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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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darauf
marschierte Maiitsoh schnurstracks zu. Er sah nicht links, nicht rechts. Folgte
immer nur seiner Nase, die schnüffelnd über den eisigen Wolkenboden glitt. Saha
wusste, dass er etwas Bedeutsames gewittert haben musste, denn so gut kannte
sie den Großen Wolf mittlerweile, dass er kein übereifriger Spinner war. Sie
kniff die Augen zusammen und versuchte einen bestimmten Punkt am Horizont
auszumachen. Irgendetwas Greifbares. Etwas, das ihnen weiterhalf. Aber da war
nichts.
    Sie folgten Maiitsoh, bis sich die Dämmerung über die
Zwischenwelt legte und erreichten  den Waldrand, der ihnen einen Blick in die
weite Wolkenwelt ermöglichte.
    Und dann sahen sie es. Die Antwort auf ihre Fragen.
    Der Himmel tat sich auf. Zeigte ihnen eine kahle, weiße
Landschaft. Inmitten dieser erhoben sich glänzende Eisblöcke, die zu einem
mystischen Kreis formiert waren. Das Licht der Sonne brach sich darin. Nahm
einen gezielten Weg und fiel in die Mitte des Kreises, die noch vor ihnen im
Verborgenen lag.
    „Dort muss der Altar des Himmelskindes stehen”, wisperte Azaa und
wollte auf die Eisblöcke zulaufen.
    Aber Maiitsoh hielt sie zurück. „Bleib hier. Irgendetwas stimmt
da nicht!”
    „Ach, woher willst du das denn wissen?”, fragte Azaa aufmüpfig.
    „Maiistoh hat Recht. Also streitet euch nicht. Ich fliege in die
Nähe des Kreises und sehe nach, was da los ist”, schlug Uhura vor.
    „Kommt nicht in Frage”, widersprach Saha. „Wir gehen gemeinsam!”
    „Saha hat Recht”, pflichtete Maiitsoh ihr bei. „Wir sollten uns
auf keinen Fall trennen.”
    Saha blickte den Großen Wolf erstaunt an. Zustimmung von seiner
Seite hätte sie am allerwenigsten erwartet. Eine Art Konkurrenzkampf war
zwischen ihnen erwachsen. Um das Anführen der kleinen Gruppe und um deren
Aufmerksamkeit – allem voran um Barbs. Saha beobachtete mit wachsender
Eifersucht das zarte Band, das zwischen Maiitsoh und ihrer Freundin entstand.
Sie fühlte sich ausgeschlossen. Zum ersten Mal, seit sie Barb kannte, drängte
sich jemand in ihre eingeschworene Zweiergemeinschaft. Eine männliche Kraft, zu
der Saha nicht in Konkurrenz treten konnte. Scham kam bei dem Gedanken in ihr
auf. Immerhin hatte sie seit längerer Zeit Ishtar an ihrer Seite. Daran hatte
Barb nie Anstoß genommen. Warum gönnte sie der Freundin das Glück nicht?
Egoistin, schalt sie sich selbst.
    Wieder streifte ihr Blick Maiitsoh. Er machte gerade eine
herrische Geste. Das Zeichen zum Aufbruch. Als sie losgingen, spürte Saha ein
Gefühl der Feindseligkeit. Es war nicht in ihr, nein, es lag in der Luft. Umgab
sie und drückte ihr und ihren Freunden einen Stempel auf. Und es nahm zu, je
näher sie dem Eisblock-Kreis kamen.
    Schimmernder Raureif lag wie eine Veredelung auf den Blöcken, die
schlank in die Wolken und den Himmel ragten.
    „Es gab schon einmal einen solchen Kreis”, hörte Saha plötzlich
Azaa neben sich sagen. „Und der war so angebracht, dass der Lichteinfall der
Sonne zu den Sonnenwenden direkt auf einen Altar in der Mitte fiel. Die
Menschen glaubten, der Kreis wäre von Außerirdischen geschaffen worden.”
    „Was sind Außerirdische?”, wollte Jabani wissen. Die
Fledermaus-Frau war zwar noch nie die Gesprächigste gewesen, aber seit sie in
der Zwischenwelt waren, hatte sie kaum einen Ton herausgebracht.
    Uhura schmunzelte. Sie hatte sich mit Kasur auf Azaas Seite
geschlagen. „Außerirdische sind genau genommen wir.”
    Hazee riss erstaunt die Augen auf. „Wir?”, fragte sie ungläubig.
    Uhura lachte. „Nun, alles was nicht irdisch ist, was nicht auf
der Erde lebt ...”
    „Spar dir deine Belehrungen für später”, unterbrach Maiitsoh sie
rüde. Seine Augen waren nur noch dünne, blitzende Goldschlitze. „Seht ihr die
Vögel?”
    Saha versuchte die dunklen Punkte am Himmel auszumachen, die in
unruhigen Schleifen über den magischen Kreis flogen. Sie fröstelte. Eine eisige
Windböe pfiff über sie hinweg. Es war überhaupt kühl geworden. Die Sonne hatte
weiter an Wärme verloren.

    Sie waren bis auf wenige Meter an den Kreis herangekommen. Das
Gefühl der Kälte und der Spannung nahm mit jedem Schritt zu. Unruhe ging von
dem kreischenden Vogelschwarm über ihnen aus. Saha blickte zu ihnen auf und
verzog angewidert das Gesicht. Diese Vögel hatten ganz und gar nichts mit India
und Davina gemein. Ihr schwarzes Gefieder, die düsteren Gesichter und ihr
Furcht einflößendes Geschrei übten eine deutliche Bedrohung aus. Saha, Barb und
Ishtar wechselten

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