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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Ausruf. „Wir
sind so weit gekommen.” Sein Blick streifte Saha. „ Sie ist so weit
gekommen. Ihr werdet es nicht verhindern, dass sie weiter aufsteigt. Sie wird
den Heiligen Büffel sehen.”
    „Was faselt dieser Wahnsinnige da?”, rief Dahsani dazwischen.
    Die Antwort war das unheilvolle Zischen eines weiteren Speeres,
der Saha direkt entgegenflog. Sich exakt ihrem Herz näherte. Sie stand wie
gelähmt da. Ihr Gehirn hämmerte pausenlos den Befehl: Wirf dich zur Seite! Aber
ihr Körper versagte ihr den Dienst. Als sich Shirkan vor sie warf, blieb ihr
Herz ein, zwei Schläge stehen. Sie wollte schreien. Wollte ihn warnen. Aber
ihre Zunge lag wie Blei in ihrem Mund. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie,
wie sich der Speer Shirkans Brust näherte und darin versank.
    Da schrie sie.
    Als es zu spät war.
    Shirkan taumelte durch den Aufprall zurück und wurde von Shash
aufgefangen. Bewegung kam in die Gruppe. Ihre Entsetzensschreie vermischten
sich mit dem Grummeln, das aus Shirkans Kehle kam. Shash ergriff den Speer und
zog ihn vorsichtig aus der Wunde. Stöhnend befühlte Shirkan die blutende
Stelle. In ihm war nicht nur Schmerz, sondern auch Trauer, Saha nun nicht mehr
auf ihrem Weg in die Fünfte Welt begleiten zu können. Sie las die Erkenntnis in
seinen Augen, hörte seine brüchig klingende Stimme, die leise ”Es tut mir leid,
mein Kind” flüsterte.
    Shash stieß einen beruhigenden Laut aus. Er ließ sich auf den
Boden gleiten. Sanft bettete er den verwundeten Freund in seinen Schoss.
Shirkans Hand, die er vor die Wunde gehalten hatte, sank herab. Ebenso sein
Körper. Bevor er aus Shashs Armen auf den Boden glitt, trat das Leben aus
seinen Augen. Seelenlos blickten sie in den Himmel. Dorthin, wohin er nicht
mehr aufsteigen würde.
    „Du darfst mich nicht verlassen, Shirky!”, schrie Saha und war
nicht von der leblosen Gestalt wegzubekommen. „Was soll ich nur ohne dich
anfangen?”
    „Er ist tot”, flüsterte Ishtar und zog sie sanft mit sich fort.
    Die Clovis-Jäger hatten Saha nicht nur das Wesen genommen, das
mehr als ein Vater für sie gewesen war, sie nahmen ihr auch die Möglichkeit, um
ihn zu trauern. Sie mussten den leblosen Körper der Riesen-Ameise zurücklassen.
Mussten sich durch das Gebüsch schlagen. Die Freunde bildeten eine lebende
Mauer um Saha, Barb und Ishtar. Shash und Dahsani bluteten aus Wunden, die die
Speere ihnen zufügten, aber sie schafften es.
    Sie erreichten den Berg der Verschwiegenheit.
    Erklommen ihn schweigend, in Trauer um den verlorenen Freund.
Endlich verstand Saha den Satz: Der Verlust eines jeden, den wir lieben,
verursacht bitteres Leid.
    Denn sie litt fürchterlich.
     

     
    Als sie das Hochplateau erreichten, das an die Dritte Welt
grenzte, spürte Saha keine Freude. Wir haben es geschafft, Shirkan, dachte sie
und lächelte traurig. Dann stand sie abseits von den Freunden und blickte in
das versteckte Tal, das sie stumm entdeckt hatten. Geruhsam weidete ein
riesiger, weißer Büffel im Gras. Würdevoll neigte er den Kopf und zupfte an
einzelnen Büscheln. Von ihm ging ein so strahlendes Licht aus, dass Saha
meinte, den Schmerz nicht mehr ertragen zu können. Den Schmerz, dass Shirkan
das heilige Tier nicht mehr gesehen hatte. Den Heiligen Büffel, von dem er sein
ganzes Leben gesprochen hatte. Dann schaute der Büffel zu ihr auf und in seinen
Augen schimmerte etwas, das ihr sagte, dass Shirkans Geist, die Energie, die
ihn ausgemacht hatte, immer in ihrer Nähe bleiben würde.



 
    KIND DES HIMMELS
     
     
    Die Sonne hüpfte vom Himmel und tanzte mit ihren Strahlen über
das ganze Land. Sie tobte so übermütig, dass die Wolken schwankten. Empört
bockten sie wie wilde Mustangs. Zeigten sich ebenso unruhig wie Sahas
Gefühlswelt. In ihr war immer noch der Schmerz, den Shirkans Verlust in ihr
wachgerufen hatte. Den hatten auch Ishtars liebevolle Worte nicht besänftigen
können. Er brannte tief in ihr. Wie das Schuldbewusstsein, dass die
Riesen-Ameise noch leben könnte, wenn sie Saha nicht auf die gefährliche Reise
durch die Regenbogen-Welt begleitet hätte.
    Der unterdrückten Freude, dennoch in die Dritte Welt gelangt zu
sein, als sie die Spitze des Berges der Verschwiegenheit erklommen hatten, war
eine ungeheure Enttäuschung gefolgt, als sie bemerkten, dass sie in einer
Zwischenwelt gelandet waren. Sie sahen zwar schon das rosafarbene Rund der
Dritten Welt zum Greifen nah vor sich, waren aber in wattiges Weiß gehüllt, das
von wärmendem Sonnenlicht

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