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Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
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krachend die Küchentür aufflog.
    Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, den Relgan hätte mich verfehlt, und die Kugel hätte irgendwelches Glas zertrümmert, aber dann ging mir auf, daß er gar nicht geschossen hatte. Durch die Hintertür kamen Leute ins Haus. Zwei Leute. Zwei übereifrige, kräftige junge Männer … mit Strumpfmasken.
    Sie hatten es sehr eilig, prallten gegeneinander, schnell, gierig, voller Zerstörungswut.
    Ich versuchte, mich zur Wehr zu setzen.
    Ich versuchte es.
    Allmächtiger Gott, dachte ich, nicht dreimal am Tag. Wie konnte ich es ihnen klarmachen … Es waren schon genug Adern geplatzt und bluteten unter der Haut … schon zu viele Muskelfasern gequetscht und zerrissen … schon zuviel Schaden angerichtet. Wie konnte ich das erklären … und wenn, hätte es doch nichts genützt. Sie eher noch gefreut.
    Gedanken zerstreuten sich und verflogen. Ich konnte nicht sehen, nicht schreien, kaum atmen. Sie trugen rauhe Lederhandschuhe, die mir die Haut aufrissen, und die Schläge in mein Gesicht raubten mir die Sinne. Als ich zu Boden ging, benutzten sie ihre Stiefel. Gegen Glieder, Rücken, Magen, Kopf.
    Ich trat vollends weg.
    Als ich wieder zu mir kam, war alles ruhig. Ich lag auf dem weißen Fliesenboden, die Wange in einer Blutlache. Ich fragte mich umnebelt, wessen Blut es war. Trat wieder weg.
    Es ist mein Blut, dachte ich.
    Versuchte, die Augen zu öffnen. Irgendwas nicht in Ordnung mit den Augenlidern. Wenn schon, dachte ich, ich lebe – und trat wieder weg.
    Er hat nicht auf mich geschossen, dachte ich. Hat er auf mich geschossen? Ich versuchte, mich zu bewegen, um es herauszufinden. Übler Fehler.
    Als ich versuchte, mich zu bewegen, versteifte sich mein ganzer Körper, verspannte sich von Kopf bis Fuß in einem gewaltigen Krampf. Die vernichtende, unerwartete Schmerzensqual raubte mir den Atem. Schlimmer als ein Bruch, schlimmer als ausgekugelte Gelenke, schlimmer als alles andere …
    Meine Nerven schreien, dachte ich. Fordern mein Gehirn auf abzuschalten. Meldeten, daß zuviel verletzt war, zuviel zerstört, nichts sich bewegen durfte. Zuviel blutete in meinem Innern.
    Herr im Himmel, dachte ich, laß mich, hör auf. Ich bewege mich schon nicht. Ich bleibe einfach hier liegen.
    Nach langer Zeit löste sich der Krampf, und ich lag erleichtert da, ein kraftloser Haufen. Zu nichts in der Lage als zu beten, daß der Krampf nicht zurückkam. Zu zerschlagen, um einen vernünftigen Gedanken fassen zu können.
    Auf die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, hätte ich gut und gern verzichten können. Gedanken an Menschen, die an der Verletzung innerer Organe starben … Niere, Leber, Milz. Gedanken daran, wie schwer es mich eigentlich erwischt hatte, daß die Reaktion so heftig ausfiel. Gedanken daran, daß den Relgan zurückkäme, um seinen Job zu Ende zu bringen.
    Den Relgans Weltbürgerstimme: »Sie werden für das bezahlen, was Sie mir angetan haben …«
    Bezahlen mit Fleischwunden, inneren Blutungen und grauenhaften Schmerzen. Bezahlen mit der Angst, daß ich hier im Sterben lag. Innerlich verblutend. Wie Leute eben starben, die man zu Tode geprügelt hatte.
    Jahre vergingen.
    Wenn irgendein inneres Organ verletzt war, dachte ich … Leber, Niere, Milz … und blutete, müßte sich das irgendwie bemerkbar machen: flacher Atem, flatternder Puls, Durst, Unruhe, Schweiß. Nichts davon schien einzutreten.
    Nach einiger Zeit faßte ich Mut, in dem Bewußtsein, daß es zumindest nicht schlimmer wurde. Vielleicht konnte ich mich sachte und vorsichtig bewegen.
    Weit gefehlt. Wieder befiel mich der Starrkrampf, genauso schlimm wie zuvor.
    Schon die Absicht, mich zu bewegen, hatte genügt. Schon die ausgesandte Botschaft. Sie wurde nicht in Bewegung umgesetzt, sondern in einen Krampf. Für meinen Körper war es wohl die beste Art der Verteidigung, aber ich konnte es kaum aushalten.
    Es dauerte zu lange und ließ nur langsam nach, zögernd, als drohte es, zurückzukommen. Ich rühr mich nicht, versprach ich. Ich rühr mich nicht … nur hör auf … hör auf.
    Die Lichter im Haus waren an, aber die Heizung war aus. Mir wurde sehr kalt, ich erstarrte buchstäblich. Kälte stoppt Blutungen, dachte ich. Kälte war nicht das Schlechteste. Kälte würde all die offenen Blutgefäße in meinem Innern verengen und das rote Zeug daran hindern herauszutröpfeln, an Stellen, wo es nicht hingehörte. Die inneren Blutungen würden gestoppt. Die Genesung konnte beginnen.
    Ich lag stundenlang ruhig

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