Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
ihn verließ, um die Seeratten zu bekämpfen … wie Zarina ihn anknurrte … das freundliche Gesicht von Bella in Brockhall … Dinnys Gekicher beim Ringen mit Gonff … Alles wirbelte herum und ergab einen großen Strudel herabstürzenden Wassers, dann war es still.
Martin spürte, dass er mit seinem nassen Rücken auf moosbewachsenem Untergrund lag.
»Nicht tot, bringt Medizin, Medizin«, hörte er eine zischende Stimme ganz in der Nähe.
Der Mäusekrieger spürte, wie ihm eine scheußlich schmeckende Flüssigkeit eingeflößt wurde. Er öffnete die Augen.
Er lag auf einem breiten Felsvorsprung, der mit samtenem Moos bedeckt war. Sanftes Licht ließ leuchtende Wasserspiegelungen über die Felsoberfläche tanzen. Eine Maus hatte sich über ihn gebeugt, eine weitere kauerte ganz in der Nähe. Martin schaute noch einmal hin. Nein, es waren doch keine Mäuse, oder? Sie hatten sehr wenig Fell, eine schwarze Lederhaut und, was das Merkwürdigste war: Sie hatten Flügel!
Diejenige, die ihm am nächsten saß, schob mit einer schwarzen Klaue eine Schale zu Martin hinüber.
Martin drang der ekelhafte Geruch der Medizin in die Nase und er schob sie fort. »Ich möchte nicht mehr, danke. Mir geht es schon wieder ganz gut. Wo bin ich? Wer seid ihr?«
»Ganz ruhig, ganz ruhig. Wir gehören zum Stamm von Lord Cayvear, dem Herrscher vom Fledermausberg. Dir wird nichts geschehen, nichts geschehen«, versicherte ihm das Wesen.
Martin setzte sich auf; er war zwar nass, aber unverletzt. »Ich heiße Martin der Krieger. Ich hatte noch drei Gefährten dabei – zwei Mäuseriche und einen Maulwurf. Wo sind sie denn abgeblieben? Sind sie auch aus dem Wasser gefischt worden?«
Die andere Fledermaus kam herübergeschlurft. »Ich bin Felshänger und das hier ist Faltflügel. Den Wüterich und den kräftigen Tunnelgräber haben wir gefunden, aber sonst niemanden, sonst niemanden.«
Martin stand auf und lehnte sich gegen den Fels. Sein Kopf tat ihm weh und zwischen seinen Ohren konnte er eine große Beule ertasten.
»Der andere Mäuserich heißt Gonff und ist leicht zu erkennen. Er ist ein frecher kleiner Dieb, der für sein Leben gerne singt. Er ist mein Freund und wir müssen ihn unbedingt finden«, sagte er besorgt.
Mit einer Flügelspitze tastete Felshänger Martins Gesicht und Körper ab. Martin wich zurück und blieb dann ganz still stehen. Felshänger war blind.
Die Fledermaus kicherte; es klang wie ein trockenes Zischen.
»Wer mit dem Tastsinn sehen kann, ist nicht blind. Wenn ich mich sehr anstrengen würde, könnte ich dich auch mit meinen Augen sehen, aber der Stamm vom Fledermausberg hat schon vor sehr langer Zeit auf sein Augenlicht verzichtet. Wir können im Dunkel spüren, im Dunkel spüren.«
Die Fledermäuse führten Martin fort von dem Felsvorsprung, wo das herabstürzende Wasser unablässig rauschte. Sie suchten sich ihren Weg durch ein Labyrinth von Höhlen, die durch eine Reihe von Gängen miteinander verbunden waren. Gleich in der ersten Höhle fand Martin Roy-Ahoi und Klein Dinny.
»Hajaj, Martn. Nu duat Eu erst ama abtrockna.« Der Maulwurf warf ein Bündel weiches, getrocknetes Moos zu ihm hinüber.
Der Mäusekrieger rubbelte sich kräftig ab, um wieder warm zu werden.
»Habt ihr irgendetwas von Gonff gehört?«, fragte er seine Freunde.
Roy-Ahoi blinzelte im fahlen Lichtschimmer, der bis in den letzten Winkel des Fledermausberges vordrang.
»Absolute Fehlanzeige«, sagte er traurig. »Die Wasserflügel haben wir auch verloren, ich darf gar nicht an die ganze Arbeit denken, die ich in das Boot hineingesteckt habe.«
Dinny zog seine Schnauze kraus. »Hojoj, a Boot duat ma immr ärsetza könna, aber’s duat nur eina Gonffen geba.«
Eine Fledermaus kam herein und brachte ihnen etwas zu essen. »Ich bin Dunkelfell. Esst, esst. Unser Stamm ist auf der Suche nach eurem Freund, nach eurem Freund.«
Die drei Gefährten stillten mit den Speisen der Fledermäuse ihren schlimmsten Hunger. Es gab heiße Pilzsuppe und ein Getränk, das aus einer salzig schmeckenden Wasserpflanze gewonnen wurde. Der Rest war nicht so einfach zu identifizieren, schmeckte aber gar nicht so schlecht.
Martin war beim Essen mit seinen Gedanken ganz woanders. Eine große Last lag ihm auf der Seele. Er konnte sich ein Leben ohne seinen Freund, den Mäusedieb, an seiner Seite gar nicht mehr vorstellen.
Als sie gegessen hatten, ruhten sie sich eine Weile aus, um sich von den Anstrengungen zu erholen. Als Martin aufwachte, schliefen
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