Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
ja eines Tages zu einer kleinen Gruppe zusammenschließen und es versuchen.«
Eckzahn war skeptisch. »Ach ja? Dann will ich dir mal etwas sagen, Scratt. Das wäre noch viel schlimmer, als alleine wegzugehen, das wäre nämlich Meuterei oder Massendesertion – und du weißt doch genau, womit Zarina den kleinen Trupp bestrafen würde.«
Scratt wusste es nur zu gut. »Mit dem Tod!«
Eckzahn lachte trocken auf. »Richtig. Du wärst toter als ein umgefallener Baumstamm. Puh, wenn sie dich in die Mangel nehmen würde, wärst du am Ende heilfroh endlich tot sein zu dürfen, Freundchen.«
Kladds tiefe Stimme schallte über den Exerzierplatz: »Ruhe im Glied! Schluss mit dem Gerede da hinten.«
Scratt murmelte ganz leise: »Ach, nun spuck mal nicht so große Töne, alte Sabberbacke. Du warst ja noch nicht mal dabei, als wir draußen im Wald kämpfen mussten.«
»Nein, er saß schön zu Hause, hatte sein Nachthemd an und schnarchte wie ein Murmeltier«, kicherte Splitternase.
»Ich sage es nicht noch einmal: Ruhe im Glied!«
Aus einer der hinteren Reihen hörte man eine klagende Stimme rufen: »Ich schätze, man hat uns jetzt bestimmt schon fast zwei Stunden hier herumstehen lassen. Was soll das?«
Noch bevor Kladd es verhindern konnte, ereiferten sich weitere Stimmen.
»Genau! – Und warum in voller Montur und mit schwer beladenen Rucksäcken? Sollen wir hier etwa bei lebendigem Leibe braten?«
»Ganz schön blöd, wenn ihr mich fragt. Ich bin ja schließlich nur ein Wachposten für die Lagerräume.«
Lautlos schlich Zarina sich aus dem Haupteingang zum sonnenbeschienenen Exerzierplatz. Sofort herrschte auf dem ganzen Platz Grabesstille.
Sie gab Kladd ein Zeichen.
Der Hauptmann brüllte die schwitzenden Truppen an: »Achtungsbezeigung der Königin, gefolgt von zwölf Runden in Zweierreihen um den Platz. Los geht’s!«
Die lauten Stimmen von Frettchen, Hermelinen und Wieseln vereinigten sich zu einem einzigen Ausruf.
»Zarina, Königin von Mossflower!«
»Bezwingerin der Feinde!«
»Herrin der Tausend Augen!«
»Eroberin aller Lebewesen!«
»Herrscherin von Kotir!«
»Tochter von Lord Grünauge!«
Dann brachen sie ab und begannen im Schnellschritt um den Exerzierplatz zu laufen – ihre Pfoten quälten sich über den harten Kies, ihre Muskeln schmerzten unter der Last der schweren Rucksäcke und hinderlichen Waffen.
Zarina sah sich das Ganze ungerührt an, während sie Aschenbein fragte: »Tochter von Lord Grünauge. Wer hat das denn zu der Liste meiner Titel hinzugefügt?«
Aschenbein, der hinter ihrem Rücken stand, schaute Fortunata an und zuckte mit den Achseln.
Die Wildkatzenkönigin blickte starr geradeaus, während ihre Truppen auf ihrer zweiten Runde an ihr vorbeitrabten. »Was ist nun? Ich warte immer noch auf eine Antwort! Wer hat gesagt, dass die Truppen den Namen meines toten Vaters an Stelle meines eigenen ausrufen sollen? Bin ich denn etwa nicht in der Lage Kotir allein zu regieren?«
Fortunata war schneller als Aschenbein: »Es hat nie eine fähigere Herrscherpersönlichkeit gegeben als Euch, Hoheit. Ich schwöre bei meinem Eid als Heilerin, dass ich Eure Titelliste nicht abgeändert habe.«
Zarina rieb sich nachdenklich ihre verletzte Pfote. Hinter ihr machte der Marder hektische kleine Bewegungen mit seinem Holzbein.
»Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen, Aschenbein?«
»Euer Majestät, ich dachte -«
Zarinas Knurren übertönte Aschenbeins nervöses Gestammel. »Dachte? Wer hat dir die Erlaubnis gegeben zu denken? Sofort gehst du hinaus auf den Exerzierplatz!«
Der unglückliche Aschenbein hinkte ins Freie. Er wusste, dass es sinnlos war, zu flehen oder sie von ihrem Entschluss abbringen zu wollen.
Bei der nächsten Runde ließ Zarina die Truppen anhalten. Sie kamen direkt vor dem Marder zum Stehen. Sie rief Kladd zu: »Lass Aschenbein an der Spitze der Armee laufen. Erste Reihe, richtet eure Speere auf den Marder! Ihr alle werdet es euch ein für alle Mal merken: Ich werde nicht länger ›Tochter von Lord Grünauge‹ genannt. Der Titel ist tot. Er wird durch ›Zarina die Prächtige‹ ersetzt.«
Kladd schwenkte seinen Speer, worauf die Armee im Chor laut ausrief: »Zarina die Prächtige!«
Aschenbein sah sich nervös um. Er stand direkt vor einer Reihe glänzender Speerspitzen, die alle auf seinen Körper zeigten. Der Marder raffte seinen Umhang hoch, denn er wusste, welch grausamer Befehl jetzt gleich folgen würde. Zarinas Knurren unterbrach seinen
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