wurde es totenstill.
»Ich höre.« Zarinas Augen verengten sich zu Schlitzen.
Der Rattensoldat namens Whegg stand auf. »Wir wollen fort von hier«, sagte er weinerlich.
Langsam und bedrohlich ging Zarina zu ihm hinüber, bis ihr Gesicht fast seine Nase berührte. »Zu spät, Ratte. Die Sonne ist bereits untergegangen. Es gibt allerdings einen Weg, auf dem du hinausgelangen könntest: durch das Tor zum Wald des ewigen Dunkels. Möchtest du, dass ich dich dahin schicke?«
Whegg blieb vor Angst zitternd stehen, während Zarina wieder zur Tür zurückschlich. Sie drehte sich um und lächelte entwaffnend.
»Schaut euch doch an. Nur wegen einer Maus in Rüstung und ein paar Walddeppen geratet ihr in Panik. Ihr habt doch gehört, was sie wollen. Sie wollen keinen Krieg, sie wollen uns in Ruhe lassen. Und warum?«
Die Truppenmitglieder starrten sie sprachlos an.
»Ich werde euch sagen, warum. Weil sie uns nicht von hier vertreiben können! Kotir ist zu stark. Die Drohungen einer Maus dürft ihr nicht ernst nehmen«, versuchte Zarina sie zu überzeugen.
Bachpfote schluckte kräftig, nahm all seinen Mut zusammen und meldete sich zu Wort. »Der Mäuserich sagte aber doch, dass er Kotir Stein für Stein zerstören wird. Wir haben es alle gehört.«
Zarina winkte Bachpfote und einen kräftig aussehenden Fuchs zu sich heran.
»Du und du da, stoßt doch mal gegen diese Wand«, befahl sie.
Sie waren verwundert, drückten aber dennoch gehorsam mit ihren Pfoten gegen die Wand.
»Ach, das könnt ihr doch noch viel besser. Kräftiger! Schiebt aus Leibeskräften!«
Die beiden Soldaten schoben und drückten,
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