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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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dürfte als Stärkung genügen. Für alle.”
    Saha schwankte auf ihrem Ast. Sie ließ das Blatt, an dem sie
gerade halbherzig geknabbert hatte, fallen. Barb ergriff ihren Arm. „Lass uns
noch ein Weilchen hier oben bleiben. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke,
dass diese Kannibalen ...” Sie verstummte.
    Ihre Blicke trafen sich.
    Und Saha spürte wieder das Glücksgefühl, das immer in ihr
erwachte, wenn sie Barb auch ohne Worte verstand. Die Freundin fühlte wie sie!
Das war das Ausschlaggebende.
    „Ich muss dir etwas verraten, Barb”, gestand sie. „Ich habe seit
Tagen immer den gleichen Traum, und ...”
    „Ich weiß”, hielt Barb ihr ruhig entgegen. „Ich auch.” Sie
blickte Saha mit ihren großen, wunderschönen Augen an. „Wir verändern uns.”
    Saha wäre beinahe von dem Ast gefallen. Nur im allerletzten
Augenblick klammerte sie sich daran und gewann wieder die Balance. „Du hast es
bemerkt?”
    Barb lachte. Und dieser heitere Ton löste die Spannung und das
Gefühl des Fremdelns in Saha. Das Gefühl, allein unter Andersartigen zu sein,
verschwand.
    „Natürlich habe ich es bemerkt. Ich hätte schon Tomaten auf den
Augen haben müssen, um das hier zu übersehen.” Sie streckte die Arme aus und
bewegte übermütig die Finger. Ein warmes Lächeln schimmerte in ihren Augen.
„Ishtar verändert sich ebenfalls.”
    „Ich weiß”, sagte Saha kläglich. Sie hatte bisher nicht den Mut
gefunden, ihn darauf anzusprechen. Denn durch ihre Wandlung hatte sich auch das
Verhältnis zueinander geändert. Bisher hatte Ishtar körperliche Nähe vermieden,
denn Gottesanbeterinnen standen in dem Ruf, nicht gerade zimperlich mit ihren
Partnern umzugehen. Doch auch Sahas Verhalten ihm gegenüber hatte sich
gewandelt. Sie war weicher und femininer geworden. Damit hatte sie noch
Schwierigkeiten. Irgendwie machte es sie verletzlicher. Das Gefühl, sich
auszuliefern, ließ sie nicht los.
    „Wir drei sind die Einzigen.”
    Der Satz besiegelte das, was Saha die letzten Tage beschäftigte
und ihr den Schlaf geraubt hatte. Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern.
Aber eine schroffe Stimme drang zu ihnen.
    „Wollt ihr da oben noch lange quatschen? Dafür haben wir keine
Zeit. Wir müssen weitergehen!”
    Jabani öffnete gelangweilt ein Auge. „Ist das ein
Sklaventreiber.” Sie gähnte Maiitsoh verschlafen an. „Ist wohl besser, seiner Eminenz,
General Custer, zu folgen bevor er uns niedermetzelt.” Sie flatterte
schlaftrunken zu Boden.
    Barb warf Saha einen fragenden Blick zu. „Hast du verstanden
wovon sie gesprochen hat? Wer ist General Custer?”
    Saha schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Aber das ist nicht
ungewöhnlich. Ich verstehe in der letzten Zeit ohnehin nicht, was vor sich
geht.”
     

     
    Maiitsoh hatte sie immer an dem Streifen buntblühender Büsche,
die einen gewissen Sichtschutz boten, vorbeigetrieben. GETRIEBEN war ein
treffender Ausdruck. Aber sein Verhalten gab ihm Recht, als der erste Speer
durch das Gebüsch schoss und nicht weit von ihnen in der Erde steckenblieb.
Gebückte Gestalten schlichen in gleichbleibendem Abstand neben ihnen her. Der
zweite Speer schoss dicht an Shash vorbei, der seine bullige Gestalt am
wenigsten verbergen konnte. Der Bär gab einen erschrockenen Laut von sich und
duckte sich so plötzlich hinter ein Gebüsch, dass Tuc das Gleichgewicht verlor
und zu Boden purzelte. Der kleine Käfer kullerte geradewegs in Hazees Arme
hinein. Das Eichhörnchen hob ihn auf und fragte besorgt. “Bist du ihn Ordnung?”
Und atmete erleichtert auf, als Tuc nickte.
    „Wir haben keine Zeit für Diskussionen”, schrie Maiitsoh. „Lauft,
immer in Richtung des Berges der Verschwiegenheit. Lauft um eurer Leben!”
    Der dritte Speer sauste über sie hinweg und blieb nur wenige
Zentimeter neben Saha stecken. Und jetzt bemerkte sie, dass die drei
Wurfgeschosse alle in ihre Richtung abgefeuert worden waren.
    Auch Maiitsoh begriff es. „Sie wollen Saha!”, schrie er.
    Der nächste Speer streifte Ishtar nur um Haaresbreite. „Sie
wollen Saha, Barb und Ishtar”, berichtigte sich Maiitsoh.
    Ishtar hatte versucht, sich in die Lüfte zu erheben, aber seit
der Verwandlung war er nicht mehr der begnadete Flugkünstler. Und er hatte
sichtlich Kräfte gelassen. Er taumelte, flog ein paar hilflose Schleifen und
purzelte zu Boden. Raffte sich auf und lief los. Ein Speer verfolgte ihn,
zischte scharf an ihm vorbei.
    Saha schrie entsetzt auf.
    Ihr Schrei vermischte sich mit Shirkans wütendem

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