Regenbogen-Welt (German Edition)
ihnen steckte Leben und sie sprachen
eine deutliche Sprache. Schmerz, Angst und Hoffnung leuchteten darin.
Die schwarzen Vögel hatten ihr Geschrei für kurze Zeit
unterbrochen. Dadurch hatte sich der Eisring um die Mönche stabilisiert.
Und dann kamen sie.
Die Regenbogenkrieger.
In Rüstungen, die wie der schillernde Bogen glänzte, der diese
Welt ausmachte. Sie gingen mit ernsten Mienen in exakten Zweierreihen
hintereinander her. Saha konnte einen erstaunten Schrei im allerletzten Moment
unterdrücken: Die Krieger waren eine perfekte Mischung aus Insekten und
Menschen.
Aufgeregt fuchtelte Saha mit den Armen. Sah Barb an und wusste,
dass auch sie sich an dem Anblick der Krieger festgesogen hatte. Doch die
heftigste Reaktion ging von den Vögeln aus. Sie fuhren herum, krächzten schrill
und hasserfüllt auf und warfen sich sofort in den Kampf. Saha hatte immer mehr
das Gefühl, eine bedrückende Illusion vor Augen zu haben. Die Krieger
schwenkten ihre Eisschwerter und richteten sie gegen die Angreifer. Tatsächlich
trafen sie einige, aber sobald sie mit der Schneide durch die Vogelkörper
fuhren, fielen diese zwar auseinander, machten aber dunklen, missgeformten
Gestalten Platz, die sich erneut auf die Krieger stürzten.
Es schien ein aussichtsloser Kampf zu sein. Wenn ein Vogel fiel,
entstand aus ihm ein noch stärkerer Gegner.
„Sie verlieren”, rief Hazee erschrocken. „Die Regenbogenkrieger
verlieren. Das darf nicht geschehen!”
Ja, dachte Saha, das müssen wir verhindern. Doch was sollten sie
gegen diese Übermacht ausrichten? Die Zeit arbeitete gegen sie. Mit jedem
Regenbogenkrieger, der von den dunklen Wesen besiegt wurde, zog sich der
Eisring fester um die Oberkörper der Mönche. Entsetzte Schreie entflohen ihren
Kehlen.
Barb riss aufgeregt an Sahas Arm. „Wir müssen etwas unternehmen.”
Sie drehte den Kopf zur Seite. „Ishtar, was sollen wir machen?”
Saha wusste nicht, wie und warum, aber plötzlich lag die
Zauberfeder des Purpurschwanes in ihrer Hand. Verstört blickte sie darauf. Die
hatte sie völlig vergessen. Was sollte sie damit machen? Wie konnte ihr eine
simple Schwanenfeder helfen? Grübelnd hielt sie die Feder vor das Gesicht und
zuckte zusammen, als Jabani hektisch an ihr vorbeiflog und sie ihr entriss. Die
Fledermaus flatterte damit bis an den goldenen Ball der Sonne und warf die
Feder hinein.
Das Ergebnis war verblüffend.
Das Kind des Himmels loderte plötzlich wie ein Feuer und
erstrahlte purpurrot. Mehr noch, die feurigen Strahlen bahnten sich ihren Weg
durch die Wolken und hüllten die dunklen Angreifer ein. Es zischte und
knisterte. Saha roch verbranntes Fleisch. Die Wesen schrien auf, schlugen mit
ihren verkrüppelten Armen um sich und verwandelten sich dann in kleine rötliche
Feuersäulen. Es brauste, knisterte, und dann lösten sich die Säulen mit ihrem
dunklen Inhalt in Nichts auf. Und mit jeder Feuersäule, die zerfiel, weitete
sich der Eisring, der die Mönche gefangen hielt. Mit jedem dunklen Wesen, das
verschwand, wurden die Strahlen der Sonne wieder wärmer und wärmer. Als der
letzte Angreifer sein Leben ausgehaucht hatte, wurde das Kind des Himmels zu
einem einzigen pulsierenden Licht, dessen Strahlen beinahe spielerisch die
Regenbogenkrieger umfassten und sie in das Rot des Sonnenkörpers zogen.
Es war alles so blitzschnell gegangen, dass Saha und ihre Freunde
erst später begriffen, was geschehen war. Sie hätten das kleine Wunder, das
sich vor ihren Augen abgespielt hatte, gerne in sich nachwirken lassen. Aber
diese Zeit war ihnen nicht vergönnt. Sie mussten die Mönche befreien.
Dachten sie.
Aber das war nicht nötig.
Der Ring aus Eis, der die heiligen Männer auf dem Altar gefesselt
hatte, war ebenso wie die Vogelwesen verschwunden. Erschöpft und entkräftet
saßen die vier weißgekleideten Greise immer noch auf dem Altar. Sie waren
allerdings bis an den Rand gerutscht und ließen ihre Beine darüber baumeln.
Azaa und Uhura gingen geradewegs auf sie zu. Sprachen eine Weile aufgebracht
auf die Mönche ein. Saha, die merklich still geworden war, stand ein wenig
abseits und beobachtete sie. Azaas Aufregung zeigte sich deutlich. Sie hatte
sich auf das hinterste Beinpaar gestellt und fuchtelte mit den anderen durch
die Luft. In ihrem Gesicht zeichneten sich hektische, rote Flecken ab.
Saha rief sich den Kampf der Regenbogenkrieger gegen die
Vogelwesen ins Gedächtnis zurück. Von den Kriegern war ein derartiges Leuchten
ausgegangen, dass
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