Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
feststellen, dass ihnen dort der Weg durch Mäuse, Maulwürfe und ehemalige Galeerensklaven versperrt wurde.
Wenn er vor Wut kochte, war Brogg alles andere als feige. Er kämpfte wie ein Wilder und versuchte verbissen den Mäusekrieger mit dem wirbelnden Schwert zu erreichen.
Martin holte kurz über dem Boden nach einem Hermelin aus, riss dann die Klinge nach oben auf Kopfhöhe und wirbelte sie im Kreis, wie Keiler es ihm gezeigt hatte. Auf diese Weise streckte er ein Wiesel nieder. Dann stand Brogg bereits vor ihm und drängte ihn zurück. Da der Hauptmann seinen Speer im Nahkampf nicht einsetzen konnte, stürzte er sich auf den Mäusekrieger. Martin sah ihn herbeikommen. Er ließ sich zurückfallen und stieß seine Pfoten nach vorn, sodass Brogg das Gleichgewicht verlor und er ihn mit Leichtigkeit zur Seite schleudern konnte. Gewandt landete Brogg auf allen vieren. Er packte sein gebogenes Schwert und kam mit flach gehaltener Spitze zurückgestürmt. Martin rollte sich zur Seite, sprang auf und schlug mit seinem doppelpfotig geführten Schwert zu. Der Wieselhauptmann musste feststellen, dass er nur noch einen Schwertgriff in der Pfote hielt, von dem die Klinge glatt abgetrennt worden war. Mit Martins Schwert an seiner Kehle wich er zurück, bis er an einen Baum stieß.
»Zurück über die Mauer. Sofort!« Die Stimme des Mäusekriegers knallte wie eine Peitsche. Zu Broggs großer Verblüffung senkte er seine Klinge.
Der Wieselhauptmann raste sofort zur Mauer zurück und rief aus vollem Halse: »Rückzug, Rückzug! Zurück nach Kotir!«
Skipper hob einen Speer hoch und zielte auf Brogg, aber Martin schob die Waffe mit seinem Schwert beiseite.
»Genug, Skip. Lass sie gehen.«
Die besiegten Truppenmitglieder kämpften mit Zähnen und Klauen untereinander darum, als Erste über die Mauer zu gelangen, für den Fall, dass der Mäusekrieger seinen Entschluss doch noch bereute.
Die Mäuse aus Loamhedge kamen herbei, um den Verwundeten zu helfen.
Martin, Skipper und Gonff standen da und atmeten schwer.
»Du hättest zulassen sollen, dass wir es zu Ende bringen, Martin.«
»Nein, Skipper«, sagte Martin bestimmt. »Das hätte ich nur unter einer einzigen Voraussetzung getan, nämlich, dass die Katze dabei ist.«
Gonff steckte seine beiden Kampfdolche in ihre Scheiden. »Teufel noch mal, Kumpel. Wir hatten sie doch bereits am Wickel. Warum hast du sie entkommen lassen?«
Martin wischte sein Schwert im Gras ab und starrte auf die Erschlagenen beider Seiten, die auf dem Waldboden verstreut lagen.
»Um ihnen zu zeigen, dass wir nicht wirklich böse sind«, sagte er schließlich. »Wir wollen nur, was uns gehört, und ich denke mal, sie wissen jetzt, dass wir stark genug sind, um es auch zu bekommen. Habt ihr denn nicht erkannt, dass diese Soldaten an Biss verloren haben? Sie sehen langsam so aus, als bräuchten sie mal wieder etwas Anständiges zu essen. Ihre Speisekammer muss ziemlich leer sein und nur die Angst vor ihrer grausamen Königin lässt sie noch weitermachen. Abgesehen davon habe ich meinen eigenen Plan und wenn ich den mit Hilfe einiger Otter und meines Freundes Timballisto in die Tat umsetze, wird Kotir zugrunde gerichtet und besiegt werden, bis es nur noch ein Schimpfname ist, mit dem man in kommenden Jahreszeiten die Kleinen ins Bett scheuchen wird.«
Bella schüttelte traurig den Kopf, als sie die leblose Gestalt eines Eichhörnchens aufhob, das früher als Galeerensklave gedient hatte.
»Ihr habt ganz richtig gehandelt, Martin«, sagte sie zu ihm. »Es gibt keine größere Grausamkeit als das Töten, ganz gleich, ob im Zeichen des Krieges oder der Gerechtigkeit. Leben ist kostbar.«
Eine Maus aus Loamhedge wischte eine Träne fort, als sie zu Timballisto gewandt hinzufügte: »Ich finde, Bella hat Recht.«
»Richtig, das tue ich auch, junges Fräulein. Aber was hat Martin denn schon für Möglichkeiten? Seine Aufgabe besteht darin, uns zu einem bleibenden Frieden mit einer grausamen und kaltblütigen Katze zu führen«, sagte Timballisto sanft.
An jenem Tag fanden keine weiteren Kämpfe statt. Beide Seiten hielten inne, um sich ihre Wunden zu lecken. Martin wartete auf den Sonnenuntergang, während Zarina ihren Soldaten heftige Vorwürfe machte und versuchte sich neue Pläne zurechtzulegen, um doch noch eine Sieg zu erringen.
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Es war ein heißer Nachmittag gewesen. Vor einem Himmel aus dunklem Purpur begann die Sonne sich bereits rot zu färben, als Zarina es wagte, sich an
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