Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reflex

Reflex

Titel: Reflex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Francis
Vom Netzwerk:
Namen der Mutter?«
    »Nein, leider nicht. Ich glaube, ich habe ihn nie gewußt, und nach all den Jahren …«
    »Sie haben mir außerordentlich geholfen«, sagte ich. »Ich werde Ihrem Peter die zehn Pfund schicken, obwohl er nicht der erste war.«
    Der Vater kicherte. »Da wird er sich freuen.«
    Ich ließ mir seine Adresse und auch den Namen der Leute geben, denen der Hof gehört hatte, aber Peters Vater sagte, daß er über die Jahre den Kontakt verloren hatte und nicht mehr wußte, wo sie lebten.
    Jeremy konnte sie ausfindig machen, dachte ich, falls es nötig war. Nachdem ich gebadet und gegessen hatte, nahm ich das Telefon aus der Küche mit nach oben und stöpselte es im Wohnzimmer ein, wo es mich eine weitere Stunde lang beim Fernsehen störte. Gott segne die kleinen Kinder, dachte ich und fragte mich, wieviel tausend wohl noch anrufen würden. Kein Kind war je hinter der hohen Holzbarrikade gewesen, es waren immer die Mütter und Väter, die in jungen Jahren dort geritten waren.
    Um neun Uhr hatte ich gründlich die Nase voll davon. Trotz des langen heißen Einweichens versteiften sich meine schwer geprellten Muskeln allmählich, und der beste Platz für meine geschundenen Glieder war das Bett. Da mußt du durch, dachte ich. Ich würde mich lausig fühlen. Das war immer so, für etwa vierundzwanzig Stunden, nach so vielen Tritten. Wenn ich ins Bett ging, konnte ich das Schlimmste verschlafen.
    Ich zog den Telefonstecker heraus und ging in Hemdsärmeln runter ins Badezimmer, um mir die Zähne zu putzen; da klingelte es an der Haustür.
    Fluchend ging ich nachsehen, wer da war.
    Öffnete die Tür.
    Vor mir stand Ivor den Relgan mit einer Pistole in der Hand.
     
    Ich starrte fassungslos auf die Waffe.
    »Zurück«, sagte er. »Ich komme rein.«
    Es wäre glatt gelogen, wenn ich behaupten würde, daß ich keine Angst hatte. Ich war sicher, daß er mich töten würde. Ich fühlte mich körperlos. Schwebend. Mein Blut raste.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag blickte mir der blanke Haß entgegen, und verglichen mit dem von den Relgan war der von Elgin Yaxley bloße Gereiztheit gewesen.
    Er scheuchte mich mit der tödlichen schwarzen Waffe zurück, und ich machte ein paar Schritte rückwärts, fast ohne meine Füße zu spüren.
    Er trat durch meine Haustür und stieß sie mit dem Fuß hinter sich zu.
    »Sie werden bezahlen«, sagte er, »für das, was Sie mir angetan haben.«
    Seien Sie vorsichtig, hatte Jeremy gesagt.
    Ich war es nicht gewesen.
    »George Millace war übel«, sagte er. »Sie sind schlimmer.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt in der Lage sein würde zu sprechen, aber ich versuchte es. Meine Stimme klang sonderbar, fast piepsig.
    »Haben Sie …«, sagte ich, »… sein Haus angesteckt?«
    Sein Blick flackerte. Sein von Natur aus arroganter Gesichtsausdruck, der überstanden hatte, was immer Lord White ihm gesagt haben mochte, war durch irgendwelche sinnlosen Fragen in letzter Minute nicht zu erschüttern. Seine Notlage hatte seine Überheblichkeit eher noch gesteigert, als wäre der Glaube an seine eigene Bedeutung das einzige, was ihm geblieben war.
    »Eingebrochen, verwüstet, abgebrannt«, sagte er voller Wut, »und die ganze Zeit hatten Sie das Zeug … Sie falsche Schlange.«
    Ich hatte das Fundament seiner Macht zerstört. Ihm seine Autorität geraubt. Nun stand er buchstäblich so nackt da wie auf dem Balkon in St. Tropez.
    George mußte die Bilder als Druckmittel benutzt haben, um zu bewirken, daß den Relgan aufhörte, sich an den Jockey Club heranzumachen. Ich hatte sie dazu benutzt, daß man ihn hinauswarf.
    Er hatte sich in den Augen der Rennleute etwas Ansehen verschafft, Vertrauen erworben. Jetzt hatte er alles verloren. Nicht drin zu sein war eine Sache, aber drin zu sein und dann wieder draußen, war etwas ganz anderes.
    George hatte die Bilder niemandem außer den Relgan gezeigt.
    Ich schon.
    »Zurück«, sagte er. »Da rüber. Wird’s bald.«
    Er wedelte mit der Pistole. Eine Automatic. Blöder Gedanke. Spielte keine Rolle.
    »Meine Nachbarn werden den Schuß hören«, sagte ich hoffnungslos.
    Er grinste spöttisch und sagte nichts. »Zurück, an der Tür da vorbei.«
    Es war die Tür zur Dunkelkammer. Fest geschlossen. Selbst wenn ich lebendig da reinspringen konnte … keine Rettung. Kein Schloß. Ich ging daran vorbei.
    »Halt«, sagte er.
    Ich mußte rennen, dachte ich wild. Mußte es wenigstens versuchen. Ich drehte mich bereits auf dem Ballen eines Fußes, als

Weitere Kostenlose Bücher